Der Fiat Tipo bietet als Gebrauchtwagen viel Ausstattung für einen überschaubaren. Aber beim TÜV fällt er negativ auf.
Der eine oder die andere erinnert sich vielleicht noch an den Fiat Tipo aus den 80ern, der zwischen 1988 und 1995 das Angebot der Italiener in der Kompaktklasse war. Und zwar recht erfolgreich. Kein Wunder, dass Fiat nach den weniger nachgefragten Nachfolgemodellen Bravo und Stilo 2016 wieder einem Kompakten den Namen Tipo gab.
Der Tipo startete zunächst als Stufenheckmodell, im Sommer und Herbst 2016 folgten Steilheck und Kombi. Die drei Karosserievarianten sind gefällig gezeichnet, dass die Fahrzeuge ab rund 14.000 Euro (Limousine) angeboten wurden, sieht man ihnen zumindest von außen nicht an.
Ansprechender Innenraum
Auch innen geht es edler zu als die Neupreise es vermuten lassen würden. Bei den unmittelbar sichtbaren Cockpit-Teilen stimmen Materialauswahl und Anmutung, die Verarbeitung wirkt solide.
Nur wer mit den Händen unter dem Armaturenbrett entlangstreicht oder in Ecken und Winkeln der Innenraumverkleidung greift, fühlt an scharfen Graten und ungleichmäßigen Übergängen, wo gespart wurde. Gebrauchtwageninteressenten mit Platzbedarf, suchen am besten nach der 4,53 Meter langen Viertürer oder dem 4,57 Meter langen Kombi. Das Kofferraumvolumen beträgt 520 Liter beziehungsweise 550 bis 1.650 Liter beim Kombi. Selbst das 4,37 Meter lange Steilheck kommt auf 440 Liter.
Anfang 2021 erhielt der Tipo ein Facelift. Man erkennt es an neuen Leuchten, am neuen Fiat-Logo sowie am geänderten Grill. Innen haben die analogen Instrumente ausgedient. Fiat hat zudem die Limousine in Deutschland aus dem Programm genommen, stattdessen gibt es nun eine robust-wirkende „Cross“-Version auf Basis des Steilhecks.
Drei Benziner, zwei Diesel zum Start
Zum Marktstart standen drei Benziner und zwei Diesel zur Wahl. Der 1,4-Liter-Saug-Benziner leistet 95 PS, der 1.6er mit 110 PS kommt ebenfalls ohne Turbounterstützung aus. Er ist ab Werk an eine Sechsgang-Automatik gekoppelt. Beim 1.4er Sauger und beim 1,4-Liter-Turbo mit 120 PS sorgt ein manuelles Sechsganggetriebe für die Kraftübertragung auf die Vorderachse.
Wer lieber etwas flotter unterwegs sein mag, ist mit dem 1.4er Turbo und seinen 215 Nm besser aufgehoben als mit den behäbiger agierenden Saugern. Im Schnitt genehmigen sich die Benziner zwischen 5,7 und 7,2 Liter. Bei den zwei Diesel-Triebwerken, ein 95 PS starker 1,3-Liter und ein 1,6-Liter mit 120 PS, fließen durchschnittlich zwischen 3,7 und 4,7 Liter durch die Leitungen. Mit dem Facelift reduzierte Fiat das Motorenangebot. Ein Einliter-Dreizylinder mit 100 PS und ein 130 PS starker 1,5-Liter mit Mildhybrid-Unterstützung sind nun auf Benzinerseite erhältlich. Der kleine Turbo hat einen Normverbrauch von 5,4 Litern, 0,2 Liter mehr als der Mildhybrid.
Ebenfalls 130 PS hat der der 1.6er Selbstzünder. Fiat gibt hier einen Normverbrauch von 4,7 Litern an. Der kleine Benziner und Diesel sind ab Werk an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt, beim großen Selbstzünder ist ein Sechsganggetriebe.
Von Pop bis Lounge
Über die Jahre variierten die Bezeichnungen für die Ausstattungslinien. Zu Beginn hießen sie Pop, Easy und Lounge, später kam noch S-Design als Top-Ausstattung hinzu. Hier gehören etwa 18-Zoll-Felgen, Zierteile in Klavierlackoptik, eine Lackierung in Grau, Xenonlicht und ein Infotainment-System mit 7-Zoll-Monitor zum Lieferumfang.
Mittlerweile heißen die Komfortniveaus City Life, Life, Business sowie City Cross und Cross. Ab Basis verfügen die Tipo-Modelle über Klimaanlage und Audiosystem, bei den jüngeren Modellen fällt die Grundausstattung umfangreicher aus, dafür waren sie auch teurer geworden. Wer Wert auf Assistenten legt, muss genau nachschauen, ob die Erstbesitzer Notbremsassistent, Geschwindigkeitsbegrenzer und einen adaptiven Tempomat dazugebucht haben. Beim NCAP-Crashtest erzielte der Tipo eine Drei-Sterne-Bewertung.
Mängel beim TÜV
Bei den ersten zwei TÜV-Hauptuntersuchungen hat sich der Tipo nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt. Die TÜV-Prüfer beanstanden viel. Die Bremsscheiben und die Funktion der Fußbremse fallen schon bei der ersten HU negativ auf, dito die Beleuchtungsanlage. Auch Achsaufhängungen erregen die Aufmerksamkeit der Prüfer. Keine Probleme gibt es bei der Lenkung und auch den Prüfpunkt Umwelt meistert der Tipo noch ganz ordentlich.
Platz in Hülle und Fülle und ansprechendes Design: Der Fiat Tipo macht eigentlich eine gute Figur. Dass die TÜV-Prüfer viel zu beanstanden haben, mag daran liegen, dass die preisbewussten Erstkäufer wenig Geld in Pflege und Wartung investieren. Wer einen gebrauchten Tipo erwerben will, sollte ihn sorgfältig prüfen (lassen) und auf eine neue TÜV-Plakette achten. Mindestens 7.000 Euro müssen Kaufwillige anlegen. (SP-X)