Mit dem ë-C3 bringt Citroën für einen Preis 23.300 Euro ein attraktives Elektroauto auf den Markt. Mit diesem Auto düpieren die Franzosen den Konkurrenten VW.
In einem sind sich der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz einig. Die Elektromobilität muss günstiger werden, es braucht bezahlbare Elektromodelle für die breite Masse.
Ein solches Modell erwartet man insbesondere von Europas größtem Autobauer VW. Zuletzt hatte Scholz auf der IAA Mobility im September in München auf dem Stand der Wolfsburger gesagt, dass der Hochlauf der Elektromobilität nicht funktionieren wird, „wenn es nicht auch Angebote gibt, die für ganz viele Bürger bezahlbar sind“.
Von daher sei es gut, dass VW mit dem ID.2all an einen Einstiegsstromer für unter 25.000 Euro arbeite, so Scholz. Doch bis die Wolfsburger ihren „Volks-Stromer“ auf den Markt bringen, vergehen noch zwei Jahre. Der Marktstart ist für Ende 2025 avisiert. Zu spät, sagen viele. Gerade richtig, sagen die Verantwortlichen um VW-Markenchef Thomas Schäfer. In Wolfsburg, so bekundet man immer wieder, arbeite man ja auch an einem Auto für einen Preis von unter 20.000 Euro.
ë-C3 Game-Changer für die Marke
Seit dem 17. Oktober 2023 dürften sich indes viele fragen, warum einer Marke wie Citroën mit dem ë-C3 das gelingt, wozu der VW-Konzern nicht in der Lage ist: Nämlich ein bezahlbares E-Auto für breite Bevölkerungsschichten jetzt anzubieten. Denn mit dem ë-C3 schickt die Stellantis-Tochter ab dem 2. Quartal des kommenden Jahres einen Kleinwagen mit einer Reichweite von 320 Kilometer für einen Preis von 23.300 Euro an den Start. In 2025 folgt der ë-C3 für 19.900 Euro, dann mit einer Reichweite von 200 Kilometer.
„Wir bringen jetzt das, was VW für 2025 ankündigt“, stellte Deutschlandchef Patrick Dinger zufrieden fest. Dieses Auto, so sagte der Manager, werde ein „Game-Changer für die Marke“. Bezahlbarkeit sei schon immer eine der Stärken von Citroën gewesen, so Dinger. Was das bedeutet, habe die Marke gerade vor ein paar Wochen gezeigt, als man eine Preisminderung von bis zu 6000 Euro (Citroën C5 Aircross) für seine Modelle ankündigte. Durchschnittlich hatten die Franzosen ihre Verkaufspreise um 13 Prozent gesenkt.
Dinger zeigt sich zuversichtlich, dass diese Preissenkung als auch insbesondere der neue ë-C3 den Absatz von Citroën auf einem der Schlüsselmärkte der Marke befördern wird. Auf dem deutschen Markt läuft es für die Franzosen derzeit erfolgreich. Im September kam man nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) auf über 4000 Neuzulassungen (+41,2 Prozent), kumuliert steht man nach neun Monaten bei 30.257 Neuzulassungen (+ 2,2 Prozent). Der Marktanteil liegt bei 1,4 Prozent. Mit dem neuen ë-C3 verspricht sich Dinger einen deutlichen Absatzzuwachs. Perspektivisch peilt er einen Marktanteil von zwei Prozent an.
Bezahlbarkeit als DNA der Marke
Citroën-Chef Thierry Koskas war bei der Präsentation des neuen Stromers die Zufriedenheit über das neue Modell deutlich anzumerken. Schließlich, so betont er immer wieder, sei das Angebot bezahlbarer Fahrzeuge schon immer ein wichtiger Teil der DNA von Citroën“ gewesen, so Koskas. Mit dem ë-C3 unterstreicht Citroën diesen Anspruch.
Koskas zeigt sich vom Absatzpotenzial des neuesten Stromers überzeugt. „Unsere Mission ist es, den Marktanteil von Citroën in Europa auf mindestens 5 Prozent des europäischen Marktes auszubauen.“ Zur Erreichung dieses Ziels spielt der vollelektrische ë-C3 – von dem es auch eine Verbrenner-Variante geben wird – eine herausgehobene Rolle. Bereist heute ist der C3 einer der Volumenbringer der Marke. Seit dem Start der ersten Generation im Jahr 2002 wurden von ihm mehr als 5,6 Millionen Einheiten abgesetzt. In Europa macht der aktuelle C3 allein 29 Prozent des europäischen Absatzes aus und kommt auf elf Prozent Marktanteil im europäischen B-Segment.
Gute Qualität, gute Technik
Wer jetzt meint, dass man für einen Preis von 23.300 Euro ein Auto auf dem Niveau eines Dacia Spring bekommt, irrt – und das gewaltig. Denn der ë-C3 hinterlässt bei der Präsentation im Hangar Y in Meudon einen stimmigen Eindruck. Er bietet das, was man beim Spring vermisst: ein attraktives Design, moderne Assistenzsysteme und einen Innenraum, der einen nicht fragen lässt, ob denn so viel Sparzwang wie bei der Renault-Tochter wirklich hat sein müssen. Und nicht nur das: den Spring bietet Dacia nur mit einer 27 kWh großen Batterie (Reichweite 220 Kilometer) und einem 65 PS starken E-Motor für 24.550 Euro an. Auch wenn man den ë-C3 noch nicht fahren konnte: in dieser Preisklasse setzt der Franzose optisch und technisch neue Benchmarks.
