Peugeot 207 RC greift ins Ruder

Peugeot führt beim 207 RC ein neues Sicherheitssystem in die Kleinwagenklasse ein. Das SSP übernimmt beim Bremsen auf unterschiedlich griffigem Untergrund selbstständig das Gegenlenken.

Von Sebastian Viehmann

ABS, ESP, ASR, EDS - die Fülle der elektronischen Systeme im Auto ist unüberschaubar geworden. Nun kommt auch noch Peugeot und will uns mit dem SSP (Steering Stability Program) ein neues technisches Wunderwerk schmackhaft machen. Sein Können soll das Lenkstabilitäts-System auf der so genannten «Mü-Split»-Strecke beweisen. Die Einheit Mü bezeichnet den Reibwert einer Oberfläche. Je höher der Reibwert, desto mehr Kraft muss man aufwenden, um auf dieser Oberfläche einen Körper in Bewegung zu versetzen. Eine Mü-Split-Strecke besteht aus Oberflächen mit unterschiedlichen Reibwerten, zum Beispiel eine Straße, die zur Hälfte vereist ist. Wenn die Räder auf den beiden Untergründen mit unterschiedlichem Reibwert bremsen, entsteht ein Giermoment, das schließlich zum Ausbrechen des Hecks führen kann.

EPS mindert Bremsleistung

Besonders gefährlich ist eine Mü-Split-Strecke bei Autos, die kein Antiblockiersystem (ABS) haben. Weil der Bremsdruck auf die Räder nicht unterschiedlich geregelt wird, werden Autos ohne ABS auf der Mü-Split-Strecke schnell instabil. Wenn die Räder blockieren, dreht sich der Wagen wie ein Kreisel. ABS regelt den Bremsdruck auf die Räder und verhindert ein Blockieren. Allerdings kann sich dadurch der Bremsweg verlängern, und es sind Korrekturen am Lenkrad nötig, damit das Auto in der Spur bleibt. Für noch mehr Sicherheit sorgt das elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Es erkennt die unterschiedlich gute Haftung der Räder auf der Fahrbahn. Um das Auto in der Spur zu halten, begrenzt ESP den Bremseinsatz dort, wo stärkere Haftung besteht. Das geht allerdings zu Lasten der maximal möglichen Bremsleistung, und der Druckaufbau der Bremse ist abhängig vom Lenkwinkel.

Gegenlenkmanöver nach 100 Millisekunden

Das Lenkrad vollführt zuckend die Korrekturbewegungen. Foto: press-inform

Das System SSP, das zum ersten Mal im Peugeot 207 RC zu haben ist, vernetzt das ESP mit der elektrischen Servolenkung. Mit SSP können die Reifen auf dem griffigen Teil der Straße stärker abgebremst werden. Damit das Auto nicht instabil wird, beginnt SSP nach weniger als 100 Millisekunden automatisch mit einem Gegenlenk-Manöver. «Der Fahrer wird durch ein zusätzliches Lenkmoment dabei unterstützt, den optimalen Lenkwinkel zu finden», heißt es bei Peugeot. Der empfohlene Lenkwinkel kann bis zu 80 Grad betragen. Hört sich gut an - aber wie funktioniert das Ganze in der Praxis? Auf dem Peugeot-Testgelände Belchamp haben wir einen 207 RC mit und ohne SSP verglichen. Da das SSP mit dem ESP vernetzt ist, hatte der erste Testwagen nur ABS an Bord. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h stiegen wir auf der Mü-Split-Strecke voll in die Eisen. Mit ständigen leichten Korrekturbewegungen gelang es aber, den Wagen in der Spur zu halten.

Leicht verkürzter Bremsweg

der Peugeot 207 RC mit SSP bei einer Vollbremsung. Foto: press-inform

Die Bremsung mit SSP ist zunächst sehr ungewohnt: Nach kurzer Zeit macht sich das Lenkrad selbstständig und vollführt zuckend die Korrekturbewegungen. Wenn man das Volant leicht loslässt, bleibt der 207 RC durch die genau abgestimmten Gegenlenkbewegungen selbstständig in der Spur. Der Anhalteweg verkürzt sich leicht - Peugeot gibt an, dass je nach Einsatzbedingungen ein vier bis zehn Prozent kürzerer Anhalteweg möglich sei. Wenn man dem SSP ins Handwerk pfuscht, spielt es übrigens die beleidigte Leberwurst und schaltet sich ab. Man kann also die automatischen Lenkbewegungen jederzeit mit leichtem Kraftaufwand unterbrechen und selbst das Ruder übernehmen. Das macht Sinn - sonst könnte man schließlich keinem plötzlich auftauchenden Hindernis ausweichen.

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