Selbst Chinesen sind oft ratlos

Pekinger Schilderwald

Verkehrszeichen prägen das Straßenbild in Peking. Neben auch für Europäer verständlichen Anordnungen, gibt es bei manchen Zeichen selbst unter Einheimischen diverse Erklärungsansätze.

Von Imke Hendrich

Greg aus Australien hat es aufgegeben: «Diese vielen Schriftzeichen sind absolut verwirrend.» Inzwischen versuche er gar nicht mehr, den Sinn der zahllosen Verkehrszeichen in der Olympia-Stadt Peking zu ergründen. «Ich kann nur ein Taxi nehmen und hoffen, anzukommen.» Tatsächlich haben die Chinesen offenbar eine Liebe für Schilder aller Art.

Sechs Varianten

Will man den Wald ein wenig lichten, finden sich mindestens sechs Varianten. 1. Die Unspektakulären: Verkehrszeichen, die auch Europäer kennen dürften, wie Halteverbot oder Zebrastreifen. 2. Die leicht Abgeänderten: In einem gängigen «Vorfahrt achten»-Schild prangt das chinesische Zeichen für «jemanden den Vortritt lassen» - doppelt hält halt besser.

Dieses Motto gilt auch für Variante drei: Ein Mix aus Altbekanntem und Kuriosem samt chinesischer und manchmal auch englischer Erläuterung darunter. «Das habe ich noch nie gesehen», sagt ein Olympia-Gast aus Deutschland und zeigt auf vier kleine Schilder im Zugang zur U-Bahn. Keinen Müll wegwerfen - kennt man. Aber ein durchgestrichener Mann, der auf einer Treppe sitzt, darunter frei übersetzt die Warnung «Hier nicht faulenzen» sei ihm dann doch neu. Zu der Vierer-Combo gehört auch noch ein dem Kinderbuch entsprungenes Bild mit einem kleinen Kaufstand, einem Menschen und einem Pullover. Das Ganze mit einem roten Querbalken verbietet hier jeglichen Handel.

Teilweise absolut rätselhaft

4. Variante: Die für Ausländer völlig Wertlosen. Allerdings sind diese Schilder mit ausschließlich chinesischen Schriftzeichen nicht selten sinnlos postiert: Eines hängt etwa an einer kilometerlangen, Gartenzaun ähnlichen Absperrung zwischen Fußweg und breiter Straße und empfiehlt «Fußgänger, bitte die Unterführung nehmen» - wäre keiner drauf gekommen. 5. Variante: Mahnende Verkehrserziehung. So verkündet ein Schild an einer belebten Kreuzung: «Wenn das Auto dem Menschen die Vorfahrt lässt, ist dies Sicherheit, wenn der Mensch dem Auto die Vorfahrt lässt, ist dies Zivilisation und wenn ein Auto dem anderen Auto die Vorfahrt lässt, ist dies Harmonie.»

Die sechste Variante: Die absolut Rätselhaften. Dies sind Schilder, deren Bedeutungen selbst den Chinesen offenbar verschlossen geblieben sind. Nahe dem Platz des Himmlischen Friedens findet man so eines: Ein Verbotsschild mit einem Auto, auf dessen Dach irgendetwas explodiert, nur was? Und was ist hier untersagt? Ein Polizist erklärt: «In diese Straße dürfen keine explosiven Stoffe transportiert werden.» Eine Sicherheitskraft ist da anderer Meinung: «Autofahrer sollen vorsichtig sein, weil sie an die Laterne prallen könnten.» Ein Taxifahrer weiß es besser: «Das Schild warnt vor möglichen Verkehrsunfällen.» Und ein seit langem in Peking lebender Korrespondent vermutet schließlich: «Dort könnte etwas von den Bäumen auf die Autos fallen». Bei solchen Schildern ist also nicht nur der australische Olympia-Tourist Greg völlig ratlos. (dpa)

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