Seat-Chef: Macht keinen Sinn, die E-Mobilität in Frage zu stellen

Markteintritt in USA geplant

Seat-Chef: Macht keinen Sinn, die E-Mobilität in Frage zu stellen
Wayne Griffiths verantwortet die Marken Seat und Cupra. © Seat

Seat-Chef Wayne Griffiths hat Rekordergebnisse präsentiert. Zugleich bekennt sich der Manager zur Elektromobilität.

Es wurde in der Vergangenheit viel über die Zukunft des spanischen Autobauers Seat spekuliert: Geht es mit der Marke weiter oder wird sie eingestellt? Die Frage hatte Seat-Chef Wayne Griffiths bereits vor einigen Monaten im Interview mit der Autogazette beantwortet: Es geht weiter, sagte er bereits damals.

„Die Marke Seat ist kerngesund und wird weiter eine Schlüsselrolle für unsere Wachstumsstrategie einnehmen“, sagte Griffiths am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Barcelona. Damit erneuerte der Brite sein Bekenntnis zu Seat und untermauerte dies mit den Absatzzahlen des Vorjahres. So konnte die Seat S.A. mit den Marken Seat und Cupra im vergangenen Jahr 519.176 Fahrzeuge ausliefern, was einer Steigerung von über 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Davon entfielen 230.739 Auslieferungen auf Cupra (+50,9 Prozent) und 288.437 Auslieferungen auf Seat (+24 Prozent).

Leon erhält PHEV mit 100 km Reichweite

„Wir wollen die Marke Seat wieder dorthin bringen, wo sie hingehört, und das zweistellige Wachstum des vergangenen Jahres mit neuen Investitionen in die Marke und ihre Modelle fortsetzen“, so Griffiths. Man schaue sich auch an, ab wann es ein reines E-Auto von Seat geben wird, so der Vorstandschef. Ein Einstiegsstromer für unter 20.000 Euro, an dem VW mit dem ID.1 angefangen hat zu arbeiten, würde auch zu einer Marke wie Seat passen, „die seit jeher die Einstiegsmarke“ innerhalb des VW-Konzerns gewesen sei.

Bis es das erste reine E-Auto von Seat gibt, wird die Marke ihre Modellpalette nach und nach elektrifizieren. So kündigte Griffiths für den neuen Leon einen Plug-in-Hybriden mit einer Reichweite von 100 Kilometern an. Im nächsten Jahr kommen zudem Produktaufwertungen des Ibiza und Arona; auch der Ateca erhält eine Überarbeitung.

Bis zu einem Einstiegsstromer von Seat mit einem Preis um die 20.000 Euro ist es noch ein langer Weg. Zunächst liegt die Konzentration der Spanier bei der E-Mobilität auf Cupra, aber auch hier lässt ein bezahlbares E-Modell noch auf sich warten. Der Raval kommt erst 2026 und wird dann indes auch mehr kosten, als die für das Schwestermodell ID.2 annoncierten 25.000 Euro.

Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn

So beeindruckend das Absatz-Wachstum, so beeindruckend ist auch das Plus bei Gewinn und Umsatz von Seat: Während der Gewinn um 592 Millionen Euro auf 625 Millionen Euro stieg, legte der Umsatz um 31 Prozent auf 14,33 Milliarden Euro zu – und die Umsatzrendite verzeichnete ein Plus von 0,3 Prozent auf 4,4 Prozent. Noch nie in der 73-jährigen Firmengeschichte schnitt Seat besser ab.

Wie Griffiths sagte, sei das vergangenen Jahr angesichts der steigenden Rohstoff- und Energiepreise, der Inflation und dem Krieg in der Ukraine ein Jahr der besonderen Herausforderung für den Autobauer gewesen. Man habe sie gemeistert und damit den Weg in eine profitabelere Zukunft gelegt.

