Weniger Unfälle durch Fahranfänger

Modellprojekt «Begleitetes Fahren»

Das Modellprojekt «Begleitetes Fahren» sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Nach einer aktuellen Studie haben die Teilnehmer nach der Begleitphase deutlich weniger Unfälle.

Niedersachsen hatte 2004 den Stein ins Rollen gebracht - seitdem beteiligen sich alle Bundesländer am Modellprojekt des Begleiteten Fahrens ab 17 Jahren. Dabei machen Jugendliche bereits ein Jahr eher als gewöhnlich ihren Führerschein und fahren bis zum 18. Geburtstag in Begleitung mit vorher festgelegten Personen. Eine in Niedersachsen durchgeführte Begleitstudie der Universität Gießen belegt nun den Erfolg des Projekts, das zunächst bis zum Jahr 2010 angelegt ist: Demnach haben Teilnehmer nach der Begleitphase 28,5 Prozent weniger Unfälle verursacht und 22,5 Prozent weniger Verkehrsverstöße begangen als andere Fahranfänger.

Mehr Sicherheit

«Es hat mir Sicherheit gegeben, nach der Prüfung nicht allein im Auto zu sitzen», erzählt die heute 18-jährige Janina aus Osnabrück. Sie hatte am begleiteten Fahren teilgenommen und war dabei mit Vater oder Mutter im Verkehr unterwegs. Noch vor der praktischen Prüfung, der die gleiche Ausbildung für die Fahrklasse B vorausgeht wie beim normalen Führerschein, müssen die Teilnehmer angeben, wer ihr Begleiter sein soll.

«Die meisten nehmen Personen aus dem familiären Umfeld», sagt Peter Tschöpe von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände in München. Voraussetzung ist, dass die Begleiter mindestens 30 Jahre alt sind, seit fünf Jahren die Fahrerlaubnis der Klasse B besitzen und im Flensburger Verkehrszentralregister nicht mehr als drei Punkte haben. Die Begleiter sind auch auf der rosafarbenen Prüfungsbescheinigung vermerkt, die erst mit dem 18. Lebensjahr vom Kartenführerschein abgelöst wird.

Besonders in unübersichtlichen Situationen und in der Anfangszeit hat Janina davon profitiert, dass sie nicht allein im Auto saß. «Es ging gar nicht darum, dass ich so viele Fragen hatte. Aber allein das Gefühl, dass jemand da ist, wenn ich in eine schwierige Situation komme, war gut», erzählt die Schülerin. Zum Ende der Begleitzeit hatte es ihr aber auch gereicht: «Da nervten die Hinweise schon.»

Eskalation nicht ausgeschlossen

Die ständigen Kommentare vom Beifahrersitz waren nicht nur bei Janina ein Punkt, der hin und wieder zu Unstimmigkeiten führte. «Bei mir ist es an einer Stelle auch eskaliert», erinnert sich Christina aus Osnabrück, die zunächst mit ihrer Mutter unterwegs war. «Sie hat mir nichts zugetraut und bei jeder Sache, die ihr nicht perfekt schien, losgeschrien oder gemeckert.» Sie ist dann nur noch mit ihrer Oma gefahren.

«Der Begleiter ist kein Aufpasser, sondern ein Ratgeber, der bei Bedarf angesprochen werden kann», sagt Andreas Hölzel vom ADAC in München. Tatsächlich sei es so, dass viele Begleiter ihre Aufgabe nicht so ausführen, wie es gedacht ist. «Ständige Kritik und Anmerkungen zum Fahrstil führen zu Stress am Steuer, der schnell zur Gefahr werden kann», sagt Hölzel. Mögliche Kritikpunkte sollten stattdessen besser nach der Fahrt besprochen werden.

In Einführungsseminaren, die die Landesverkehrswachten und Fahrschulen anbieten, werden Begleiter über ihre Aufgaben informiert. «Leider finden diese Kurse bundesweit zu wenig Beachtung», kritisiert Uwe Kellner vom TÜV Süd in München. «Sinnvoll wäre es, diese Seminare wieder verpflichtend in das Programm aufzunehmen», sagt Cornelia Zieseniß von der Landesverkehrswacht Niedersachsen in Hannover. Bevor das Modellprojekt im März 2006 für alle Bundesländer neu geregelt und ermöglicht wurde, seien die Kurse fester Bestandteil gewesen.

Frühe Vorbereitung

Wer am Begleiteten Fahren ab 17 Jahren teilnimmt, kann bereits ein halbes Jahr vor seinem 17. Geburtstag mit den Vorbereitungen beginnen. Cornelia Zieseniß empfiehlt, das auch bereits so früh zu tun: «Je länger die Jugendlichen in Begleitung fahren, desto größer ist der Sicherheitsgewinn.» Das beweisen auch Ergebnisse aus der Studie der Uni Gießen: Teilnehmer, die mehr als sechs Monate in Begleitung gefahren sind, verursachten anschließend 57 Prozent weniger Unfälle, als übrige Teilnehmer. Den Bundesverband der Fahrlehrerverbände überzeugt das Projekt nicht zuletzt wegen dieser Zahlen. «Der Nachteil ist nur, dass es freiwillig ist», sagt Peter Tschöpe. (dpa/tmn)

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