Wenn der halbe Motor Pause macht

Spartechnologie

Der Sparzwang, dem auch die Oberklasse ausgesetzt ist, lässt alte Ideen wieder aufleben. Die Zylinderabschaltung kann auch beim Achtzylinder den Verbrauch durchaus drosseln.

Von Thomas Geiger

Immer mehr Autohersteller setzen auf «Downsizing» und verwenden kleinere, aber dafür aufgeladene Motoren. Damit sparen sie nicht nur Zylinder und Gewicht, sondern vor allem auch Kraftstoff. Doch dieser Kunstgriff funktioniert nur bis in die Mittelklasse. «Vor allem bei Luxuslimousinen und Sportwagen sind Hubraum und Zylinderzahl für unsere Kunden nicht nur eine Frage der Leistung, sondern auch des Prestiges», sagt Audi-Entwicklungsvorstand Michael Dick. «Dort werden wir neben unseren effizienten Sechszylindern weiterhin Acht- und Zwölfzylinder anbieten.» Weil auch hier gespart werden muss, entdecken die Ingenieure nun die fast schon vergessene Zylinderabschaltung wieder.

Einsparungen bis acht Prozent

Damit werde der Motor bei niedrigen bis mittleren Geschwindigkeiten nur mit der Hälfte der vorhandenen Zylinder betrieben, erläutert Prof. Stefan Pischinger vom Lehrstuhl für Verbrennungskraftmaschinen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. «Diesen Zylindern wird dann eine entsprechend höhere Last abverlangt, wodurch sich ein günstigerer Wirkungsgrad einstellt.» In der Praxis würden Verbrauchsreduzierungen zwischen vier und acht Prozent erreicht.

Sparkonzept

Nachdem zuletzt Mercedes diese Technik in S-Klasse und CL eingesetzt hatte, gibt es die Zylinderabschaltung derzeit nur noch in den Hemi-V8-Motoren von Chrysler, Jeep und Dodge. Der 5,7 Liter große Achtzylinder läuft damit zeitweise lediglich auf vier Töpfen und spart nach Angaben von Chrysler-Sprecher Markus Hauf in Berlin «bis zu 20 Prozent». Künftig wird es das auch bei AMG geben. Die Mercedes-Schwester will den Verbrauch ihrer Modelle bis zum Jahr 2012 um 30 Prozent senken. «Dafür bringen wir nicht nur einen neuen Benzindirekteinspritzer, sondern feiern auch das Comeback der Zylinderabschaltung», kündigt AMG-Chef Volker Mornhinweg in Affalterbach (Baden-Württemberg) an. «Spaß mit acht, sparen mit vier», gibt er als Motto für den neuen Achtzylinder aus, der 2011 seinen Einstand geben soll.

«Bislang war diese Technik nicht optimal», räumt AMG-Motorenchef Friedrich Eichler ein. «Denn tatsächlich liefen die Aggregate doch noch zu oft mit voller Zylinderzahl.» Die Herausforderung bei neuen Motoren sei es deshalb, die Betriebsphasen mit reduzierter Zylinderzahl deutlich zu erhöhen.

Kostengünstige Integration

Möglich machen das elektronische Fahrprogramme, wie man sie bei AMG mit der sogenannten Drive Unit auf dem Mitteltunnel abrufen kann. «Wer dort «C» wie «Controlled Efficiency» wählt, kappt mit einer speziellen Programmierung für das Automatikgetriebe nicht nur die Drehzahlspitzen, sondern fährt dann wirklich nur bei Vollgas mit allen acht Zylindern. Die Schwaben sind nicht die einzigen, die an dieser Idee arbeiten. «Unsere Ventilhubsteuerung Audi valve lift system geht ja auch in diese Richtung und ist schon in Serie», sagt Audi-Vorstand Dick. Und Prof. Pischinger nennt einen weiteren Grund für das Interesse and er Zylinderabschaltung: Man müsse dafür keine völlig neuen Motoren entwickeln: «Sie lässt sich schnell und kostengünstig in bereits bestehende Fertigungslinien integrieren.» (dpa/tmn)

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