Ein Plus an Sicherheit

Wechsel auf Winterreifen

Etliche Autofahrer sind auch im Winter weiterhin mit Sommerreifen unterwegs. Der Verzicht auf Winterreifen ist indes ein Fehler. Wir sagen Ihnen, weshalb Sie rechtzeitig die Reifen wechseln sollten.

Im Herbst stellt sich für viele Autofahrer wieder die Frage: Reifen wechseln oder nicht? Zwar nimmt die Zahl derer, die von Sommer- auf Winterreifen umrüsten, seit Jahren zu. Jedoch gibt es immer noch Fahrer, die von den Vorteilen der «grobstolligen» Winterspezialisten nicht überzeugt sind. Und selbst bei den Wechselwilligen herrscht oft noch Unsicherheit darüber, wann der beste Zeitpunkt zum Umrüsten ist. Wir geben den Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Winterreifen:

Worin liegen die Vorteile von Winterreifen

Winterreifen bieten auf schnee- und eisglatten Straßen bessere Hafteigenschaften als Sommerreifen. «Sie sind den Sommerreifen eindeutig überlegen», sagt Klaus Brandenstein von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Berlin. Grund sind eine auf die kalten Temperaturen abgestimmte, weichere Gummimischung und ein gröberes Profil. Das kann bei einer Notbremsung entscheidend sein: Denn mit Winterreifen kommt ein Auto auf eis- und schneeglatter Straße einige Meter eher zum Stehen.

Gibt es eine Winterreifen-Pflicht?

Eine explizite Winterreifen-Pflicht gibt es nicht. Allerdings schreibt die Straßenverkehrsordnung eine «geeignete Bereifung» vor. Bei Fahrzeugen «ist die Ausrüstung an die Wetterverhältnisse anzupassen». Bei Verstößen wird ein Verwarngeld von 20 Euro, bei zusätzlicher Behinderung des Verkehrs ein Bußgeld von 40 Euro fällig. Die UDV-Unfallforscher plädieren aber dafür, sich nicht vom Pflichtgedanken leiten zu lassen: «Autofahrer sollten immer so sicher unterwegs sein, wie es geht», sagt Klaus Brandenstein - im Winter also immer mit Winterreifen.

Wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus?

In der Regel ist der Versicherungsschutz bei einem Unfall im Winter mit Sommerreifen nicht in Gefahr. Die Kfz-Haftpflicht kommt laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin für den Schaden des Unfallopfers auf - und zwar unabhängig davon, ob die Bereifung des Verursachers ausreichend an die Wetterverhältnisse angepasst war. Die Vollkaskoversicherung könnte jedoch im Extremfall grobe Fahrlässigkeit geltend machen - etwa wenn ein Autofahrer mit abgenutzten Sommerreifen in den Alpen einen Unfall verursacht.

Zahle ich mit einem zweiten Reifensatz drauf?

Natürlich verursacht ein weiterer Satz Reifen zusätzliche Kosten. Das sollte Autofahrer aber nicht vom Umstieg abhalten, sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE) in Stuttgart. An der Sicherheit sollte grundsätzlich niemand sparen. Vor dem Hintergrund, dass ein Reifensatz im günstigsten Fall mehrere unfallfreie Winter ermöglicht, lohne sich der Kauf allemal.

Sind Ganzjahresreifen eine Alternative?

Wem ein zweiter Satz Reifen dennoch zu teuer erscheint, oder wer nur in Regionen mit extrem milden Wintern unterwegs ist, für den kann laut dem ACE die Anschaffung von Ganzjahresreifen eine Alternative sein. Die UDV weist jedoch darauf hin, dass «All Season»-Reifen immer nur eine Kompromisslösung darstellen. Sie könnten nie so gute Haftwerte erreichen wie Sommer- und Winterreifen auf ihrem Einsatzgebiet.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Umrüsten?

Der Umrüstzeitpunkt hängt von den Wetterverhältnissen im Fahrgebiet ab. Möglichst sollten die Winterreifen vor dem ersten Frost oder Schneefall montiert sein. Helfen kann laut ACE-Sprecher Hillgärtner die Faustformel «von O bis O» - von Oktober bis Ostern - für das Fahren mit Winterreifen. Grobe Orientierung bietet auch die Temperatur: Wenn es kälter als plus sieben Grad ist, sei es vernünftiger, mit Winterreifen zu fahren.

Wie lange kann ich meine Winterreifen im Frühjahr fahren?

Die Faustformel sagt: bis Ostern - abhängig wiederum von der Region. Zwar können Winterreifen im Frühjahr auch etwas länger draufbleiben - etwa dann, wenn sie zur nächsten Saison ohnehin erneuert werden müssen. Autofahrer sollten sie laut ACE jedoch nicht noch im Sommer «abfahren». Für Sommertemperaturen sei die Gummimischung zu weich.

Wann benötige ich neue Winterreifen?

Dann, wenn das Profil zu stark abgenutzt ist. Der Gesetzgeber schreibt zwar für Reifen allgemein nur eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Die Unfallforscher der UDV empfehlen für Winterreifen aber aus Sicherheitsgründen ein Profil von mindestens 4 Millimetern. Erneuert werden muss ein Winterreifen außerdem, wenn er beschädigt oder zu alt ist. Mit der Zeit wird das Gummi spröde und verliert seine Hafteigenschaften, so die Initiative Pro Winterreifen in Bonn. Sie empfiehlt, Winterreifen spätestens nach zehn Jahren zu ersetzen.

Wie lagere ich im Winter meine Sommerreifen richtig ein?

Am besten werden Sommerreifen laut dem ACE den Winter über gereinigt, liegend oder hängend an einem dunklen und trockenen Ort aufbewahrt.

Was ist beim Neukauf zu beachten?

Weil Winterreifen sicherheitsrelevante Fahrzeugkomponenten sind, rät die UDV zum Kauf von Markenreifen beim Fachhändler. Billige No-Name-Fabrikate aus dem Internet entsprächen oft nicht den geforderten Qualitätskriterien. Entscheidungshilfe beim Kauf bieten Reifentests der Autoclubs. Rainer Hillgärtner vom ACE rät zudem zum Preisvergleich. Reifenkäufer sollten sich außerdem keine alten Reifen andrehen lassen. Das Produktionsdatum lässt sich anhand der «DOT»-Nummer auf der Flanke kontrollieren. Die ersten zwei Ziffern der vierstelligen Nummer geben die Kalenderwoche, die letzten beiden das Jahr der Herstellung an. Die DOT-Nummer «2207» steht somit für die 22. Woche des Jahres 2007.

Was ist beim Luftdruck zu beachten?

Als Faustregel nennt der ACE 0,2 bar über dem empfohlenen Fülldruck für Sommerreifen. Der genaue Wert lässt sich in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs nachlesen. (dpa/tmn)

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