«Was heißt verlieren?»

Interview mit Chevrolet-Geschäftsführer Markus Leithe

Markus Leithe übernimmt in einer schwierigen Phase das Amt des Deutschland-Chefs von Chevrolet. Dennoch zeigt sich der Manager im Interview mit seinem Vorgänger Jürgen Keller zuversichtlich, die Marke weiter nach vorn zu bringen, wie er der Autogazette sagte.

Die Importmarke Chevrolet hat mit Markus Leithe zum 1. Oktober einen neuen Geschäftsführer bekommen. Der ehemalige Vertriebschef übernimmt das Amt von Jürgen Keller, der das Unternehmen in den zurückliegenden Monaten auf Erfolgskurs gebracht hat.

«Chevrolet wird profitieren»

Trotz eines schwierigen Absatzmarktes nach Auslaufen der Abwrackprämie zeigt sich Leithe zuversichtlich, dass er die Erfolgsstory von Chevrolet auf dem deutschen Markt fortschreiben kann. «Durch die Umweltprämie ist es in Deutschland gesellschaftsfähig geworden, eine Importmarke und einen Kleinwagen zu fahren. Davon wird die Marke Chevrolet in 2010 deutlich profitieren», sagte Leithe im Interview mit der Autogazette.

«Was heißt verlieren?»

Autogazette: Herr Leithe, Sie haben am 1. Oktober das Amt des Geschäftsführers von Chevrolet Deutschland von Jürgen Keller übernommen. Sind Sie eigentlich unglücklich, dieses Amt gerade jetzt anzutreten?

Markus Leithe: Überhaupt nicht.

Autogazette: Herr Keller übergibt Ihnen einen Geschäftsbereich, der in den ersten acht Monaten mit 23.000 Fahrzeugen ein Plus von knapp über 50 Prozent erzielt hat. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen können Sie doch 2010 nur verlieren.

Leithe: Was heißt verlieren? Werden wir weniger Volumen machen als in diesem Jahr? Wahrscheinlich ja. Doch durch die Umweltprämie ist es in Deutschland gesellschaftsfähig geworden, eine Importmarke und einen Kleinwagen zu fahren. Davon wird die Marke Chevrolet in 2010 deutlich profitieren, auch wenn wir kurzfristig nicht den Absatz erreichen sollten wie in diesem Jahr. Von daher will ich die Erfolgsstory fortschreiben.

«Chevrolet ist eine Wachstumsmarke»

Der Chevrolet Spark Foto: Chevrolet

Autogazette: Verkennen Sie dabei nicht, dass der Gesamtmarkt in Deutschland nach dem Auslaufen der Abwrackprämie wahrscheinlich um eine Million Fahrzeuge auf 2,5 bis 2,7 Millionen Autos sinken wird?

Leithe: Das Volumen wird sicherlich zurückgehen, doch Chevrolet ist eine Wachstumsmarke. Und daran werde ich mich messen lassen. Es ist schön, dass wir derzeit einen Marktanteil von 0,9 Prozent haben, aber das soll unter meiner Führung in den nächsten Jahren mehr werden.

Autogazette: Woran wollen Sie Ihren Erfolg messen lassen? Ausschließlich am Marktanteil?

Leithe: Ich will unter den schwierigen Bedingungen auf jeden Fall den Marktanteil halten, vielleicht sogar steigern.

Keller: Der Erfolg bemisst sich für uns nicht nur am Volumen. Der Marktanteil ist für uns eine wichtige Größe, wobei der wirtschaftliche Erfolg natürliche das entscheidende Moment unserer Arbeit ist. Der hängt zwar auch am Volumen, aber nicht nur. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, unser gutes wirtschaftliches Ergebnis aus 2009 auch im kommenden Jahr zu stabilisieren.

Autogazette: Welches Ergebnis wollen Sie denn 2009 erreichen?

Leithe: Ein Absatz von über 30.000 Fahrzeugen ist realistisch.

Autogazette: Herr Keller, das Wachstum von über 50 Prozent verdankt Chevrolet Deutschland vor allem der Abwrackprämie. Sind Sie erleichtert, dass Sie im kommenden Jahr nicht mehr in der Verantwortung stehen?

