Zweirädriges Reisemobil

Maxi-Roller Honda SW-T 400

Zweirädriges Reisemobil
Honda SW-T 400 © Foto: Honda

Honda erhebt mit dem Maxi-Roller SW-T 400 einen Premiumanspruch. Mit Blick auf sein Äußeres trifft dies zu. Ob das auch bei den Fahrleistungen der Fall ist, zeigt unser Test.

Von Thilo Kozik

Die Klasse der Luxus-Maxiscooter belebt Honda jetzt mit dem neuen SW-T 400. Der Roller kann für 6 790 Euro alles, was man von einem zweirädrigen Reisemobil erwarten darf. Bei der ersten Betrachtung fällt die typische, komfortversprechende Kunststoffhülle auf, die mit einer modernen und eleganten Optik den Oberklasseanspruch untermauert.

Zweizylinder-Motor mit 39 PS

Unter der Fassade verdient vor allem der Antrieb besondere
Aufmerksamkeit: Hier werkelt mit dem flüssigkeitsgekühlten Paralleltwin in dieser Klasse der einzige Zweizylinder. Aus den beiden Brennräumen erzielt der Einspritz-Twin 29 kW/39 PS und ein maximales Drehmoment von knapp 38 Nm bei 6500 U/min.

Damit setzt er sich deutlich an die Spitze der 400er Kategorie. Das Triebwerk ist gleich mit zwei Ausgleichswellen versehen, die aber dennoch leichte Vibrationen über Sitzbank und Fußrasten zum Fahrer vordringen lassen. Recht sanft nimmt das Aggregat Gas an und die Automatik kuppelt schon frühzeitig ein, so dass sich die mit 250 Kilogramm recht schwere Fuhre auch bei Schritttempo feinfühlig kontrollieren lässt.

Souverän, aber nicht explosiv beschleunigt der SW-T, um auf Autobahnetappen mühelos 160 km/h zu erreichen. Und besonders auf der Landstraße kann der Roller seine gute Durchzugskraft ausspielen, Überholmanöver sind hier mit einem kräftigen Handgelenkzupfer einfach zu erledigen.

Paralleltwin im Stahlrahmen

Die Honda SW-T 400 verfügt über ABS Foto: Honda

Neben dem Antrieb hat der SW-T auch beim Stahlrohr-Chassis Unkonventionelles zu bieten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rollerkonstruktionen, bei denen die Motor-Getriebe-Einheit als Triebsatzschwinge eine Einheit mit dem Hinterrad bildet, ist der Honda-Paralleltwin in einem Stahlrahmen montiert und das Hinterrad an einer unabhängigen Schwinge aufgehängt. Dadurch wird das Gewicht besser verteilt und die Steifigkeit der Gesamtkonstruktion erhöht. So rennt der SW-T sehr stabil geradeaus. Gleichzeitig liefert er durch die sensibel ansprechende Gabel und die kräftigen Federbeine einen recht hohen Fahrkomfort. Vor den Toren der Stadt macht sich nur in schnellen Kurven die zu wenig dämpfende Gabel etwas unruhestiftend bemerkbar.

Im Stadtverkehr macht der Roller trotz seiner Größe eine überraschend gute Figur. Der sehr niedrige Schwerpunkt und die ausgewogene Gewichtsverteilung machen zusammen mit dem fein dosierbaren Motor das Manövrieren leicht. Nur beim Rangieren im Stand muss man sich erst einmal an die Länge von 2,29 Metern gewöhnen. Die Breite von 77 Zentimetern schränkt dagegen die Agilität kaum ein. Von Vorteil ist hier unter anderem, dass die Spiegel am Lenker und nicht ausladend am Rahmen fixiert sind.

Der SW-T stoppt mit dem bewährten kombinierten Bremssystem CBS. Beim Betätigen des linken Bremshebels verteilt dieses die Bremskraft optimal zwischen Vorder- und Hinterrad, was für gute Verzögerungswerte und gute Kontrollierbarkeit bei Notbremsungen sorgt. Während der linke Bremshebel eine sehr effektive Verzögerung bewirkt, könnte der isoliert vorn arbeitendende, rechte Hebel durchaus mehr Wirkung zeigen. Betätigt man beide Bremsen, stellt sich in jedem Falle eine tadellose Wirkung ein. Obendrein gibt es in Deutschland den SW-T 400 ausschließlich mit dem sicherheitsfördernden ABS.

Genussvolle Touren

Für den sportlich-ehrgeizigen Einsatz ist der japanische Maxi-Roller naturgemäß nicht gedacht, ihm liegen eher ausgiebige und genussvolle Touren. Und dafür zeigt er sich mit einem geräumigen und bequemen Arbeitsplatz bestens vorbereitet. Üppig instrumentiert und gut ablesbar präsentiert sich das große Cockpit mit vier Rundinstrumenten und einer LCD-Anzeige, die den durchschnittlichen Kraftstoffverbrauch in der ungebräuchlichen Einheit Kilometer pro Liter angibt. Hier würde der eingefleischte Rollerfahrer gern weitere Angaben wie die Außentemperatur sehen. Genauso vermisst man beim SW-T 400 einstellbare Bremshebel, die bei dem Preis eigentlich noch drin sein sollten.

Dafür lässt es sich auf dem Honda als Fahrer bequem sitzen. Auf dem hinteren Plätzchen ruhen die Füße auf ausklappbaren Rasten, die gern etwas niedriger angebracht sein könnten. Dafür sorgt die Rückenlehne für gute Unterstützung des Sozius. Hinter der hochgezogenen Scheibe erfreuen sich sowohl Fahrer als auch Mitfahrer eines untadeligen Windschutzes sowie eines geringen Lärmpegels unterm Helm. Zudem besitzt der Roller ein großzügiges beleuchtetes Staufach unter der Doppelsitzbank, das zwei Integralhelme aufnimmt. Eine Zentralverriegelung gibt es nicht, die Bank wird von einem auf der linken Fahrzeugseite befindlichen Schloss geöffnet.

Honda SW-T 400 Foto: Honda

Zwei stabile Staufächer in der Frontverkleidung bieten erfreulich viel Stauraum, unter anderem für eine 0,5-Liter-Flasche. Eines der Fächer ist per separatem Schloss verschließbar. Insgesamt ist der neue SW-T 400 ein ernsthafter Herausforderer in der 400er Maxi-Klasse, der zusätzlich zur tollen Verarbeitung den einzigen Zweizylindermotor der Klasse anführen kann. (mid)

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