Autojahr in Zahlen: VW liegt weiter vorn

Fast jeder fünfte Neuwagen, der in Deutschland verkauft wird, stammt aus dem VW-Konzern. Was die Exporte angeht, feiert die Branche ein weiteres Rekordjahr.

Von Marion Trimborn

Deutsche Autos sind im Ausland weiterhin gefragt: Die einheimische Autoindustrie hat 2006 im vierten Jahr in Folge einen Exportrekord erzielt. Die Ausfuhren der Branche stiegen gegenüber 2005 um acht Prozent auf 170 Milliarden Euro, so die Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Damit stelle die Autoindustrie 17 Prozent aller deutschen Exporte.

Knapp vier Millionen Autos exportiert

Der Handelsbilanzüberschuss - der Überschuss von Aus- gegenüber Einfuhren - beläuft sich danach auf 100 Milliarden Euro. Wichtigster Markt für die Hersteller sind die USA, wohin knapp 20 Prozent der Ausfuhren gingen. Die Länder Westeuropas nahmen rund 60 Prozent der deutschen Autoexporte ab. Insgesamt hat die Branche in diesem Jahr rund 3,9 Millionen Autos ins Ausland verkauft.

Auf dem einheimischen Automarkt ist der Wolfsburger Autohersteller VW der Gewinner des Jahres 2006. Mit einem Zuwachs von fast zehn Prozent bei den Neuzulassungen in den ersten elf Monaten hat sich Volkswagen unangefochten auf dem Spitzenplatz behauptet und kommt auf einen Marktanteil von knapp 20 Prozent. In der Rangliste der Neuzulassungen hat Mercedes den Vorjahres-Zweiten Opel in diesem Jahr wieder überholt. Auf der Gewinnerstraße fuhren 2006 auch die Italiener, vor allem Fiat. Die Absteiger des Jahres waren neben Opel auch die französischen und koreanischen Autobauer.

Bei den deutschen Herstellern gab es 2006 Licht und Schatten. «VW ist die Führungsmarke des deutschen Marktes und hat sich durch den sehr attraktiven Passat, die aktive Vermarktung des Golfs und den 'zweiten Frühling' des Polo wieder erholt», sagt Autoexperte Christoph Stürmer vom Forschungsinstitut Global Insight. Jedoch leide der Verkauf des Kleinwagens Fox unter schleppender Vermarktung. Trotz der guten Absatzzahlen hat VW Überkapazitäten und will weiter Stellen streichen.

Mercedes trotz Verlust auf Platz zwei

Auch die VW-Tochter Audi hat in diesem Jahr vor allem dank des A3 Gas gegeben und sich als dritte Marke im Premiumsegment fest etabliert. Experten loben Qualität und Design - ebenso wie bei der tschechischen VW-Tochter Skoda. Sie fuhr laut Kraftfahrtbundesamt ein Absatzplus von 15 Prozent in den ersten elf Monaten in Deutschland heraus und kam auf 3,5 Prozent Marktanteil.

Der Zweitplatzierte Mercedes hat 2006 zwar wieder Boden verloren, dennoch reichte der Absatz aus, um mit einem Marktanteil von 9,9 Prozent Opel zu überholen. Die Rüsselsheimer Marke mit dem Blitz hat in diesem Jahr unrentable Verkäufe gestoppt und unter der nachlassenden Nachfrage für den Kompaktwagen Astra sowie dem Modellwechsel zum neuen Corsa gelitten. Dadurch verlor Opel beim Absatz 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr - und rutschte auf 9,6 Prozent Marktanteil ab.

«2007 wird Mercedes der stärkste Gewinner sein, weil die neue C- Klasse kommt und die Marke um knapp 30 000 Verkäufe zulegen wird», sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Prognoseinstitut B&D Forecast. Mercedes habe nach jahrelangen Problemen viel für die Qualität getan. Nur ganz leichte Veränderungen gab es in diesem Jahr bei BMW und Ford, die mit minus 0,7 Prozent und minus 0,8 Prozent ihre Verkäufe nahezu konstant halten konnten. Der Sportwagenhersteller Porsche baute seinen Marktanteil auf 0,5 Prozent aus, bei einem Verkaufsplus von 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Morgenluft für Fiat

Bei den ausländischen Marken ist 2006 der italienische Autobauer Fiat der Sieger. Nach mehreren Krisenjahren hat Fiat mit dem Kleinwagen Punto wieder einen Gang hochgeschaltet. Der Absatz in den ersten elf Monaten stieg um 29,5 Prozent, der Marktanteil liegt bei 2,3 Prozent. «Fiat ist es gelungen, einen langfristig negativen Trend zu brechen und auf die Erfolgsspur zurückzukehren», sagt Analyst Eric Heymann von der Deutschen Bank.

Wichtigste Autoimporteure in Deutschland bleiben die japanischen Hersteller mit 12 Prozent Marktanteil vor den Franzosen. Bei den Japanern war das Bild 2005 uneinheitlich. Während vor allem die Nummer eins Toyota zulegte (plus 10 Prozent) und auch Honda, Mazda und Suzuki Gas gaben, verloren Mitsubishi und Nissan Kunden. Experten loben nach wie vor das gute Preis-Leistungs-Verhältnis und die Modellpolitik der Japaner, die immer mehr Nischen besetzen.

Die Franzosen schwächeln

Die Franzosen mit den Marken Renault, Peugeot und Citroen haben in diesem Jahr unter Modellwechseln und zum Teil verfehlter Modellpolitik gelitten. Ihre Neuzulassungen sanken um 4,1 Prozent auf einen Marktanteil von nur noch 10 Prozent. Größter Verlierer war der Autobauer Renault, der fast elf Prozent unter seinem Vorjahresergebnis blieb. «Renault hat die Nachfolge des Twingo viel zu lange verschleppt», kritisiert Analyst Stürmer.

Die seit Jahren erfolgreichen Koreaner, die in den vergangenen Jahren zweistellige Zuwachsraten auf dem deutschen Markt verbuchten, standen 2006 unfreiwillig auf der Bremse. Hyundai schaffte noch ein Plus von drei Prozent, während Kia mit minus 11 Prozent klar verlor. «Die koreanischen Hersteller können nicht jedes Jahr einen Bestseller auf den Markt bringen», sagt Analyst Heymann. (dpa)

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