Keller: Nein, es hätte mich gereizt, die Marke Chevrolet auch im kommenden Jahr zu führen. Doch ich freue mich jetzt auch auf meine neue Aufgabe für die Marke Opel, für die ich demnächst den Geschäftsbereich Spezialfahrzeuge verantworten werde.

«Man muss Disziplin üben»

Jürgen Keller Foto: Chevrolet

Autogazette: Herr Leithe, Sie waren bislang Vertriebschef der Marke. Wie kann man über die Vertriebsaktivitäten den Rückgang der Umweltprämie abmildern?

Leithe: Wir müssen jetzt die Kunden mit attraktiven Angeboten ansprechen, die bislang kein neues Auto gekauft haben. Ich bin zuversichtlich, dass uns das mit unseren Modellen gelingen wird.

Autogazette: Das kommende Jahr dürfte von einen enormen Rabattschlacht geprägt sein. Wie wollen Sie es hinbekommen, dennoch wirtschaftlich zu arbeiten?

Leithe: Man muss Disziplin üben. Man darf sich nicht kurzfristig zu irgendwelchen Rabattschlachten verleiten lassen. Für einen kurzfristigen Erfolg werden wir unsere langfristigen Ziele nicht aufs Spiel setzen.

Autogazette: Sie werden sich also an der Rabattschlacht nicht beteiligen?

Leithe: Wir müssen natürlich dem Markt folgen, aber wir werden es mit Bedacht tun und unser Ohr am Handel haben.

Keller: Herr Leithe und ich haben noch gemeinsam die Aktionen für das vierte Quartal definiert. Lassen Sie sich überraschen, was wir dem Kunden noch anzubieten haben. Sie werden sehen, dass wir nicht auf Rabatte setzen, sondern intelligente Lösungen anbieten.

«Fahrzeugpark enorm erhöht»

Chevrolet Cruze Foto: Chevrolet

Autogazette: Die Abwrackprämie hat zwar für einen Absatzschub gesorgt, war aber nicht nachhaltig. Sehen sie diese Maßnahme trotz der hohen Zuwächse, die sie Chevrolet gebracht haben, mittlerweile auch kritisch?

Keller: Es ist falsch, die Prämie nicht als nachhaltig zu bezeichnen. Bei der Marke Chevrolet wurde der Fahrzeugpark extrem erhöht und davon werden unsere Händlerbetriebe nun nachhaltig im Servicebereich profitieren. Wir haben Arbeitsplätze im Service und Handel abgesichert.

Autogazette: Herr Leithe, Sie bringen im kommenden Jahr den Kleinwagen Spark auf den Markt. Ist dieses Auto ansatzweise in der Lage, den Absatzeinbruch auffangen zu können?

Leithe: Wir setzen große Hoffnungen in dieses Auto. Es zeigt eine neue Richtung mit Blick auf die Qualität eines Chevrolet auf. Nach dem Cruze ist es das zweite Fahrzeug, das von GM als globaler Chevrolet entwickelt wurde.

Keller: Wenn wir uns das Timing für den Marktstart des Spark hätten aussuchen können, hätten wir uns genau dieses Datum ausgesucht. Es passt bestens in die Zeit nach der Abwrackprämie. Der Spark wird seinen Weg gehen.

Autogazette: Was heißt das in Stückzahlen?

Leithe: Ich will mich nicht auf Stückzahlen festlegen, doch er wird eine gleich wichtige Rolle wie der Matiz spielen.

Keller: Und der hat mehr als die Hälfte des Marktanteils von Chevrolet ausgemacht.

«Es ändert sich nichts»

Autogazette: Der Chevrolet Cruze basiert auf der Architektur des Opel Astra. Wird Chevrolet nach der Übernahme von Opel durch Magna weiterhin vom Technologietransfer profitieren können?

Keller: Es ändert sich an dieser Zusammenarbeit nichts. Chevrolet ist die wichtigste Marke von GM weltweit und daran wird sich nichts ändern.

Das Interview mit Markus Leithe und Jürgen Keller führte Frank Mertens

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