Die Schönen und das Biest

Die Stimmung auf der North American International Autoshow mag nicht zum Besten bestellt sein. Doch es gibt sie – die geheimen und ganz offiziellen Messestars in Detroit.

Von Stefan Grundhoff

Das hätte vorher wohl kaum einer geglaubt. Der Star der diesjährigen Motorshow kommt nicht aus den USA oder Asien, sondern aus Europa. Mit dem Passat CC ist Volkswagen zu ersten Mal seit vielen Jahren ein sehenswerter Volltreffer gelungen. Nicht, dass andere Volks-Wagen in der vergangenen Jahren erfolglos gewesen wären. Aber so sehenswert ist vielleicht noch nie ein Wolfsburger Modell auf einen Messestand geglitten. Die Norddeutschen können es eben auch elegant und individuell. Das hätte man sich bei dem viertürigen Coupé auf die Namensgebung gewünscht. Passat CC verbindet man mit vielem, aber keinem solchen Coupé. Ein eigenständiger Name oder der schlichte Zusatz «Coupé» wäre ein besserer Wurf gewesen.

US-Kraftprotze

Wenn man an die Stars der Detroit Motor Show denkt, kommt man um die Kraftprotze aus dem Inland kaum herum. Nicht dass die Corvette bislang mit Schwächeanfällen zu kämpfen gehabt hätte, aber das neue Topmodell ZR1 bläst so ziemlich alles von der Rennstrecke, was man sich wünschen kann. 620 PS und knapp 330 km/h Spitze zeigen, dass Supersportwagen längst nicht zwangsläufig aus Asien oder Europa kommen müssen. Mit besonders großer Aufmerksamkeit wurde der erste Detroit-Auftritt nach der Abspaltung von Chrysler verfolgt. Star mit dem Stern ist unangefochten der Mercedes GLK. Der Mittelklasse SUV dürfte nicht nur in Europa, sondern auch in den USA eine große Zukunft vor sich haben und den Markt von Jeep Liberty, Kia Sorento, Hyundai Santa Fe und BMW X3 mächtig aufmischen. Auch in den USA ein Thema - der GLK mit sparsamen und hoch effizienten Dieselmotoren.

Gas oder Elektro

Fisker Karma Foto: Press-Inform

Doch die Diesel-Idee allein lässt sich nicht so einfach über den mächtigen Flächenstaat stülpen. Daher glänzen an vielen Messeständen und Fahrzeugen übermächtige Bio-Ethanol-Schriftzüge. Mit E85-Kraftstoff wird auch der extrem sportliche Mazda Furai angetrieben. Doch die Messebesucher lassen sich eher von seinem kompromisslos sportlichen Design beeindrucken. Hoffentlich wird der Furai zumindest als Kleinserie Realität. Deutlich größer dimensioniert geht diesmal der Sportwagen-Kleinhersteller Fisker an die Arbeit. Der Fisker Karma ist eine grandios gestylte Sportlimousine mit fünf Meter Länge, vier Türen und Hybridantrieb. 15.000 Fahrzeuge pro Jahr sollen ab 2009 gebaut werden. 0 auf 100 km/h in sechs Sekunden, 200 km/h Spitze und eine Höhe von gerade einmal 1,31 Meter. Zudem sorgt der Hybridantrieb dafür, dass Strecken bis 50 Meilen allein im Strombetrieb zurückgelegt werden können. Gebaut werden soll der Elektro-Quattroporte in den USA - wo genau steht jedoch noch nicht fest.

Land der Pickups

Der neue Ford F-150 Foto: Press-Inform

Was wäre die Detroit Motor Show ohne die landestypischen Pickups? Für die Nachrichtensendungen in ganz Amerika gibt es daher nur einen Star: den Ford F-150. Der mächtige Pick Up hat den gleichen Stellenwert wie bei uns der VW Golf. Wenn er neu vorgestellt wird, hält Nordamerika den Atem an. Er ist kraftvoller, muskulöser und sparsamer. Die Konkurrenz ist genauso groß wie beim Euro-Golf. So feiert einer der Hauptkonkurrenten, der Dodge RAM, auf der NAIAS ebenfalls seine viel beachtete Weltpremiere. Der Auftritt eindrucksvoll. Mit einer Rinderherde im Schlepptau fuhr der Dodge RAM an der Cobo-Hall im Herzen Detroits vor.

Wichtiger als der neue F-150 scheint im Hause Ford jedoch ein neues Motorenkonzept sein, dass Ende des Jahres seine US-Premiere feiert. Nach BMW-Vorbild setzt der Großkonzern mit Sitz in Dearborn auf kraftvolle Benzintriebwerke mit Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung. Vier- und Sechszylinder sollen in den nächsten Jahren große Teile der Ford-Flotte befeuern - auch in Europa. Neben den bekannten Mild-, Mikro- und Vollhybridensystemen ein echtes Messehighlight. Das ist auch der Toyota Venza, ein dynamischer Luxus-SUV mit 286 PS und Hybridantrieb. Er kommt Ende 2008 in den USA auf den Markt.

Werbung für den Diesel

Audi R8 TDI Foto: Press-Inform

Mutiger denn je zeigt sich das Audi-Team. In den USA einen Rennwagen mit Dieselmotor vorzustellen, ist mutig. Und der Audi R8 TDI mit sechs Liter großem Zwölfzylinder, 500 PS und 1000 Nm Drehmoment sorgte für so manche herunter gefallene Kinnlade. Es geht eben auch Diesel. Sportlich, kraftvoll und bekannt extravagant gestylt macht das Cadillac CTS Coupé auf sich aufmerksam. Noch ist der scharf gestylte Keil nur eine Studie, doch der GM-Konzern lässt keinen Zweifel daran, dass die Coupévariante des CTS bis zum Jahre 2010 zur Serienreife kommen wird. Dann dürfte sich nicht nur der amerikanische, sondern auch der europäische Markt auf einen coolen Kraftprotz freuen.

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