Frühjahrs-Paradies für Offroad-Fahrer

Das Department Ardèche in Südfrankreich ist ein Platz, in dem sich Offroad-Fahrer so richtig wohl fühlen können. Was das Gebiet zu bieten hat, zeigt unsere Reportage.

Von Thomas Krämer

Dampf steigt vom Motor auf, die Räder drehen kurz durch. Doch dann finden die Reifen wieder mühsam Halt auf den glitschigen Flusskieseln. Etwas mehr Gas und Ralph pflügt durch das hoch aufspritzende Wasser der Cèze auf den Kiesstrand am Ufer. Und ist begeistert. So begeistert, dass er sein Gefährt noch einmal in den strömenden Fluss hinein und wieder herauslenkt.

Zeit, um die faszinierende Umgebung zu genießen, den Blick auf die senkrecht aus dem Fluss emporwachsenden Felsen zu werfen, hat er dabei nicht. Erst, als er die 500 Kubik seines Motors zu Ruhe kommen lässt und sich umsieht, den Blick zur untergehenden Sonne schweifen lässt, gibt es Momente der Muße. Jahrtausende hat der Fluss gebraucht, um sich in das harte Gestein hineinzufressen, einen Canyon zu schaffen mit schroffen, senkrechten Wänden, aber auch einsamen Plätzchen am lauschigen Flussufer oder auf kleinen Inseln mit runden Flusskieseln, wo man die Füße ins klare Wasser strecken kann.

Fahrspaß im Trockental

Welch ein Kontrast dazu am Vormittag! Knochentrocken ist die Hochfläche südlich der Ardèche-Schlucht. Wenige Büsche finden auf dem Kalkgestein einen Platz, wo sie ihre Wurzeln in der dünnen Bodenschicht versenken und auf einige Tropfen kostbaren Wassers hoffen.

Es duftet nach Thymian, nach Rosmarin. Nach Sommer. Und ein wenig nach dem, was aus den Zylindern hinausgepresst wird. Das Trockental war auf der Landkarte kaum zu vermuten gewesen. Und doch ist es ein idealer Tummelplatz für eine leichte Geländemaschine. Ralph bekommt glänzende Augen, setzt seine MZ in Bewegung. Die Lamellen der Reifen krallen sich in das raue Kalkgestein.

Über Stock und Stein: Offroaderlebnis rund um die Ardeche Foto: Krämer

Langsam fährt er eine Felskante hinauf, stellt sich auf die Fußrasten, kurvt um einen Felsblock. Als er noch mal Gas gibt, fliegen einige Steine nach hinten, dann ist er oben. Durch den Dunst schimmert die Kirche von St. André, die Hügel und Berge der Cevennen verschmelzen mit dem Horizont. Dann wieder hinunter. Eine Felskante taucht vor ihm auf, das Vorderrad hebt ab, auch das Hinterrad verliert den Bodenkontakt. Die Federn gehen ein wenig in die Knie. Ein Zug am Bremshebel, dann steht Ralph, zieht den Helm ab.

Schweißtreibende Angelegenheit

Schöne Strecke rund um die Ardeche Foto: Krämer

Schweiß perlt von der Stirn. Es ist heiß, die Luft flimmert über der Buschvegetation, die hier Garigue heißt. Die Wasserflasche ist schnell bis auf den letzten Tropfen geleert. Den gleichen Reiz wie der nackte Fels versprühen die Wasserlachen, die in dem Tälchen vom letzten Regenguss übrig geblieben sind. Und das im wahrsten Sinne des Wortes!

Das Wasser spritzt auf, als Ralph mit der MZ elegant durch die Lache pflügt. Das Hinterrad gleitet auf dem rutschigen Untergrund ab, die Maschine wird ein paar Zentimeter zur Seite versetzt, dann hat er wieder festen Untergrund unter den groben Stollenreifen - und ein paar Wasserspritzer im Gesicht. Eine willkommene Abkühlung …

Das Essen in Frankreich ist immer wieder ein Erlebnis Foto: Krämer

Knuspriges Baguette und warmer Schafskäse „Eine tolle Gegend“, freut Ralph sich später unter dem Sonnenschirm eines kleinen Restaurants in einem ebenso kleinen, typisch südfranzösischen Ortes und schiebt sich eine Olive in den Mund. Dazu knuspriges Baguette und warmer Schafskäse - ein Stück gelebter südfranzösischer Esskultur. Neue Pläne werden geschmiedet. Man würde etwas versäumen, ständen lediglich Ausritte in Flüsse und auf Kalkplateaus an.

Eine Gegend für Entdecker

Es gibt steinige Wege zu entdecken, die zwischen den duftenden Büschen hinauf auf die Hügel führen und die vom Fahrer einiges an Körperbeherrschung fordern -und die sich auch einmal als Sackgasse erweisen können. Eine Gegend für Entdecker!

Spannend auch die kleinen und feinen Sträßchen, die den gebirgigen Norden des Departements Ardèche durchziehen, die den Biker in eines der vielen pittoresken steingrauen Dörfchen bringen, zur Quelle der Loire, zur Naturbrücke Pont d´Arc oder den riesigen Hallen der Orgnac-Höhle bringen. Die Ziele werden hier unten im Süden Frankreichs nicht ausgehen, da ist er sich sicher.

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