Markteintritt in USA geplant

Die Topversion des Cupra Formentor hat 310 PS und Allrad. Foto: Cupra

Zu dieser Zukunft gehört, dass Cupra bis Ende des Jahrzehnts in die USA gehen wird, wie Griffiths ankündigte. Dort wolle man zwei E-Autos anbieten, den Nachfolger des Formentor und ein neu für die USA entwickeltes großes SUV. Diese Modelle sollen auch in Europa angeboten werden, aber in Nordamerika produziert werden. Man setze auf die Produktionsstandorte von VW in Chattanooga oder im mexikanischen Puebla.

So wie bei Seat geht die Modelloffensive auch bei Cupra weiter, dem Wachstumstreiber bei den Spaniern. Die Marke hat seit ihrer Gründung mittlerweile 530.000 Fahrzeuge absetzen können. So stehen in diesem Jahr unter anderem der neue rein elektrische Tavascan, das elektrifizierte SUV Terramar und der Born VZ vor der Einführung. Vom Leon und Formentor gibt es Überarbeitungen. Es ist für die Marke die größte Produktoffensive ihrer Geschichte. Bisher haben die Spanier mit dem Born übrigens nur ein einziges E-Modell im Angebot – und das wurde im Vorjahr 45.000 Mal an Kunden ausgeliefert (+ 44 Prozent). Davon wurden übrigens allein 17.467 Born in Deutschland abgesetzt, dem wichtigsten Einzelmarkt der Marke.

Unterstützung der Politik gefordert

Mit Blick auf die E-Mobilität brauche es für den weiteren Markthochlauf eine breite Unterstützung der Politik beispielsweise mit Blick auf steuerliche Anreize, die es in China oder den USA geben würde. Deutliche Kritik übte Griffiths an der spanischen Regierung. Von hier erhofft sich der Seat-Chef eine stärkere Unterstützung und verweist auf Investitionen in Milliardenhöhe des VW-Konzerns und Partnern in den Ausbau der E-Mobilität.

Ausdrucksstark: das Heck des Cupra Born. Foto: Cupra

Zu diesem Invest gehört beispielsweise der Bau eines Batteriewerks in Martorell und der Umbau der Produktionslinie für die sogenannten Small-BEVs. Leider habe man von der spanischen Regierung immer noch keine Antwort, wie diese die E-Mobilität im Lande fördern wolle. Griffiths ist darüber hörbar enttäuscht, schließlich hat er vor, Spanien zur Drehscheibe der E-Mobilität zu machen. „Es ist wichtig, die Kundinnen und Kunden darüber zu informieren, dass Elektrofahrzeuge Teil der Lösung für eine nachhaltige Mobilität und nicht Teil des Problems sind“, so der Seat-Chef. Zudem müssen die Besteuerung und die Anreize für den Kauf von Elektrofahrzeugen verbessert und die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden.“

Dekarbonisierung des Verkehrs nötig

Das europaweit im Vorjahr gerade einmal nur 22 Prozent elektrifizierte Fahrzeuge zugelassen wurden und in Spanien nur zwölf Prozent, sei nicht akzeptabel, so der Seat-Chef. Angesichts dieser geringen Nachfrage „setzte man seine Zukunft aufs Spiel“. Griffiths zielt damit nicht nur auf den wirtschaftlichen sondern auch den Klima-Aspekt ab. Der Brite, der seit acht Jahren in Spanien lebt, weist auf den Klimawandel im Lande mit seiner Trockenheit und Wasserknappheit im Vorjahr hin. Deshalb brauche man „eine Dekarbonisierung des Verkehrs.“

Dass einige politische Parteien das Verbrenner-Aus im Jahr 2035 in Frage stellen, kann Griffiths angesichts des Klimawandels nicht verstehen. So wie es keinen Sinn mache, die Elektromobilität in Frage zu stellen, mache es auch keinen Sinn, die festgelegten Ziele in Frage zu stellen. Vielmehr sollte man die Maßnahme beschleunigen, damit die Zielsetzungen erreicht werden.

Keine Beiträge vorhanden