PS – die wöchentliche Abgasnachbehandlung

Kolumne

Über nicht angemessen sinkende Spritpreise, populistische Protestaktionen, den Anstieg von Fahrradverkäufen und der steigenden Beliebtheit von Erdgasfahrzeugen.

Von Frank Mertens

Das Stöhnen nimmt kein Ende. Und das nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen mit Spitzenwerten von über 30 Grad. Auch die Benzinpreise wollen sich einfach nicht dorthin bewegen, wo sie die Fahrt zur Tankstelle nicht zur Qual werden lassen. Dabei sinkt der Ölpreis. Langsam zwar, aber er sinkt. Er liegt «nur» noch bei 120 Dollar pro Barrel.

Ölpreis weiter abwärtsgerichtet

Gut, das ist noch immer viel zu hoch, aber zumindest hat er die Region von 150 Dollar deutlich hinter sich gelassen. Die Analysten jedenfalls haben eine frohe Kunde für die Autofahrer: Die Tendenz am Ölmarkt, so sagen sie, sei derzeit weiter abwärtsgerichtet. Das haben aber scheinbar noch nicht die Mineralölkonzerne mitbekommen, die den Spritpreis weiter in einer Region halten, in denen er längst nichts mehr zu suchen hat.

Entsprechend entrüstet stellte der Automobil Club Europa (ACE) in dieser Woche fest, dass die Tankstellenbetreiber die gesunkenen Rohölpreise noch nicht einmal zur Hälfte an ihre Kunden weitergeben hätten. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Unverfrorenheit die Mineralölindustrie agiert. Bewegt sich der Ölpreis auch nur einen Hauch nach oben, läuten sie eine neue Preisrunde ein. Andersherum funktioniert dieses Spiel leider nicht. Angesichts eines solchen Verhaltens kommt einem irgendwie ziemlich schnell das Wort Abzocke in den Sinn.

Protest des ADAC

Der ADAC jedenfalls hat auch die Nase voll und ruft seine über 16 Millionen Mitglieder zu einer Protestaktion auf. Der größte deutsche Autolobbyist fordert nicht weniger als eine Senkung der Mineralölsteuer. Dass das populistisch ist, steht außer Frage. Aber mit dieser Aktion trifft der Autoclub ziemlich genau den Nerv vieler Autofahrer. Das zeigt auch unsere aktuelle Umfrage zu diesem Thema.

Doch seien wir ehrlich - die hohen Spritpreise sind nicht nur zu kritisieren. Schließlich lassen sie uns verstärkt darüber nachdenken, ob wir das Auto nicht auch einmal stehen lassen können. Und natürlich können wir das, wie jeder von uns eigentlich weiß - der nächste Einkauf kann genauso gut zu Fuß oder per Rad absolviert werden. Und die Strecke zur Arbeit vielleicht sogar mit dem Rad. Die Zweirradbranche jedenfalls freut sich seit dem Preisanstieg für Benzin über schöne Zuwachsraten. Das kommt nicht nur der Gesundheit zugute, sondern auch der Umwelt.

Erdgas wird beliebter

Wer in diesen Tagen partout nicht aufs Auto verzichten will, der sucht nach preiswerten Alternativen als den Benzinantrieb - und landet beim Erdgas. Der Rüsselsheimer Autobauer Opel beispielsweise verzeichnete in den ersten sechs Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine Verdoppelung der Auftragseingänge für Erdgasfahrzeuge.

Das alles bewegt sich zwar mit Blick auf die reinen Stückzahlen auf einem niedrigen Niveau, aber es zeigt doch, dass die Autofahrer umdenken. Das lässt hoffen, dass sie auch bereit sein werden, beispielsweise mehr Geld für ein Elektrofahrzeug auszugeben. Schließlich schonen sie damit letztlich auf Dauer nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern tun auch maßgeblich etwas gegen die globale Erwärmung. Dass emissionsfreie Mobilität nicht umsonst zu haben sein wird, wird jeder von uns verstehen (müssen).

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