Mercedes liefert weniger Autos aus als möglich wäre, Umsatz und Gewinn aber steigen. Gasverbrauch soll im Notfall auf die Hälfte sinken.
Mercedes will trotz Chipmangels und den krisenhaften Folgen des Ukraine-Kriegs im laufenden Jahr stärker wachsen als bisher erwartet. Der Umsatz soll nun – auch dank steigender Preise – das Vorjahresniveau deutlich übersteigen, kündigte Konzernchef Ola Källenius an. Der operative Gewinn solle sich ebenfalls verbessern. „Für 2022 sind wir zuversichtlich, dass die Nachfrage für uns robust bleibt“, sagte er bei einer Telefonkonferenz. Erhebliche Sorge bereitet aber ein drohender Gasmangel in Deutschland – der Hersteller bereitet sich darauf vor, notfalls seinen Gasverbrauch um bis zu 50 Prozent zu drosseln.
Der Absatz von Autos sank zwar im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent – Gründe dafür waren vor allem der Mangel an Halbleitern und Corona-Lockdowns in Asien. Die Stuttgarter steigerten jedoch von Januar bis Ende Juni den Umsatz um sechs Prozent auf 71,3 Milliarden Euro.
Luxushersteller für hochpreisige Limousinen
Auch der Nachsteuer-Gewinn wuchs: Das Konzernergebnis betrug 6,78 Milliarden Euro, das war ein Plus von drei Prozent. Steigende Preise und die Verlagerung auf teurere Fahrzeugen spielten dem Unternehmen dabei in die Karten. Källenius hat zwar das Aus der derzeitigen Einsteigerklassen A und B nicht offiziell angekündigt. Aber er machte bereits deutlich, dass sich Mercedes als Luxushersteller sieht und in Europa vor allem mit hochpreisigen Limousinen Geld verdienen will. Die Umsatzrendite bei Mercedes-Pkw betrug im vergangenen Quartal 14,2 Prozent.
Källenius sagte mit Blick auf internationale Krisen wie den Russland-Ukraine-Krieg, es seien Umsicht und Widerstandsfähigkeit gefragt. Es gebe einen Notplan, den Erdgasverbrauch in Deutschland um bis zu 50 Prozent zu senken. „Wir wären in der Lage, diese Maßnahmen dieses Jahr umzusetzen.“ Einem möglichen Ausfall solle mit sogenanntem grünen Strom aus erneuerbaren Energiequellen begegnet werden. Zudem seien Energieeinsparungen geplant, auch könnte Öl statt Gas eingesetzt werden.
Der Autobauer habe seinen Gasverbrauch bereits um ein Zehntel gedrückt. Wie das Unternehmen ergänzend mitteilte, könne die Lackiererei im großen schwäbischen Werk Sindelfingen im Notfall ohne Gasversorgung auskommen. In Deutschland stellen sich Unternehmen darauf ein, dass Russland als Reaktion auf die westlichen Sanktionen wegen des Angriffs auf die Ukraine seine Gaslieferungen weiter drosselt. Källenius sprach von einem Thema für die gesamte Industrie, es gebe Gespräche mit der Bundesnetzagentur. (dpa)