Togg-Chef: Sind sicherlich wettbewerbsfähiger als die Europäer

Togg-Chef: Sind sicherlich wettbewerbsfähiger als die Europäer
Togg-Chef Gürcan Karakas. © Wolfgang Plank

Togg gehört zu den noch unbekannten Autobauern. Doch das soll sich schnell ändern. Wie das gelingen soll, sagte Togg-Chef Gürcan Karakas im Interview mit der Autogazette.

Gürcan Karakas sieht die Sache ganz nüchtern: „Weder Deutschland noch die Welt braucht einen weiteren Hersteller von E-Autos“, sagt der Manager im Interview mit der Autogazette. Gute Chancen gebe es aber für ein Unternehmen, dessen Strategie allein auf die Bedürfnisse moderner Kunden ausgerichtet sei. Dazu gehöre nun mal, dass der Fahrer nicht von E-Mails abgeschnitten ist und dem Beifahrer nach 20 Minuten nicht langweilig wird.

Consumer Electronics sei so etwas wie das Zauberwort, glaubt Karakas. Nur eben auf Rädern. Soll heißen: „Ich möchte im Auto dasselbe machen können wie zuhause oder im Büro.“ Dazu brauche es eben einen riesigen Bildschirm mit eigener Kontrolle, ständige Vernetzung und hohe Rechenleistung. Auch er selbst, der gelernte Ingenieur und frühere Bosch-Manager, habe da umdenken müssen. Dass Togg den seriennahen Prototypen des T10F auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas präsentiert hat, ist angesichts der genannten strategischen Ausrichtung da nur folgerichtig.

Zu wenig an geänderte Wünsche angepasst

Der Innenraum im Togg T10F wird von einem großer Display dominiert. Foto: Wolfgang Plank

Traditionelle Autobauer hätten zu lange gute Produkte entwickelt, sich aber eben zu wenig an den Wandel und die geänderten Wünsche angepasst. Die Pyramide klassischer Technologien mit ihren Hierarchien sei nicht mehr zeitgemäß, glaubt Karakas. Entscheidungen müssten heutzutage blitzschnell fallen – in kleinen Gruppen mit hoher Expertise. Da sei ein kleines, junges Unternehmen wie Togg gegenüber den etablierten Konzernen klar im Vorteil.

Bestehende Verbrenner-Modelle an E-Mobilität und Vernetzung anzupassen, sei eben nicht der beste Weg. „Beginnen sie mit einem weißen Blatt“, rät Karakas. Zentral seien IT-Struktur und Prozessoren. Spätestens 2033, so seine Prognose, würden sich klassische Technik und digitale Ausstattung beim Wert eines Autos die Waage halten.

Türkei noch deutlich untermotorisiert

Togg-Chef Gürcan Karakas (r.) traf sich auf der CES zum Gespräch mit Autogazette-Autor Wolfgang Plank. Foto: Togg

Großes Potenzial sieht der aus Antalya stammende Togg-Chef für sein Geburtsland. Die Türkei sei im Grunde deutlich untermotorisiert, aktuell aber immerhin schon Nummer acht der stärksten E-Auto-Märkte Europas. Dass man dort Autos mit hoher Qualität bauen könne, habe das Land mit 85 Prozent Export längst unter Beweis gestellt. Renault, Toyota oder Fiat ließen schließlich nicht ohne Grund am Bosporus fertigen. Eine eigene Marke könne da durchaus Erfolg haben. Den sanften Druck von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sieht Karakas dabei sehr gelassen. Staatliche Unterstützung für die heimische Industrie sei doch etwas völlig Normales.

Ob die Pläne für das noch junge Unternehmen auch wirtschaftlich aufgehen, werde sich zeigen. „Wir sind sicherlich wettbewerbsfähiger als die Europäer“, glaubt Karakas, „womöglich aber nicht so stark wie die Chinesen.“ Am Ende werde es bei Togg sein wie überall. „Unternehmen machen Kosten – die Preise machen die Märkte.“

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