Triumph Sprint ST: Britische Alleskönnerin

Triumph präsentiert mit der Sprint ST einen Sporttourer, der kaum Wünsche offen lässt. Mit einem Preis von knapp unter 12.000 Euro braucht die Maschine die Konkurrenz nicht zu scheuen.

Michael Godde

Um auch dem letzten Zweifler den fulminanten Dreizylinder der Triumph Sprint ST näher zu bringen, bieten die Briten ihren Sporttourer jetzt für 11.460 Euro an - inklusive in Fahrzeugfarbe lackierten Hartschalenkoffern und Heizgriffen.

Der günstige Preis lässt allerdings keine Rückschlüsse auf ihre Performance sowohl auf kurvigen Straßen als auch auf langen Reiseetappen zu. Denn die Sprint ST beweist: Handling, Leistung, Komfort und Emotionen dokumentieren sich nicht durch einen hohen Preis.

Guter Wind- und Wetterschutz

Auf Grund ihrer ausgezeichneten Ergonomie offeriert die ST großen wie kleinen Fahrern einen passenden Arbeitsplatz. Dank der gut in der Hand liegenden Lenkerenden spannt sich der Oberkörper nicht so stark über den langen Tank, wie es bei dem sportlicheren Schwestermodell RS (nur noch in limitierter Auflage von 150 Stück lieferbar) mit tiefer befestigten Lenkerstummeln der Fall ist.

Fahrer bis zu einer Größe von 185 Zentimetern finden einen angenehmen Wind- und Wetterschutz vor. Lediglich Personen, die dieses Maß überragen, klagen über Turbulenzen im Kopfbereich. Die leicht nach vorne geneigte Sitzposition mit moderaten Kniewinkeln entlastet Bandscheibe wie Handgelenke gleichermaßen. Ebenso entspannt wie der Fahrer sitzt auch der Sozius. Die leichte Stufe in der Sitzbank gewährt einen beruhigenden Blick über die Schulter des Piloten. Tief angebrachte Soziusrasten lassen auch längere Strecken entspannt vorüberziehen. Die hinteren Fußstützen sind wie die vorderen dennoch ausreichend hoch montiert, um nicht vorzeitig Kerben in den Asphalt zu kratzen.

Gute Fahrwerksabstimmung

Auch der Sozius kann auf der Sprint ST bequem sitzen. Foto: Werk

Allerdings könnte dies der hochglanzpolierte Endtopf fertig bringen, wenn die beiden Hartschalenkoffer das Heck zieren. Denn, um für diese Platz zu schaffen, muss man die Auspuffanlage in der tieferen von zwei möglichen Positionen arretieren. Die Fahrwerksabstimmung der Sprint ST kann man als Meisterstück bezeichnen. Ohne schwammig zu wirken oder übertriebene Härte zu zeigen, stellen die Feder-Dämpferelemente ein hohes Maß an Komfort bereit.

Ermöglicht durch die sensibel ansprechende 43-Milimeter-Telegabel mit einstellbarer Federbasis wie das harmonisch agierende Zentralfederbein, das sich sowohl in Federvorspannung, als auch in der Zugstufe auf verschiedenste Ansprüche abstimmen lässt. Selbst in atemberaubender Schräglage vermittelt die ST stets ein sicheres Gefühl, gepaart mit einem feinfühligen Feedback. Nur der auf einer Sechs-Zoll-Felge aufgezogene 180er-Reifen läuft gerne Längsrillen nach und lässt sich von anderen Widrigkeiten des Straßenbaus gelegentlich aus der ansonsten stoischen Ruhe bringen.

Britischer Alleskönner

Die Verkleidung der Triumph sieht schnittig aus. Foto: Werk

Das gelungene Handling animiert dazu, das Beste am britischen Alleskönner zu fordern: den Motor. Was den Deutschen der Boxer, den Italienern der V und den Japanern der Vierzylinder, ist den Briten der Drilling. Sein heiseres Grollen, das schon im Stand durch die Auspuffanlage dringt, betört. Schaltet man sich durch die etwas raue Sechs-Gang-Getriebebox und durchdringt so jede Drehzahlregion, spielt der Triple seine unverwechselbare Melodie.

Gekonnt dirigiert, erreicht die vom 955 Kubikzentimeter großen und 120 PS starken Dreizylinder beschleunigte Sprint ST nach gut drei Sekunden die 100 Stundenkilometer und beendet ihren Vortrieb erst bei zirka 240 km/h. Dabei reagiert die Einspritzanlage stets spontan auf Gasbefehle. Bereits kurz über Leerlaufdrehzahl zieht die Britin vehement vorwärts, legt dann mit Nachdruck zu, um kurz vor Höchstdrehzahl - die bei 9200 Umdrehungen in der Minute liegt - ein wahres Feuerwerk abzubrennen. Schöpft man das Leistungspotenzial nicht jederzeit aus, lassen sich auf Grund des 19,5 Liter fassenden Tanks und einem Verbrauch um die 5,5 Liter auf 100 Kilometer akzeptable Reichweiten erzielen.

Gute Bremsen

Wie der Motor stammt auch die Bremsanlage vom großen Supersportler Daytona 955i des britischen Motorradherstellers. Damit zeigt sich die Sprint in allen Fahrsituationen bestens gerüstet. Ein sanfter Zug am einstellbaren Bremshebel und die beiden Vierkolbenbremszangen drücken ihre Beläge energisch gegen die rotierenden 320 mm-Bremsscheiben. Beim hinteren Zwei-Kolben-Stopper bedarf es noch einen beherzten Tritt, um eine akzeptable Wirkung zu erzielen. Für Sportler meist kein Problem, für Tourer, die gerne mit der Hinterradbremse unterstützend eingreifen, dürfte die Funktion nachhaltiger sein. Die Triumph Sprint ST ist ein Allrounder mit einem unschlagbarem Preis-/Leistungsverhältnis.

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