Schaeffler plant Übernahme von Vitesco

Auf Weg zum großen E-Mobility-Player

Schaeffler plant Übernahme von Vitesco
Schaeffler will den Antriebsspezialisten Vitesco übernehmen. © dpa

Schaeffler setzt auf die Elektromobilität. Dazu plant das Unternehmen die Übernahme von Vitesco – und könnte damit seine Position in diesem Bereich ausbauen.

Mit der Übernahme des Regensburger Antriebsspezialisten will der fränkische Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler ein Zulieferimperium mit Elektromobilität als einem der Schwerpunkte bilden.

«Es wird ein Unternehmen entstehen, das 25 Milliarden Euro Umsatz macht, 120.000 Mitarbeiter und 100 Werke hat», sagte Schaeffler-Vorstandschef und Vitesco-Aufsichtsrat Klaus Rosenfeld am Montag der Nachrichtenagentur dpa. «Bei Schaeffler gab es immer wieder Zäsuren, die Übernahme von FAG, Conti, der Börsengang – in diese Reihe ist diese Transaktion einzureihen.»

Angebot liegt bei 91 Euro je Anteilsschein

Schaeffler bietet den Vitesco-Aktionären 91 Euro je Anteilsschein in bar, um die Firmen letztlich zu fusionieren, wie die Herzogenauracher am Montag mitteilten. Das Angebot richtet sich nur an den Streubesitz. Knapp 50 Prozent der Vitesco-Anteile hält bereits die Familie Schaeffler.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über entsprechende Pläne der Schaefflers berichtet – spekuliert worden war darüber schon länger. Rosenfeld machte bei Bloomberg deutlich, dass das Unterfangen rund 1,8 Milliarden Euro an Finanzierung benötige.
Der Kurs der Vitesco-Aktie, Ende vergangener Woche noch bei gut 75 Euro, zog um etwa ein Fünftel an. Für die Schaeffler-Papiere ging es deutlich abwärts. Der Kurs der seit Kurzem im MDax notierten Vitesco-Aktie hatte in diesem Jahr bis zuletzt bereits um knapp 40 Prozent zugelegt. Das Regensburger Unternehmen wurde damit mit etwas mehr als drei Milliarden Euro bewertet. Das Angebot von Schaeffler bewertet Vitesco nun mit rund 3,6 Milliarden Euro. Das im SDax gelistete Unternehmen Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben ein umfangreiches Finanzierungspaket arrangiert, das eine Brückenfinanzierung für das Erwerbsangebot einschließt.

Passendes Technologieportfolio

Insbesondere im Bereich der E-Mobilität verfügten Schaeffler und Vitesco über ein zusammenpassendes Technologieportfolio, hieß es. Auf diesem Gebiet will Schaeffler-Chef Rosenfeld die Wachstumschancen nutzen. Vitesco, einst als Antriebssparte in den Conti-Konzern integriert und nach der Abspaltung bis 2019 als Continental Powertrain firmierend, macht derzeit noch den Löwenanteil des Geschäfts mit Verbrennerkomponenten – hat jedoch zuletzt vor allem Aufträge für die Elektroantriebssparte eingesammelt.

Der Zusammenschluss der Firmen soll jährlich vor Zinsen und Steuern Kosteneinsparungen von 600 Millionen Euro bringen. Diese sollen bis 2029 realisiert werden. Vitesco war erst 2021 von der ehemaligen Konzernmutter Continental abgespalten worden. An Conti besitzt die Schaeffler-Familie seit einem missglückten Übernahmeversuch in der Finanzkrise 2008 rund 46 Prozent.

Keine kartellrechtlichen Fragen zu klären

Schaeffler will zudem im Zusammenhang mit der angestrebten Fusion seine Vorzugsaktien im Verhältnis eins zu eins in Stammpapiere mit Stimmrecht umwandeln. Die Aktionäre müssen darüber noch entscheiden. Bisher hält die Familie die Stammpapiere des Wälzlagerherstellers komplett, von den stimmrechtslosen Vorzügen befinden sich drei Viertel im Streubesitz. «Die Familie Schaeffler geht einen großen Schritt. Dafür wird sie mit rund 70 Prozent am neuen Unternehmen beteiligt sein», sagte Rosenfeld.

Kartellrechtliche Freigaben seien in der EU nicht mehr nötig und auch in vielen anderen Ländern nicht. So könne der Deal schnell durchgezogen werden – Rosenfeld rechnet mit dem Erwerbsangebot von Mitte November bis Mitte Dezember, im vierten Quartal 2024 soll dann die Verschmelzung erfolgen. (dpa)

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