VW-Stammwerk: Keine Feier zum 75. Jubiläum

Grundsteinlegung am 26. Mai 1938

VW-Stammwerk: Keine Feier zum 75. Jubiläum
Adolf Hitler (Mitte) begutachtet einen Volkswagen in Wolfsburg. © dpa

Vor 75 Jahren wurde der Grundstein für das Stammwerk des Volkswagenkonzerns in Wolfsburg gelegt. Aufgrund der dunklen Historie wird das Jubiläum am Sonntag nicht gefeiert.

Die größte Autofabrik der Welt, das Stammwerk des Volkswagen-Konzerns in Wolfsburg, wird an diesem Sonntag 75 Jahre alt. Einen Grund zum Feiern liefert dieses Jubiläum aber nicht. Die große Sause verbietet sich, weil es Adolf Hitler war, der am 26. Mai 1938 nahe dem niedersächsischen Fallersleben am Mittellandkanal den Grundstein für das legte, was heute nicht weniger als das Herz von Europas größtem Autobauer ist. Was damals von Nazi-Propaganda inszeniert begann und von Hitler anfangs als Volksmotorisierung verkauft wurde, mündete schon bald in einen Rüstungsbetrieb, in dem 1944 rund zwei Drittel der Belegschaft Zwangsarbeitern waren.

Nazi-Propaganda bei Grundsteinlegung

In seiner Rede sagte Hitler damals dort, wo später ringsherum die Stadt Wolfsburg entstand: «Als die nationalsozialistische Bewegung im Jahre 1933 zur Macht kam, erschien mir ein Gebiet besonders geeignet, um auf ihm den Kampf gegen die Erwerbslosigkeit aufzunehmen: Das Problem der Motorisierung! Hier war das deutsche Volk am meisten zurückgeblieben. Gemessen an den Produktionsziffern nicht nur etwa Amerikas, sondern auch anderer europäischer Länder, war die deutsche Kraftwagenerzeugung geradezu lächerlich gering geworden.»

Die Verantwortung für die Gesamtplanung des Werkes trug damals Ferdinand Porsche (1875 - 1951), dessen Familienzweige heute vor dem Land Niedersachsen größter VW-Eigner sind. Ein Vorbild bei Porsches Arbeit für die deutsche Autofabrik war Ford aus den USA. Dort sitzt heute, 75 Jahre später, mit General Motors (GM) einer der ärgsten Konkurrenten für VW auf dem geplanten Weg zur Weltspitze. Der andere heißt Toyota. Im Premiumsegment mit Marken wie BMW, Audi, Mercedes und Porsche führt Deutschland schon heute den Weltmarkt an. VW will spätestens bis 2018 auch den Thron des Volumenherstellers ergattern.

VW feiert beim Tag der offenen Tür

Feiern wird VW dieses Jahr am 15. Juni mit einem Tag der offenen Tür in Wolfsburg. Er soll ein Dankeschön sein für die «harte und erfolgreiche Arbeit, die bei der Einführung der Baukastenstrategie und dem Anlauf des neuen Golf geleistet wurde», wie der Konzern den Mitarbeitern schrieb. 250.000 Menschen werden erwartet. Das sind gut doppelt so viele wie Wolfsburg Einwohner hat. Weltweit beschäftigt Deutschlands größter Industriekonzern heute rund 550 000 Menschen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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