Die Rückkehr der Spritschleudern

Jahresvorschau 2009

Auch 2009 wird die Finanzkrise die Automobilindustrie in ihrem Bann halten und zu diversen Sparmaßnahmen auffordern. Was sonst noch im kommenden Jahr passieren kann, lesen Sie in der nicht ganz ernst gemeinten Jahresvorschau.

Von Thomas Flehmer

Die Finanzkrise hält die Automobilindustrie auch in 2009 noch in Ihrem Bann. In der Jahresvorschau werden Rettungsmaßnahmen der angeschlagenen Hersteller aufgezeigt, Kosten zu senken und trotzdem innovativ arbeiten zu können. So muss Daimler-Vorstand Dieter Zetsche in diesem Jahr nicht mehr auf seinen Bonus verzichten und auch der Rußfilterskandal findet sein Ende in 2009. Und gegen Ende des Jahres wendet sich alles wieder zum Guten.

Januar

Der Hummer wird wieder salonfähig gemacht Foto: dpa

Auf der nordamerikanischen Automesse in Detroit wollen die angeschlagenen Autobauer General Motors, Ford und Chrysler das Ruder herumreißen. Unter dem Motto «Jetzt erst recht» stellen die «Big Three» nur ihre alten Spritfressenden Fahrzeuge aus. Die amerikanischen Besucher sind begeistert und meiden die Stände der Mitbewerber, weil sie glauben, dass wieder genug und vor allem billiges Öl die Fahrt über die Highways ermöglicht. «Yes, we can again» wird zum geflügelten Wort.


Februar

Chio Chips stehen Pate bei den neuen Opel-Modellen Foto: dpa

Die Rettung für Opel kommt aus der eigenen Familie. Carlo, Heinz, Irmgard von Opel besinnen sich auf ihre Vorfahren und übernehmen das Kommando bei Opel. Doch die jahrelange Anfertigung von Zwiebelringen, Erdnüssen und Salzstangen für die einst hauseigene Firma Chio-Chips hinterlässt bei den neuen Modellen ihre Spuren. So heißen die sportlichen Ausstattungsvarianten Hot and Spicy, die Basisversion des neuen Mittelklassemodels beginnt mit dem Insignia Potato. In Wolfsburg kündigt derweil VW-Chef Martin Winterkorn den «besten Lupo aller Zeiten» an.

März

Don't pay the ferryman Foto: dpa

Ford bleibt die ersten Tage des Automobilsalons in Genf fern. Aus Kostengründen wurden keine Flugzeuge und LKW gechartert, um die Fahrzeuge in die Schweizer Metropole zu transportieren. Fords Europa-Vize Bernhard Mattes und seine Manager-Kollegen aus Köln wollen mit gutem Beispiel vorangehen und düsen selbst mit den Ausstellungsobjekten in Richtung Nachbarland. Zwei Tage wird die Crew allerdings in Meersburg aufgehalten, da sich Mattes nicht mit den Besitzern der Bodenseefähre über einen Gruppentarif zur Überfahrt einigen konnte. Doch nach einer Nachtsitzung verkündet Mattes stolz, dass ein Durchbruch erzielt sei und der Überfahrt nichts mehr im Wege stehe.

April

Mercedes ruft seine C-Klasse zurück. Die im Werk Sindelfingen gefertigten Limousinen und Kombis wurden mit vier Ringen in der Lenkradmitte ausgeliefert. Dass dies ein weiterer Fall von Werksspionage sei, wird von Dieter Zetsche heftig dementiert. Als Aprilscherz tituliert der Daimler-Chef die Fehlanfertigung der rund 10.000 Modelle. Die Fahrzeuge erlangen in kurzer Zeit Kultstatus und werden gewinnbringend über ebay versteigert. Im internen Kreis freut sich Zetsche, dass er in diesem Jahr wohl nicht auf den Bonus verzichten müsse.

Mai

Neues Konzept für die richtige Richtung Foto: dpa

Bereits nach den ersten vier Monaten wird deutlich, dass die für das Jahr 2009 angepeilten 2,8 Millionen Neuwagenverkäufe nicht geschafft werden. Die Hersteller verweisen darauf, dass die Politik Kaufanreize schaffen müsse. Sigmar Gabriel verkündet daraufhin, dass nach Verhandlungen mit dem Kfz-Gewerbe alle Werkstattbesuche für Neuwagen bis zu zwei Jahren kostenlos seien. Unterstützung erhält der zuvor viel gescholtene Bundesumweltminister von Kanzlerin Angela Merkel: «Nach der umstrittenen Abschaffung der Kfz-Steuer ist das der richtige Schritt in die richtige Richtung».