So lässt der ë-C3 lässt beim Blick in den Innenraum und aufs Datenblatt nicht die Vermutung aufkommen, dass der erste positive Eindruck beim kommenden Praxistest arg in Frage gestellt werden müsste. Unterwegs ist der ë-C3 ist mit einer 44 kWh starken Batterie, die den 113 PS starken Elektroantrieb mit Energie versorgt. Erstmals setzt Citroën hier eine Lithium-Ferrophosphat-Batterie ein. Sie sorgt für eine Reichweite von 320 Kilometer (WLTP). Die Höchstgeschwindigkeit endet bei ausreichenden 135 km/h.
Platz für vier Erwachsene
Nicht nur aus Effizienzgründen hat man sich für die Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit entschieden, sondern auch wegen dem Einsatzzweck dieses Fahrzeugs: es ist vor allem für den urbanen Bereich konzipiert. Trotz seiner Länge von 4,01 Meter ist es ausgesprochen geräumig: vier Erwachsene können hier bequem Platz nehmen. Im Fond kann man sogar mit einer Körpergröße von 1,90 Meter noch recht komfortabel sitzen. Der Kofferraum bietet Platz für 310 Liter Gepäck. Das sind gleich zehn Liter mehr als beim alten C3. Die Entwickler haben das Beste aus der neuen CMP Smart-Car-Plattform des Konzerns herausgeholt.
An einer Wallbox mit 11 kW braucht man 2:50 Stunden, um die Batterie wieder auf diesen Ladestand zu bringen. Über die e-Routes App sollen die Kundinnen und Kunden in der Lage sein, Ladestatus und Batteriestand in Echtzeit zu überwachen. Für sein neues E-Modell verspricht Citroën übrigens „ein unvergleichlich komfortables Fahrgefühl“. Hört sich gut an, doch was ist damit genau gemeint? Erreicht werden soll dies u.a. durch die erstmals in einem Kleinwagen verbaute Advanced Comfort Federung und die Komfort-Sitze. Bei dieser Art von Federung kommen in Verbindung mit dem Stoßdämpfer und der Feder zwei progressive hydraulische Stoßdämpfer anstelle mechanischer Anschläge zum Einsatz.
Citroën will mit dem ë-C3 nicht weniger, als das „komfortabelste Fahrzeug im B-Segment“ anbieten, sagt Laurence Hansen, die Produkt- und Strategie der Marke als Direktorin verantwortet.
Verzicht auf traditionelles Kombiinstrument
Im Innenraum setzt Citroën auf eine sogenannte C-Zen Lounge. Sie soll es Fahrer und Beifahrer dank der großen Windschutzscheibe und der horizontalen Blende einen übersichtlichen Blick nach vorn ermöglichen. Das Cockpit verzichtet auf ein traditionelles Kombiinstrument, es kommt stattdessen ein Head-Up Display zum Einsatz. Für eine bessere Bedienbarkeit wurde das Multifunktionslenkrad neu konzipiert. In der Mitte der Frontpartie schwebt ein 10,25 Zoll großer Infotainment-Bildschirm. Das Fahrzeug ist natürlich voll vernetzt. Wie allen Neuwagen ist auch der ë-C3 mit einer Vielzahl von Fahrerassistenten unterwegs. Dazu gehören u.a. ein Notbremssystem, ein aktiver Spurhalteassistent oder auch ein Müdigkeitswarner. Ferner gibt es auch einen Fernlichtassistenten.
Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, wird der neue im slowakischen Werk in Trnava gebaute ë-C3 übrigens nur mit zwei Ausstattungsvarianten angeboten: You und Max. Aber bereits die Einstiegsversion fährt mit einer ziemlich kompletten Ausstattung vor. Dazu gehören u.a. LED-Scheinwerfer vorn, Parksensoren hinten, eine Klimaanlage oder elektrische Außenspiegel. Auch das Advanced Comfort Fahrwerk ist immer an Bord. Verzicht sieht anders aus.
Leasing für 99 Euro in Frankreich
In Frankreich wird der ë-C3 übrigens für eine monatliche Leasingrate von 99 Euro angeboten. Damit wäre man auch wieder bei Emmanuel Macron. Der hatte Ende September im Rahmen der Vorstellung der Klimaschutzstrategie seiner Regierung ein attraktives E-Auto-Leasing für in Europa hergestellte Modell angekündigt. Fahrzeuge, die für dieses Leasing in Frage kommen, müssen den überarbeiteten Regelungen für den französischen Umweltbonus entsprechen.
Mit diesem staatlich unterstützten Leasingprogramm sollen einkommensschwächere Haushalte zum Umstieg auf die E-Mobilität bewegt werden. Zudem ist dieses Leasingprogramm eine Antwort auf die immer stärker auf den europäischen Markt drängenden chinesischen Hersteller. Frankreich will mit diesen Leasingprogramm auch die Position seiner heimischen Marken Renault und denen aus dem Stellantis-Konzern stärken.
Wie die Leasinghöhe für den ë-C3 in Deutschland ausschaut, dazu will Dinger noch nichts sagen. Doch es ist anzunehmen, dass sie sich unter Einbeziehung des Umweltbonus nicht sonderlich stark von der in Frankreich unterscheiden wird.