VW investiert massiv in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroauto. Bis 2025 schafft der Konzern an seinen Standorten 36.000 Ladepunkte. Doch es muss deutlich mehr getan werden.
Die Ziele von Volkswagen bei der Elektromobilität sind ambitioniert. So will der Autobauer bis zum Jahr 2028 weltweit 22 Millionen E-Autos auf die Straße bringen. Doch für den Durchbruch der Elektromobilität ist vor allem eine gute Ladeinfrastruktur notwendig. Doch die gibt es längst noch nicht.
Vor diesem Hintergrund fordert der Konzern auch von der Politik ein stärkeres Engagement beim Ausbau von Ladestationen. „Wir brauchen in Deutschland eine konzertierte Aktion beim Ausbau der Ladeinfrastruktur“, forderte VW-Vorstand Thomas Ulbrich am Donnerstag in Berlin. Ulbrich, der bei der Kernmarke VW die E-Mobilität verantwortet, sieht in der Ladeinfrastruktur immer mehr den entscheidenden Faktor „für den schnellen Durchbruch der E-Mobilität in Deutschland“, wie er sagte.
VW baut bis 2025 europaweit 36.000 Ladepunkte
Deshalb verstärkt VW jetzt seine Ankündigungen beim Ausbau des Ladenetzes. So wird der Konzern bis 2025 europaweit 36.000 Ladepunkte an seinen Standorten errichten, davon entfallen allein 11.000 allein auf Volkswagen, wie Ulbrich sagte. Dafür investiert das Unternehmen allein 250 Millionen Euro. „Wir brauchen eine Sichtbarkeit von Ladestationen im öffentlichen Raum“, so Ulbrich: „Das Aufladen eines E-Autos muss so selbstverständlich werden wie das Laden eines Smartphones.“
Derzeit gibt es nach Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bundesweit indes nur 17.400 Ladepunkte. Das sei deutlich zu wenig, wie Ulbrich findet. Zwar hat sich die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, bis 2020 mehr als 100.000 Ladepunkte zu errichten, „doch von diesem Ziel sind wir derzeit weit entfernt“, wie Ulbrich betonte.
Nur durch den schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur könne man den Kunden die Ladeangst nehmen, betonte der VW-Vorstand und verwies auf eine Erhebung, nachdem 76 Prozent der Kunden die unzureichende Zahl der Ladestationen als Problem sehen. Dahinter folgen für 73 Prozent die zu langen Ladezeiten. Für Ulbrich sei ein „Masterplan E-Mobilität“ erforderlich. Nur damit könne die E-Mobilität in Deutschland zu einer Erfolgsgeschichte werden.
Anpassungen im Miet- und Baurecht
„Wir müssen Laden zu einem Grundrecht machen“, sagte Stefan Schmerbeck, der bei VW für die Außenbeziehungen zuständig ist. Schmerbeck forderte dann auch, dass die Politik neben der im Koalitionsvertrag festgelegten Zahl von über 100.000 zu schaffenden Ladepunkte die notwendigen Rahmenbedingungen für den Ausbau der der Infrastruktur schaffe. Dazu gehören für Schmerbeck auch Anpassungen im Miet- und Baurecht. So gibt es derzeit bis heute für Neubauten keine Verpflichtung, dort auch Ladepunkte für E-Autos zu schaffen.
Volkswagen versucht selbst derzeit durch die verschiedenen Stellhebel, die Kunden für die Elektromobilität zu begeistern und ihnen das Fahren eines E-Autos so einfach wie möglich zu machen. So wird die VW-Tochter Elli ab 2020 komplette Ladelösungen für Unternehmen und Privatkunden anbieten. Dazu gehört auch das Angebot von Strom aus erneuerbaren Energien. „Bei uns bekommt alles aus einer Hand: Wallbox und Installation. Und optional kann er von uns auch Grünstrom beziehen“, so Elli-Chef Thorsten Nicklass. Zu Preisen der in Aussicht gestellten „Volks-Wallbox“ wollte der Elli-Chef indes keine Angaben machen.
Daneben wird VW für seine Kunden auch den Service „We Charge“ anbieten. Damit können die Fahrer oder Fahrerinnen eines Elektroautos zukünftig mit nur einer Ladekarte oder App 100.000 Ladepunkte in ganz Europa ansteuern. Damit würde auch das Wirrwarr verschiedenen Bezahlsysteme gelöst. Der Service stände aber auch anderen Kunden offen, nicht nur Fahrern eines VW. Perspektivisch ist zu erwarten, dass an den Wallboxen die Kilowattstunde zwischen 40 bis 50 Cent kosten werde, auch wenn dieser Preis derzeit noch nicht fixiert sei.
Lob von Hochfeld für VW
Lobend äußerte sich am Donnerstag Christian Hochfeld zu dem von VW eingeschlagenen Weg Richtung Elektromobilität. „Es gilt anzuerkennen, wenn etwas in die richtige Richtung geht“, sagte der Chef der Agora-Verkehrswende. „VW heißt vielleicht einmal Verkehrswende“, so Hochfeld, der damit auch Ulbrich zum Lachen brachte. Wie der Chef des Berliner Think Tanks sagte, würde der Weg zur Verkehrswende nur gemeinsam gelingen.
Hochfeld verwies in Berlin darauf, dass der Verkehr der einzige Sektor sei, der seine Emissionen bislang nicht senken konnte. Deshalb brauche man eine verkehrsträgerübergreifende Strategie. Die Kritik an Elektroautos, wie zuletzt in der umstrittenenen Studie des Ifo-Instituts, kann Hochfeld nicht nachvollziehen. Zwar würden Elektroautos durch die Produktion einen ökologischen Rucksack mit sich herumtragen. „Doch nach 60.000 bis 80.000 Kilometer fahren sie diesen Nachteil wieder raus.“ Für Hochfeld seien E-Autos der Maßstab für Effizienz.
Trotz allen Lobes für die Wolfsburger stellte Hochfeld fest, dass es ohne die strengen CO2-Grenzwerte der EU dieses Bekenntnis von VW mit der Fokussierung auf dei E-Mobilität nicht gegeben hätte. Diese EU-Vorgaben, die bis 2030 eine Reduktion der CO2-Grenzwerte von 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 vorsehen, führten letztlich dazu, dass 2030 in Europa bereits 50 Prozent E-Fahrzeuge unterwegs sein werden, so Hochfeld.