Jet-Ski für die Straße

Can-Am Spyder Roadster RS

Es ist kein Motorrad, aber auch kein Auto. Der Can-Am Spyder Roadster RS liegt irgendwo dazwischen. Und das ist irgendwie auch das Problem dieses 106 PS starken Dreirades.

Von Frank Mertens

Wer mit einem Can Am Spyder unterwegs ist, der braucht sich um eines nicht zu sorgen: Aufmerksamkeit. Kein Wunder, denn das Dreirad des kanadischen Herstellers Bombardier Recreational Products (BRP) ist auf deutschen Straßen ein Exot. Geht es nach den Kanadiern, muss man sagen noch. Denn mit diesem Fahrzeug will BRP Kunden ansprechen, die zwar gerne das Feeling des Motorradfahrens erleben wollen, aber selbst nicht im Besitz eines Führerscheins der Klasse A sind. Für das Fahren des Can-AM Spyder reicht dann auch eine Fahrerlaubnis der Klasse B.

Satte Straßenlage des Can Am Spyder

Reicht Sie wirklich, um mit diesem Fahrzeug klarzukommen? Ja, denn dank seiner drei Räder, zwei vorne und eines hinten, steht der Can Am Spyder satt auf der Straße. Umkippen kann man mit ihm nicht – und entsprechend braucht man hier auch nicht das für das Zweiradfahren benötigte Gleichgewichtsgefühl. Wer auf den breiten Sitzen des Spyder Platz nimmt, fühlt sich gleich wohl.

Doch gewöhnungsbedürftig ist das Fahren dieses 317 Kilogramm schweren Gefährts schon, dafür sorgen vor allem seine ausladenden Maße: Vorne bringt er es auf eine Breite von über 1,30 Metern. Gerade beim Vorbeifahren an Autos im Stadtverkehr schaut man lieber zweimal hin, ob der Platz dafür auch wirklich reicht.

Der Can Am Spyder RS
Bietet dank seiner drei Räder eine satte Straßenlage, der Can Am Spyder Roadster BRP

Üben muss man auf dem Spyder vor allem das Kurvenfahren. Wer meint, die Kurve wie beim Motorradfahren mit einer entsprechenden Gewichtsverlagerung und leichtem Lenkereinschlag meistern zu können, wird auf der ersten Ausfahrt eines Besseren belehrt: Wer den breiten Lenker nicht beherzt in die beabsichtigte Richtung bewegt, landet schlicht nicht dort, wo er hin will. Doch das hat man – nach den ersten Schreckmomenten - schnell raus.

Das trifft auch auf die Bedienung der halbautomatischen Fünfgangschaltung zu. Die Gänge werden hier mittels eines kleinen Tastendrucks eingelegt. Das funktioniert absolut unproblematisch und souverän. Vor einer roten Ampel schaltet der Can AM Spyder übrigens automatisch zurück und verringert so das Tempo, keine schlechte Sache. Eine Frage der Übung ist auch das Manövrieren. Denn der Spyder ist mit einem Rückwärtsgang ausgestattet. Es bedarf schon einiger Versuche, um das 2,67 Meter lange Spaßgerät aus einer engen Lücke zu bewegen.

Narrensichere Automatik

Der Can Am Spyder RS
Der Can Am Spyder hat 106 PS BRP

Doch wenn man sich erst einmal an diesen Roadster gewöhnt hat, bringt er in der Tat viel Fun – und dafür sorgen vor allem die Fahrleistungen: Unterwegs ist der Spyder mit einem 1000 ccm großen Vierzylinder-Rotaxmotor mit satten 106 PS und einem maximalem Drehmoment von 104 Newtonmetern. Es liegt bei 6250 Umdrehungen in der Minute an. Unter fünf Sekunden beschleunigt der Spyder auf Tempo 100 – und liegt damit auf dem Niveau eines Sportwagens. Oder, wenn man beim Motorradfahren bleibt, auf dem Level eines Supersportlers. Das Fahrwerk des Spyder schluckt Fahrbahnunebenheiten souverän.

Ausgestattet ist der Spyder übrigens serienmäßig mit Sicherheitsfeatures wie ABS und ESP, die dem Fahrer ein gutes Gefühl geben. Die Bremsen sorgen für gute Verzögerungswerte und dank des ABS tritt man auch beherzt auf das Fußpedal, mit dem das hydraulische Dreischeibenbremssystem aktiviert wird. Per Hand wird beim Spyder nicht mehr gebremst, was für Motorradfahrer indes einer gewissen Umstellung bedarf.

Nervige Quietschgeräusche

Der Can Am Spyder RS
Hat ein fettes Hinterrad, der Can Am Spyder BRP

Im Stadtverkehr sorgte das Bremssystem bei unserer Testmaschine jedoch für nervige Quietschgeräusche, was keine Ausnahme sein soll. Wer sich für dieses Dreirad entscheidet, muss sich auch an satte Verbrauchswerte gewöhnen. Im Durchschnitt genehmigt sich die Can Am Syder bei den Testfahrten in der Stadt rund neun Liter - nicht gerade wenig.

Zwar wird der Spyder vom Hersteller als Spaßgerät angepriesen, doch es bietet durchaus auch Alltagsnutzen. So lassen sich im vorderen Staufach 44 Liter Gepäck unterbringen, ein recht anständiger Wert. Zugleich wird der Spyder auch als Touringversion RT angeboten, der noch einen Hauch mehr Bequemlichkeit bietet.

Der Can Am Spyder RS
Der Vebrauch des Can Am Spyder hat es in sich BRP

Doch kommen wir zu alles entscheidenden Frage: Für wen ist der Spyder gedacht? Nun, für Motorradfahrer eher nicht. Sie werden sich nach einer ersten Ausfahrt wegen des besseren Handlings wohl nach ihrem Zweirad sehnen. Also sind es doch die Autofahrer, die sich auch ohne Führerschein der Klasse A den Hauch von Motorradfeeling wünschen? Eher schon. Wenngleich: Ein richtiger Ersatz für ein Cabrio ist der Spyder auch nicht. Er liegt irgendwo zwischen Motorrad- und Cabriofahren.

Billig ist der Spaß dann auch nicht: Für den Can-Am Spyder mit manuellem Fünfganggetriebe werden mindestens 17.689 Euro fällig, mit sequentiellem Fünfganggetriebe sind es 19.179 Euro. Das sind Beträge, die den Spyder mit Sicherheit nicht aus der Exotenecke herausbringen werden. So wird der an einen Jet-Ski erinnernde Spyder wohl ein Spaßgerät für die bleiben, die sich neben ihren Zweitwagen auch noch ein Dreirad stellen wollen – und es sich vor allem leisten können.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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