Juni

"Wir kommen jetzt zu euch", sagt Porsche Chef Wendelin Wiedeking zu VW-Chef Martin Winterkorn Foto: dpa

Bei Porsche stehen die Bänder still, nachdem zahlreiche Umweltschutzverbände die Werkstore blockieren und für den Klimaschutz demonstrieren. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking schafft in einer Nacht- und Nebelaktion die zu fertigenden Sportwagen über einen geheimen Ausgang nach Wolfsburg, wo die Werksferien aufgrund der schmalen Auftragslage von Juni bis September andauern. Trotzig spricht er vor den Demonstranten vom «besten Porsche aller Zeiten».

Juli

Dacia ist fix unterwegs auf dem Automarkt Foto: Renault

Dacia ist nach den ersten sechs Monaten zum erfolgreichsten Importeur aufgestiegen. Mit 6,7 Prozent befindet sich die Marke deutlich vor seiner Mutter Renault, aber nur knapp hinter Ford und Opel, denen trotz guter Fahrzeuge der Abstieg in die Importeursliga droht. Ford-Vorsitzender Mattes gibt sich kämpferisch: «Als Sponsor des 1. FC Köln kennen wir uns mit Abstiegen aus, wir kommen wieder.»

August

Den BMW X6 gibt es gratis dazu Foto: BMW

BMW überrascht mit einem Durchbruch bei den alternativen Antrieben. In einem Prototyp ist es den Ingenieuren gelungen, die regenerative Bremsenergie in Öl umzuwandeln. Der Serienstart des Zweisitzers Minus X1 wird für Ende des Jahres angepeilt. Da die Produktion der absoluten Weltneuheit sehr kostspielig ist, geben die Münchner bei jedem Neuwagenkauf noch gratis einen X6 dazu, der von dem gewonnenen Kraftstoff angetrieben werden kann.


September

Porsche fabriziert weiterhin in Wolfsburg Foto: dpa

Zwei Wochen nach Beendigung der Werksferien muss Volkswagen auch schon wieder die Tore schließen - zumindest für die eigene Produktion. In Zuffenhausen behindern immer noch Demonstranten den betrieblichen Alltag. Wiedeking setzt im Aufsichtsrat mit einer Stimme Mehrheit durch, dass in den kommenden zwei Wochen ausschließlich Porsche-Modelle im Wolfsburger Werk gefertigt werden.

Oktober

Peter Maffay ist auch gerne Trittbrettfahrer Foto: dpa

Aufgrund der immer noch währenden Finanzkrise avanciert Dacia zum Marktführer auf dem deutschen Markt. Jedes fünfte Auto in Deutschland ist ein Modell der rumänischen Renault-Tochter. Als Trittbrettfahrer erweist sich Exil-Rumäne Peter Maffay. Doch sein neues Musical Dacialuga kann nicht an den Erfolg des Billig-Anbieters heranreichen. Auf den Erfolg des Mitbewerbers aufmerksam geworden, verkündet VW-Chef Martin Winterkorn den «besten Fox aller Zeiten».

November

Sigmar Gabriel feiert den dritten Jahrestag der Kulanzregelung des Kfz-Handels zum Partikelfilter. Von den zuvor rund 60.000 Betrugsfiltern seien mittlerweile bereits 15.000 Systeme ausgetauscht. Die restlichen 45.000 Fahrzeuge seien aber auch nicht mehr auf den Straßen, da die schnell verstopften Filter für nach sich ziehende Motorschäden sorgten. «Das war der richtige Schritt in die richtige Richtung», erklärt der Bundesumweltminister auf einer schnell einberufenen Pressekonferenz im ICE zwischen Berlin und Bonn.

Dezember

VDA-Präsident Matthias Wissmann hofft auf Beistand "von oben" Foto: dpa

Die Finanzkrise neigt sich dem Ende zu, auch die Automobilbranche erhält wieder Aufwind. Dacia erzielt nur noch einen homöopathischen Marktanteil, dafür nimmt der Trend zu größeren, spritfressenden Fahrzeugen zu. «Alles, was in Amerika Mode war, wird auch bei uns zum Trend», sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Vechta. Der Autoexperte sagt vor allem dem zuvor lange am Tropf hängenden SUV-Segment eine glorreiche Zukunft voraus. Der VDA peilt für 2010 3,4 Millionen Neuzulassungen an. VDA-Präsident Matthias Wissmann freut sich: «Das ist der Schritt in die richtige Richtung», und fügt an: «Yes, we can again.»

Keine Beiträge vorhanden