«Cupra ist ein New Kid on the Block»

Seat-Chef Bernhard Bauer

«Cupra ist ein New Kid on the Block»
Bernhard Bauer verantwortet in Deutschland die Marken Seat und Cupra. © Seat

Der Autobauer Seat/Cupra weist nach dem ersten Quartal ein zweistelliges Minus bei den Neuzulassungen auf. Deutschland-Chef Bernhard Bauer zeigt sich dennoch entspannt – und schaut optimistisch auf dieses Jahr.

Die VW-Tochter Seat/Cupra musste in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) einen deutlichen Rückgang bei den Neuzlassungen von 13,5 Prozent hinnehmen. Davon zeigt sich Deutschlandchef Bernhard Bauer aber nicht beeindruckt. Er sei angesichts dieser Zahlen sehr entspannt, sagte der Manager im Interview mit der Autogazette.

«Ab März läuft es bereits wieder rund, da steht ein Zulassungsplus von 4,7 Prozent. Seither holen wir deutlich auf, die Auftragseingänge sind sehr gut. Im April haben wir aktuell einen Marktanteil von über fünf Prozent», sagte Bauer.

Nachhaltige Erholung erwartet

Der Seat-Chef zeigt sich trotz Teile- und Logistikproblemen zuversichtlich, dass die beiden Marken dieses Jahr wieder mit positiven Absatzzahlen enden werden. «Ich gehe davon aus, dass wir nach dem ersten Halbjahr über dem Vorjahresergebnis liegen werden», so Bauer.

Dabei ruhen seine Hoffnungen nicht nur auf der Marke Cupra, die sich für die Spanier zu einer Erfolggeschichte entwickelt haben, sondern auch auf Seat. Sie sei nach wie vor «eine auch preislich attraktive Marke – deshalb wird die Marke auch in diesem Jahr weiter wachsen. Aber natürlich wird Cupra zunehmend wichtiger, wie auch die Zulassungszahlen zeigen. Im Vorjahr kam Cupra bereits auf einen relevanten Marktanteil von 2,3 Prozent».

«Ich bin angesichts der Zahlen sehr entspannt»

Der Seat Arona ist bei den Kunden beliebt – und die Marke spielt nach wie vor eine wichtige Rolle. Foto. Seat

Autogazette: Herr Bauer, das erste Quartal hat Seat/Cupra mit 25.414 Neuzulassungen und einem Zulassungsminus von 13,5 Prozent beendet. Sind Sie sehr ernüchtert?

Bernhard Bauer: Überhaupt nicht. Ich bin angesichts dieser Zahlen sehr entspannt. Dieses Minus resultiert aus dem Vorjahr, das wir mit einem Marktanteil von 4,2 Prozent abgeschlossen haben. Das war der beste Marktanteil aller Zeiten.

Autogazette: Das täuscht aber nicht über das schlechte Ergebnis des 1. Quartals hinweg…

Bauer: …doch, denn wir haben im Vorjahr gerade bei den Plug-in-Hybride viele Verkäufe noch auf das alte Jahr gelegt, damit unsere Kundinnen und Kunden noch in den Genuss der Förderung kommen. Diese Autos haben dann im Januar und Februar gefehlt. Ab März läuft es bereits wieder rund, da steht ein Zulassungsplus von 4,7 Prozent. Seither holen wir deutlich auf, die Auftragseingänge sind sehr gut. Im April haben wir aktuell einen Marktanteil von über fünf Prozent.

Autogazette: Die 4,7 Prozent Marktanteil entsprechen 11. 715 Neuzulassungen. Sehen Sie für damit schon wieder eine nachhaltige Erholung?

Bauer: Die Tendenz sieht gut aus, von daher würde ich von einer Erholung sprechen. Das zeigt nicht nur der für den April zu erwartende Marktanteil, sondern auch der Umstand, dass wir im ersten Quartal in unserem Werk so viele Autos wie nie zuvor produziert haben.

«Der Aufwärtstrend hält an»

Autogazette: Stehen Sie nach wie vor auch vor Problemen mit der Logistik?

Bauer: Ja. Es gibt nach wie vor zu wenig Lkws, auch die Fahrer fehlen. Das macht es schwierig, die Fahrzeuge auf den Hof der Händler zu bekommen. Doch abgesehen davon: die Produktion läuft nach wie vor auf Hochtouren, es war als kein One-Time-Effekt, sondern der Aufwärtstrend hält an.

Autogazette: Sie erwarten also eine anhaltende Aufholjagd?

Bauer: Absolut, ich gehe davon aus, dass wir nach dem ersten Halbjahr über dem Vorjahresergebnis liegen werden.

Autogazette: Die Logistik stellt Sie noch vor Herausforderungen. Trifft das auch auf den Teilemangel und vor allem die Chipsituation zu?

