Volkswagen befindet sich weiter im Aufwind. Während sich bei einigen deutschen Autoherstellern die Eurokrise bemerkbar macht, verzeichnen die Wolfsburger Umsätze im zweistelligen Bereich und weltweit steigende Marktanteile.
Der VW-Konzern lässt die Eurokrise links liegen. Im ersten Halbjahr verbesserten die Wolfsburger ihr operatives Ergebnis um 6,7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro bei einer Umsatzsteigerung um 22,6 Prozent auf 95,4 Milliarden Euro. "Wir können mit dem Geschäftsverlauf der ersten sechs Monate zufrieden sein", sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Vorlage des Halbjahresfinanzberichts. "Unsere starke Stellung auf den Weltmärkten wird uns trotz des fordernden Umfelds helfen, die Entwicklung des Gesamtmarktes zu übertreffen."
Netto-Liquidität sinkt bei VW
Die Netto-Liquidität im Konzernbereich Automobile belief sich nach den ersten sechs Monaten auf 14,9 Milliarden Euro und war damit um 2,1 Milliarden Euro niedriger als im Dezember 2011. Die 2,1 Milliarden Euro flossen in die Anteilserhöhung bei MAN.
Im gleichen Zeitraum wurden 3,4 Milliarden Sachinvestitionen im Konzernbereich Automobile getätigt. Die Investitionen flossen vor allem in die Fertigungsstandorte, die Umrüstung auf den Modularen Querbaukasten, in neue Produkte sowie die ökologische Ausrichtung der Modellpalette. "Die konsequente Ausgaben- und Investitionsdisziplin sowie die stetige Optimierung unserer Prozesse bleiben auch künftig elementare Bestandteile unserer Strategie", sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch, "unser Kurs der finanziellen Solidität zahlt sich mehr denn je aus."
Seat bleibt in Verlustzone
Die Kernmarke fand im ersten Halbjahr 2,4 Millionen Abnehmer, was einem Plus von 9,5 Prozent entspricht. Audi verkaufte von Januar bis Juni dieses Jahres 678.000 Fahrzeuge; weitere 166.000 Audi Fahrzeuge setzte das chinesische Joint Venture FAW-Volkswagen ab. Skoda verkauft 408.000 und kam auf ein Plus von 12,6 Prozent, nachdem im Vorjahreszeitraum 362.000 Fahrzeuge verkauft wurden.
Selbst Seat konnte ein Absatzplus über 16 Prozent vermelden. Mit 218.000 Einheiten wurden 30.000 Fahrzeuge mehr verkauft als im Vorjahreszeitraum. Allerdings verzeichnete die spanische VW-Tochter weiterhin einen operativen Verlust über 42 Millionen Euro.
Bentley kehrt in Gewinnzone zurück
Bentley dagegen kehrte in die Gewinnzone zurück. Mit 5000 verkauften Fahrzeugen (2011: 3000) wurde ein operativer Gewinn über 57 Millionen Euro verzeichnet. Bei den Nutzfahrzeugen wurden mit 228.000 Verkäufen 10.000 Fahrzeuge mehr verkauft als im ersten Halbjahr des Vorjahres.
Dagegen sank der Absatz von Scania sank in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20,5 Prozent auf 32.000 (40.000) Fahrzeuge. Vor allem in Europa/Übrige Märkte und Südamerika ging die Nachfrage zurück. Das Operative Ergebnis des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers belief sich auf 477 Millionen Euro; im Vorjahreszeitraum waren es noch 743 Millionen Euro.
Porsche-Übernahme und neuer VW Golf schürt Erwartungen
Das Nutzfahrzeug-, Motoren- und Maschinenbauunternehmen MAN setzte im ersten Halbjahr 68.000 Fahrzeuge ab. Das Operative Ergebnis lag bei 354 Millionen Euro. Der Lkw-Hersteller war im zweiten Quartal in die roten Zahlen gerutscht und hatte ein Minus von 89 Millionen Euro hinnehmen müssen.
Trotz der Sorgenkinder und des unsicheren Umfeldes hält Winterkorn an den gesteckten Zielen fest. „Wir gehen davon aus, unsere gesteckten Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen. Unsere breite globale Aufstellung und die Mehrmarkenstrategie sind zusammen mit dem vielfältigen Finanzdienstleistungsangebot die zentralen Wettbewerbsvorteile des Volkswagen Konzerns."
Die Übernahme des Sportwagenherstellers Porsche sowie die Einführung neuer Modelle, besonders des Golfs VII machen den Verantwortlichen Hoffnung auf ein neues Rekordergebnis. „Wir rechnen deshalb damit, unsere Auslieferungen an Kunden gegenüber dem Vorjahr zu steigern", sagte Winterkorn. (AG/TF)