«Autogas ist in der Wahrnehmung kaum präsent»

«Autogas ist in der Wahrnehmung kaum präsent»
Chevrolet Epica © Foto: press-inform

Mit Autogas kann der C02-Ausstoß reduziert werden. Dennoch entscheiden sich nur wenige Verbraucher für diesen Kraftstoff. Im Interview mit der Autogazette spricht Chevrolet-Pressesprecher Uwe Rowold darüber, weshalb Flüssiggas ein Schattendasein fristet.

Das Autogas fristet trotz Klimadebatte und CO2-Ausstoß in Deutschland ein Außenseiterdasein. Während zum einen in der Wahrnehmung das Thema Gas noch immer als hochexplosiv diskutiert wird, scheuen sich andere vor dem etwas weiteren Weg zu einer Tankstelle, die Flüssiggas anbietet. «Man ist sehr bequem geworden in Deutschland», sagt Chevrolet-Pressesprecher Uwe Rowold im Interview mit der Autogazette.

Doch selbst die großen Tankstellen scheuen den Einsatz von Autogas und präferieren Erdgas. «Erdgas wird von den Medien und den Städten, in denen der Erdgas-Hersteller sehr stark ist, publik gemacht», so Rowold am Rande der AMI in Leipzig. Zehn Prozent aller Chevrolet-Kunden lassen derzeit ihr Auto nachrüsten. Rowold rechnet auch nicht damit, dass sich in naher Zukunft dieser Anteil großartig steigern lässt. «Ich will mich nicht aus dem Fenster lehnen. Zehn Prozent sind schon ein ordentlicher Sprung. Bei einer Prognose wäre ich vorsichtig. Bis 15 Prozent könnte es gehen. Das wäre dann der nächste ordentliche Sprung.» Letztendlich aber sei die Gesellschaft zu sehr auf Diesel und Benzin fixiert.

«Man ist sehr bequem in Deutschland»

Autogazette: Herr Rowold, seit Montag bietet Chevrolet für die kommenden vier Wochen beim Autokauf eine kostenlose Nachrüstung einer Autogasanlage an. Sind Sie mit den Verkäufen nicht zufrieden?

Uwe Rowold: Wir haben die Flüssiggas-Offensive gestartet, um das Thema Autogas voranzutreiben, da es in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent ist.

Autogazette: Woran liegt es denn, dass das Thema Autogas im öffentlichen Leben so gut wie keine Rolle spielt?

Rowold: Die Angst vor dem kleinen Tankstellenangebot ist enorm groß. Dabei ist bei knapp 2300 Möglichkeiten der Weg zur Tankstelle oder zu einem Gastank gar nicht so weit. Man ist aber sehr bequem geworden in Deutschland.

Autogazette: Liegt es vielleicht auch daran, dass an öffentlichen Tankstellen nur selten Flüssiggas angeboten wird?

Rowold: Darüber kann man sich in der Tat wundern. Aber es wird den Tankstellenpächtern auch nicht leicht gemacht. Ein mir bekannter Pächter wollte eine LPG-Anlage installieren. Doch nicht nur die Behördengänge erschwerten das Vorhaben, sondern auch die Ölfirma, die kein Flüssiggas im Angebot haben wollte.

«Bedarf an Aufklärung sehr hoch»

Chevrolet Captica (vorn) und Chevrolet Lacetti Foto: AG/Flehmer

Autogazette: Zudem wird auch immer noch die Angst vor einer Gasanlage im Auto vorhanden sein. Die Hinweisschilder, dass Autos mit Gasantrieb nicht in die Tiefgarage dürfen, sind vielen wahrscheinlich noch präsent...

Rowold: ...schwierig, das pauschal zu beurteilen. Aber es steckt in vielen Köpfen noch so drin. Dabei ist dieser Hinweis bereits seit den 80er Jahren kein Gesetz mehr, sondern nur noch eine Hausordnung. Viele sagen heute: «Ach, das kann man.» Der Bedarf an Aufklärung ist sehr hoch.

Autogazette: Trotz eines breiteren Tankstellennetzes scheint das Thema Erdgas in der Öffentlichkeit präsenter zu sein als Autogas ...

Rowold: ...Erdgas wird von den Medien und den Städten, in denen der Erdgas-Hersteller sehr stark ist, publik gemacht. Zudem bewirbt Opel sehr ausführlich das Thema Erdgas...

«Nachrüstlösung ist eine Nachrüstlösung»

Eine Flüssiggas-Anlage Foto: Werk

Autogazette: ... was Chevrolet aber auch machen könnte. Wieso bewerben Sie das Thema Autogas nicht großspuriger?

Rowold: Wir sind nur ein kleiner Importeur. Der Hersteller hat es leichter als ein Importeur, der nachrüsten muss. Während beim Hersteller alles gleich vom Werk geliefert wird, muss der Importeur noch einmal Hand anlegen. Und eine Nachrüstlösung ist eine Nachrüstlösung.

Autogazette: Zudem scheint Erdgas auch eine bessere Qualität zu besitzen...

Rowold: ...was man so nicht sagen kann, sowohl von der Qualität als auch von der Umweltverträglichkeit nicht. Mit Autogas gibt es bis zu 18 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Bei Erdgas sind es zwischen fünf und 25 Prozent. Es liegt eher daran, dass Erdgas ein Naturprodukt ist, Autogas ein Abfallprodukt.

Autogazette: Trotzdem scheint die Anzahl der Kunden, die sich für Autogas entscheiden, zu stagnieren, jedenfalls bei Chevrolet. Die Zahl bleibt bei rund zehn Prozent aller Chevrolet-Kunden stehen.

Rowold: Wir haben in diesem Jahr eine Dieseloffensive gestartet. Zudem hat sich der Gesamtmarkt insgesamt zurückgezogen.

15 Prozent wären ein ordentlicher Sprung

Chevrolet Epica 2.0 LPG Foto: Press-Inform

Autogazette: Wird denn das Autogas jemals aus der Nische heraustreten können?

Rowold: Das glaube ich nicht, dafür ist unsere Gesellschaft zu stark von Diesel und Benzin geprägt.

Autogazette: Bei wieviel Prozent wird sich der Anteil der Autogas-Kunden einpendeln?

Rowold: Ich will mich nicht aus dem Fenster lehnen. Zehn Prozent sind schon ein einordentlicher Sprung. Bei einer Prognose wäre ich vorsichtig. Bis 15 Prozent könnte es gehen. Das wäre dann der nächste ordentliche Sprung.

Autogazette: Und auf die Zukunft hin betrachtet? Immerhin steigen die Benzin- und Dieselpreise an. Der Preisvorteil beträgt jetzt schon bis zu 60, 65 Cent pro Liter.

Rowold: Aber man muss abwarten, wie sich der Markt entwickelt und wie es mit der Besteuerung nach 2018 aussieht. Doch selbst wenn die Begünstigung wegfällt und der Preis um rund 15 Cent pro Liter ansteigt, ist Autogas immer noch eine preiswerte Alternative.

Das Interview mit Uwe Rowold führte Thomas Flehmer

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