Bauer: Natürlich ist das noch nicht überwunden, doch die Auslieferungen laufen so langsam wieder in einem fast normalen Rahmen und die Auftragseingänge sind vielversprechend. Das Logistikthema versuchen wir in den Griff zu bekommen – und ich schätze, dass uns das in den kommenden Wochen gelingt. Bis indes der Markt auch wieder die Auftragseinfänge widerspiegelt, wird es noch bis zum nächsten Jahr dauern.

«Wir sind eine Rebellenmarke»

Die Topversion des Cupra Formentor hat 310 PS und Allrad. Foto: Cupra

Autogazette: Im Vorjahr kam Cupra weltweit auf einen Absatz von rund 153.000 Einheiten, davon entfielen 61.158 Fahrzeuge auf den deutschen Markt. Welche Rolle kommt eigentlich noch der Marke Seat zu?

Bauer: Eine wichtige. Seat ist eine auch preislich attraktive Marke – deshalb wird die Marke auch in diesem Jahr weiter wachsen. Aber natürlich wird Cupra zunehmend wichtiger, wie auch die Zulassungszahlen zeigen. Im Vorjahr kam Cupra bereits auf einen relevanten Marktanteil von 2,3 Prozent. Wenn wir eine bessere Lieferbarkeit hätten, könnten wir deutlich mehr Seat Fahrzeuge absetzen, gerade auch deshalb, weil es in diesem Segment viele Spontanverkäufe gibt.

Autogazette: Deutschland ist für Cupra der weltweit wichtigste Markt. Wie erklären Sie sich den Zuspruch der Kundschaft der Marke?

Bauer: Die Autos sehen gut aus, das Design spricht die Kundschaft an. Wir sind eine Rebellenmarke; Cupra ist ein New Kid on the Block. Die Marke kommt mit seiner Sportlichkeit enorm gut an. Während es bei Seat viel preissensible Kunden gibt, sind die Cupra Kunden bereit, auch deutlich mehr Geld auszugeben.

«Ich selbst fahre einen Born»

Der Cupra Born besticht optisch durch ein flott geschneidertes Blechkleid. Foto: Cupra

Autogazette: Cupra stellt sich in der Werbung als hippe, als coole Marke dar. Entspricht das auch Ihrer Kundschaft, die im Schnitt 10 bis 15 Jahre jünger als der der VW-Kunde ist?

Bauer: Das liegt bereits im Markenkern, auch bei Seat haben wir eine junge Kundschaft. In der Werbung arbeiten wir auch bei Seat mit dem Thema Musik, bei Cupra tun wir das auch, allerdings mit anderen Künstlern. Bei Cupra bedienen wir etwas weniger den Mainstream.

Autogazette: Der Cupra Born ist bisher das einzige Elektromodell der Marke. Es setzte sich in den ersten drei Monaten international 9200 Mal ab, in Deutschland waren es rund 2400 Einheiten. Ein Erfolg sieht anders aus, oder?

Bauer: Aber bitte: Das Auto läuft ausgesprochen erfolgreich. Seit dem Launch vor eineinhalb Jahren haben wir 22.000 Born verkauft – und das im Agenturgeschäft ohne Rabatt. So ein Auto kostet über 40.000 Euro. Gemessen an diesem Preis sind 22.000 Autos in einem Segment, in dem wir bisher nicht vertreten waren, sehr solide. Ich selbst fahre einen Born als Dienstwagen.

«Der Tavascan wird uns viel Freude bereiten»

Schick gezeichnet: das Heck des Cupra Tavascan mit dem beleuchteten Logo. Foto: Mertens

Autogazette: In Berlin haben Sie mit dem Tavascan gerade das zweite E-Modell der Marke präsentiert. Ist es das Modell, was der Marke bei der E-Mobilität einen deutlichen Schub geben wird?

Bauer: Wir haben das Auto bei der Weltpremiere in Berlin ja auch unseren Händlern gezeigt – sie waren begeistert. Wenn wir diese Händlerstimmung transportieren können, dann wird uns der Tavascan viel Freude bereiten. Mit diesem SUV-Coupé haben wir ein Auto im Angebot, mit dem wir im Segment mitspielen können. Die Klasse ist für uns zwar neu, doch wir warten mit einem tollen Design auf, was uns vom Wettbewerb abheben wird.

Autogazette: Der Tavascan wird wohl erst Mitte 2024 auf den Markt kommen. Ist das nicht viel zu spät?

Bauer: (lacht) In meiner Karriere sind immer alle Modelle zu spät gekommen. Aber im Ernst: Ich denke, dass der Marktstart passt. Zudem muss die Produktion in der Fabrik in China auch erst einmal anlaufen.

Autogazette: Warum wird ein Auto – das für vor allem für den europäischen Markt gedacht ist – in China gebaut?

Bauer: Am Ende geht es um die Auslastung der Fabriken – und die Wirtschaftlichkeit. Deshalb die Entscheidung für das Werk in China.

Autogazette: Und, wird der Tavascan auch auf den chinesischen Markt kommen?

Bauer: Derzeit ist das nicht geplant.

Das Interview mit Bernhard Bauer führte Frank Mertens

Keine Beiträge vorhanden