Klimaanlagen sollen umweltfreundlicher werden

Klimaanlagen gelten in Sachen Umweltschutz nicht gerade als vorbildlich. Aber das soll sich in Zukunft grundlegend ändern.

Schwitzen in der Sommerhitze ist für den überwiegenden Teil der Autofahrer kein Thema mehr. In mehr als 80 Prozent der neu zugelassen Fahrzeuge ist heute eine Klimaanlage zu finden. Doch im Zusammenhang mit der Klimadebatte kommt das beliebte Komfortextra wieder ins Gerede. Schon länger weiß man, dass es den Spritverbrauch erhöht. Kaum bekannt ist jedoch, dass auch das Kühlmittel nicht als vorbildlich in Sachen Klimaschutz gilt.

Neues Mittel gefragt

Um zu kühlen, braucht eine Klimaanlage ein Kühl- beziehungsweise Kältemittel. Seit den neunziger Jahren kommt dabei Tetrafluorethan zum Einsatz - kurz R 134a. Das gilt nicht mehr als zukunftstauglich. Ein wichtiger Begriff ist der GWP-Wert - ein Wert, der das «Global Warming Potential» kennzeichnet, jenes Risiko, das der Stoff im Hinblick auf die Erderwärmung darstellt. Von 2011 an dürfen laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) in Frankfurt/Main nur noch neue Modelle auf den Markt, deren Klimaanlagen-Kältemittel einen GWP-Wert von unter 150 besitzen.

Bei den Entwicklern wird daher an geeigneten Alternativen gearbeitet. Dabei taucht ausgerechnet jenes Kürzel auf, das die Umweltdiskussion beherrscht: CO2. «Es besteht die Absicht, auf CO2-Kältemittel umzustellen - das hört sich zwar kurios an, ist aber ein durchaus richtiger Weg», erklärt Karl Otto Schallaböck vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Ronald Scheithauer vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern) bestätigt: «Klimaanlagen mit Kältemitteln auf CO2-Basis sind deutlich unkritischer.» (dpa)

Wie groß die Unterschiede sind, verdeutlicht der Klimaanlagen-Hersteller Behr in Stuttgart. Demnach kommt das aktuelle Kältemittel R 134a auf einen GWP-Wert von 1300. CO2 - das kältetechnisch das Kürzel R 744 trägt - erreicht dagegen den Angaben zufolge einen GWP-Wert von 1. Das wiederum bedeute, dass 1300 Kilogramm R 744 dem Treibhauspotenzial von einem Kilogramm R 134a entsprächen.

Keine normierten Tests

Doch das Kältemittel ist nur ein Problem. Das andere ist der Spritverbrauch, an dessen Erhöhung eine Klimaanlage beteiligt ist. Der Haken: Niemand weiß genau, wie viel Sprit sie wirklich vernichtet. «In der Vergangenheit gab es Einzeltests, die zum Ergebnis hatten, dass der Verbrauch eines Wagens durch die Klimaanlage um bis zu sechs Liter steigen kann», sagt Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Abgesehen von solchen Extremwerten gehe man von Steigerungen um 10 bis 15 Prozent aus.

«Das Problem ist, dass es keine normierten Tests gibt, die den Mehrverbrauch einer Klimaanlage messen», so Lottsiepen. Ein Thema, mit dem sich auch das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau beschäftigt: «Es geht dabei um die Frage, ob es Methoden gibt, den durchschnittlichen Mehrverbrauch einer Klimaanlage zu ermitteln», erläutert Lars Mönch vom UBA. Das ist nicht so einfach. Wenn ein Durchschnittswert errechnet werden soll, geht es dabei um die verschiedenen Temperaturen, die während eines Jahres herrschen, um Sonneneinstrahlung oder auch geöffnete Fenster im Auto.

Mehrverbrauch angeben

Wenn eine solche Messung aber einmal tatsächlich eingeführt wird, könnte sie zu einem Ergebnis führen, das sich Gerd Lottsiepen wünscht: dass nämlich nicht mehr nur damit geworben wird, dass ein Auto eine Klimaanlage hat, sondern auch damit, für wie viel - oder eben wie wenig - Mehrverbrauch die Anlage verantwortlich ist. (dpa)

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