Die Gefahr lauert auf der Landstraße

Die Autobahnen sind trotz der Erlaubnis hoher Geschwindigkeiten relativ sicher. Die meisten Toten sind außerhalb geschlossener Ortschaften zu beklagen.

Von Heiko Haupt


Wenn in den Nachrichten ein Verkehrsunfall Erwähnung findet, dann handelt es sich meist um ein schweres Unglück auf der Autobahn. Solche Berichte haben im Bewusstsein vieler Menschen das Gefühl zementiert, dass es sich gerade bei der Autobahn um ein recht gefährliches Stück Straße handelt. Die Realität sieht aber anders aus. Die meisten Schwerverletzten und Toten sind auf Landstraßen zu beklagen, und auch Städte sind kein sicheres Pflaster.

60 Prozent Tote auf Landstraßen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden wurden im Jahr 2006 im Straßenverkehr 5107 Menschen getötet. Der überwiegende Teil von ihnen kam auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften um - 3070 Verkehrstote waren dort zu beklagen. Dabei handelt es sich um Land- oder Bundesstraßen, die Autobahnen waren in dieser Hinsicht wesentlich sicherer: Hier starben bei Verkehrsunfällen im Jahr 2006 nur 645 Menschen. Gut doppelt so viele - nämlich 1392 - wurden Opfer von Verkehrsunfällen innerhalb von Ortschaften.

Die Erklärung für die Sicherheit der Autobahnen ist simpel. «Der erste Punkt ist, dass es sich bei Autobahnen um kreuzungsfreie Strecken handelt. Hinzu kommt, dass die Fahrspuren getrennt sind, man hat es also nicht mit Gegenverkehr zu tun», sagt Alfred Fuhr, Verkehrssoziologe des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Womit einige der wichtigen Unfallursachen wegfallen. Außerdem sind die Fahrer auf den Autobahnen recht konzentriert unterwegs und werden kaum von Geschehnissen am Straßenrand abgelenkt.

Unterschiedliche Fahrzeuge unterwegs

Das Gegenteil davon stellt die Landstraße dar. Neben der hohen Zahl an Toten wurden hier allein 2006 auch 30.444 Schwerverletzte gezählt, hinzu kamen 91.949 Leichtverletzte. «Landstraßen werden immer unterschätzt, sind aber extrem gefährlich», warnt Marion Steinbach, Sprecherin der Deutschen Verkehrswacht (DVW) in Bonn.

Einer der wichtigsten Gründe für die hohen Unfallzahlen: «Auf diesen Strecken sind sehr viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer unterwegs», erläutert Carla Bormann, Sprecherin des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) in Bonn. Neben Austos und Lastwagen legen dort auch Mofafahrer ebenso wie Radfahrer Distanzen zurück.

Unfallschwerpunkt Allee

Hinzu kommen Gefahren wie Wild und Bäume am Straßenrand. Gerade der Bestand an Alleen gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen zwischen Umweltschützern und Unfallforschern. Denn hier passieren besonders schwere Unfälle. «Wer auf einer Allee zu schnell fährt und die Kontrolle verliert, hat kaum eine Chance - er landet fast immer an einem Baum», sagt Carla Bormann. Der wichtigste Rat ist daher, auf Landstraßen sehr vorsichtig zu fahren.

Obwohl überhöhte Geschwindigkeit immer noch die Hauptunfallursache ist, darf auch beim vergleichsweise langsamen Fahren in der Stadt die Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Denn auch hier finden sich viele potenzielle Gefahren. «Vor allem ist in den Städten die Verkehrsdurchmischung noch größer als auf der Landstraße», sagt Alfred Fuhr. Denn auf engstem Raum bewegen sich Autofahrer, Radler, Fußgänger, Inline-Skater und viele andere Verkehrsteilnehmer.

Ablenkungsquellen reduzieren

Das alles bündelt sich zu einem der Hauptprobleme des Verkehrs - der Ablenkung. Gerade in der Stadt zieht vieles die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sich und lenkt von anderem ab: «In der Stadt ist es daher wichtig, die Ablenkungsquellen zu reduzieren», erklärt Alfred Fuhr. «Wer mit dem Handy telefoniert und nebenbei noch etwas im Wagen sucht, der kriegt vieles im Verkehrsgeschehen nicht mit.» (dpa)

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