Wolfgang Schäfer-Klug hat das erste Jahr als Opel-Betriebsratschef hinter sich. Doch anders als sein Vorgänger Klaus Franz nimmt man ihn in der Öffentlichkeit kaum wahr. Ihm ginge es um Ergebnisse, nicht öffentliche Profilierung, sagt der Arbeitnehmervertreter.
Seit gut einem Jahr steht der promovierte Soziologe Wolfgang Schäfer-Klug an der Spitze des Betriebsrats beim kriselnden Autobauer Opel. Doch anders als sein Vorgänger Klaus Franz ist der hochgewachsene Darmstädter selten in der Öffentlichkeit zu sehen und zu hören: Er bevorzugt Verhandlungen hinter verschlossenen Türen: "Mir geht es ums Ergebnis, nicht um persönliche Profilierung."
Nach Aus für Bochum auf Tauchstation
Selbst als Interims-Chef Thomas Sedran Mitte Dezember auf einer Belegschaftsversammlung in Bochum das Aus der Fahrzeugproduktion im Ruhrpott ankündigte, ging Schäfer-Klug auf Tauchstation. Die Rolle des Sprachrohrs überließ er seinem Bochumer Kollegen Rainer Einenkel.
Der Konzernbetriebsratschef, der am 4. Januar 51 wird, beließ es bei einer Pressemitteilung. Darin forderte er den Opel-Vorstand auf, "endlich einen belastbaren Zukunftsplan für alle deutschen Standorte vorzulegen und ernsthafte Verhandlungen zu führen". Tatsächlich laufen die Verhandlungen seit Juni. Bisher jedoch ohne erkennbares Ergebnis. Dabei hatte der Betriebsrat eine Einigung bis Oktober angestrebt. Das Ultimatum ließ sich nicht halten. Da versprach Schäfer-Klug, die Belegschaft mit einer klaren Botschaft in die Weihnachtsferien gehen zu lassen. Auch daraus wurde nichts.
Nur eine Gewissheit haben die Opelaner inzwischen: Sie werden immer weniger. Als Antwort auf die Überkapazitäten bei dem defizitären Hersteller sollen ab 2016 keine Autos mehr in Bochum vom Band laufen. 3000 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.
Bekenntnis zum Standort Deutschland
Die Manager lösten das Problem im Alleingang - ihnen wurde das Hin und Her mit den Arbeitnehmern dem Vernehmen nach zu viel. Bei dem Sparpaket geht es nun noch um die künftige Auslastung der Standorte Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern, aber auch um den Erhalt des Produktionsstandorts Bochum. Seine Erwartungen formuliert Schäfer-Klug offensiv: "Opel und GM müssen sich klar zum Standort Deutschland bekennen. Es geht um die langfristige Zukunft Opels. Ohne Fertigung in Deutschland wird es keinen Erfolg geben."
Schäfer-Klug trägt das Bochum-Aus nicht mit. Schriftlich kritisiert er Managementfehler und mangelnde Kontinuität der Unternehmenspolitik: "Diese Suppe sollen nun die Kolleginnen und Kollegen in Bochum auslöffeln." Gleichzeitig hebt der Betriebsratschef, der sich selbst als hartnäckig und geradlinig beschreibt, aber auch den Erfolg der Arbeitnehmer hervor. Denn ursprünglich sollte das Werk schon zwei Jahre früher schließen. Nun bleibe Zeit, Alternativen für die Kollegen im Ruhrgebiet zu finden.
Kein Freund von Ideologien
Sein Verhältnis zu Einenkel soll allerdings nicht das Beste sein. Im Unternehmen ist zu hören, die Arbeiter in Bochum seien auf ihren Gesamtbetriebsratschef nicht gut zu sprechen. Schäfer-Klug bezeichnet sein Verhältnis zu Einenkel als sachlich und fair.
Auch die lange gepriesene Solidarität unter den Opelanern im In- und Ausland bröckelt. Bestes Beispiel: Weil die Belegschaft im britischen Ellesmere Port zu Einschnitten bereit ist, läuft dort - und im polnischen Gleiwitz - künftig der Astra vom Band. Damit sicherten sich die Engländer ihren Job: Der Standort zählte lange mit Bochum zu den größten Wackelkandidaten bei Opel.
Schon vor seinem Start als Gesamtbetriebsratschef hatte Schäfer-Klug betont, dass mit ihm eine neue Kultur bei Opel Einzug halten solle. "Die Mitarbeiter wollen mehr Ruhe und weniger Spekulationen." Sein Leitspruch: "So viel Kooperation wie möglich, so viel Konflikt wie nötig." Mit Ideologien sei nicht viel zu gewinnen. Doch während Schäfer-Klug sich an sein Schweigegelübde hält, sickern aus anderen Quellen immer wieder Informationen durch, Gerüchte werden gezielt gestreut. Darunter leidet das Unternehmen, das eigentlich um ein besseres Image kämpft. (dpa)