Treuhand-Beirat gegen Vorfestlegung

Bieter-Streit um Opel

Der Treuhandbeirat hat sich bei den Übernahmeverhandlungen für den Autobauer Opel gegen die Festlegung auf einen Investor ausgesprochen. Damit übte er zugleich Kritik an der Bundesregierung, die sich für Magna stark macht.

Im Bieter-Wettstreit um den Kauf des angeschlagenen Autobauers Opel lehnt der Treuhandbeirat eine Vorfestlegung auf einen Investor ab. «Wir ermutigen (die einstige Opel-Mutter) General Motors (GM) , sich alle ernsthaften Investoren anzuschauen und mit ihnen gleichberechtigt zu sprechen», sagte der Gremiumsvorsitzende Fred Irwin am Montag in Frankfurt. Ein frühzeitiger Zuschlag für einen Interessenten belaste den Verhandlungsspielraum und sei deshalb schlecht für den Verkäufer und die Opel-Mitarbeiter.

Kritik an Bundesregierung

Damit kritisierte Irwin indirekt die Bundesregierung, die sich für Magna International als Investor bei Opel ausgesprochen hatte. Der Zuschlag für das Konsortium um den kanadisch-österreichischen Zulieferer sei im Treuhandvertrag nicht verbindlich festgelegt worden. General Motors müsse entscheiden, wer ein ernsthafter Investor ist, sagte Irwin. Der Treuhandbeirat fordere, dass GM allen Bietern dieselben Informationen zur Verfügung stellt, damit jeder einen Geschäftsplan ausarbeiten kann. Auf Grundlage dieser Pläne müsse GM dann eine Empfehlung abgeben. Bund und Länder müssten als Geldgeber dem künftigen Mehrheitseigner zustimmen.

Bei dem Verfahren sieht Irwin keinen Grund zur Eile. Zwar strebe auch die Treuhand, die zur Zeit 65 Prozent der Opel-Anteile hält, «so schnell wie möglich» einen Vertragsabschluss an. «Aber das ist kein Feuerverkauf. Opel ist nicht in einer Notsituation.» Sein Ziel sei, das vor einem Monat begonnene Verfahren in seiner sechsmonatigen Amtszeit abzuschließen. Wichtiger als ein Datum sei aber eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Der derzeit wahrscheinlichste Investor Magna hatte den September als Datum für das sogenannte Closing genannt, ein verbindlicher Vorvertrag solle am 15. Juli unterzeichnet werden.

Ausreichend Liquidität

Dank des staatlichen Überbrückungskredits habe Opel ausreichend Liquidität. «Ich weiß, dass derzeit ein neunstelliger Cash vorhanden ist», sagte Irwin. Alle Lieferanten seien bezahlt. Zu angeblichen täglichen Millionenverlusten wollte sich der Präsident der AmCham (Amerikanische Handelskammer in Deutschland) nicht äußern. «Wir als Treuhandbeirat interessieren uns nicht für Gewinn und Verlust, sondern für die Liquidität. Das ist das, was zählt.» Irwin stellte aber klar, dass Opel derzeit kein Geld «verbrenne». «Opel gibt Geld aus für Löhne und Gehälter, aber es wird nichts weggeschmissen.»

Bund und Länder werden Opel einen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro geben, die erste Tranche von 300 Millionen Euro ist bereits ausgezahlt worden. Mit dem Darlehen konnte Opel aus dem Mutterkonzern General Motors (GM) herausgelöst werden. GM hält seither nur noch 35 Prozent an Opel, den Rest hält die Opel- Treuhandgesellschaft, die den Verkauf der Anteile an einen Investor überwacht. Das «Handelsblatt» berichtete am Montag, Opel habe einen größeren finanziellen Spielraum als bisher gedacht. Das Unternehmen wolle den zugesagten staatlichen Überbrückungskredit nicht vollständig ausschöpfen, berichtete das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Nach einer internen Finanzplanung sollten nur rund 1,2 Milliarden Euro der staatlichen Finanzhilfe in Anspruch genommen werden. Rund 300 Millionen Euro sollen demnach als Sicherheitspolster dienen.

Unterdessen droht der geplante Einstieg bei Opel für die Russen langsam zu teuer zu werden, wie die Moskauer Wirtschaftszeitung «Kommersant» schreibt. GM fordere in den kommenden Jahren mehr als 7 Milliarden Euro an Investitionen. Die Sberbank hatte bislang 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Nach russischen Schätzungen kostet es bis zu 700 Millionen Euro, um Opel-Wagen im GAZ-Werk in Nischni Nowgorod - das frühere Gorki östlich von Moskau an der Wolga - vom Band rollen zu lassen. Für das Geld könne man in Russland aber auch selbst eine neue Autofabrik bauen. Die Sberbank- Führung hatte zuletzt nicht ausgeschlossen, dass das Vorhaben von Magna und seinen russischen Partnern noch scheitern könnte

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