Peugeot-Chef Veyrier: Feinstaub-Diskussion spiegelt Sorge der Verbraucher wider

Der Einbau von Rußpartikelfiltern ist für Peugeot eine Selbstverständlichkeit. Viele Mitbewerber hätten den Partikelfilter eher auf der Preisliste als in den Autos, sagte Deutschland-Chef Olivier Veyrier der Netzeitung.

Peugeot kann gelassen auf die Diskussion um Dieselfahrzeuge mit Rußpartikelfilter reagieren. Der französische Hersteller hat bereits 90 Prozent seiner Fahrzeuge mit dieser Technologie ausgerüstet. Verwundert ist Olivier Veyrier deshalb über die Aussagen, die deutschen Hersteller seien bei der Rußpartikelfilter-Technologie Marktführer.

«Bei manchen Marken muss man bis 2006 warten, ehe der Rußpartikelfilter kommt. Wir haben festgestellt, dass viele Mitbewerber eher den Partikelfilter auf den Preislisten hatten als in den Autos», sagte der Franzose, seines Zeichens Chef von Peugeot Deutschland, am Rande der Automesse AMI in Leipzig der Netzeitung.

90 Prozent mit Partikelfilter

Netzeitung: Herr Veyrier, der Verband der Automobilindustrie ließ gerade wissen, dass die deutschen Hersteller Marktführer bei den Dieselpartikelfiltern sind. So stammten im Jahr 2004 nach VDA-Angaben auf dem deutschen Markt acht von zehn neu zugelassenen Dieselfahrzeugen mit Partikelfilter von deutschen Marken - das soll vier Mal so viel sein wie bei französischen. Waren Sie von dieser Aussage überrascht?

Olivier Veyrier: Wir haben keine Statistik von den anderen Herstellern. Doch bei unseren Fahrzeugen liegt der Anteil von Dieselfahrzeugen mit Partikelfilter bei 90 Prozent.

Netzeitung: Lässt Sie angesichts der eigenen Zahlen die Aussage des VDA nicht schmunzeln, die deutschen Hersteller seien bei den Partikelfiltern Marktführer?

Veyrier (lacht): Mich persönlich nicht. Aber ich habe mit Interesse gelesen, was über die Verfügbarkeit von Filtern bei manchen Marken geschrieben wurde. Bei manchen Marken muss man bis 2006 warten, ehe der Rußpartikelfilter kommt. Dabei sollte ein Filter eine Selbstverständlichkeit und keine Option sein. Ähnlich wie ABS sollte auch der Filter sofort verfügbar sein. Bei der Ausstattung der Fahrzeuge mit ABS fragt ja auch keiner, ob es verfügbar ist.

Umwelt spielt immer größere Rolle

Netzeitung: Fühlen Sie sich durch die derzeit laufende Diskussion über die Feinstaubbelastung in den Großstädten bestätigt, mit den Partikelfiltern den richtigen Weg gegangen zu sein?

Veyrier: Sie bestätigt, dass das Thema Umwelt eine immer größere Rolle spielen wird, nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Ländern. Wer das nicht berücksichtigt, hat keine Chance sich weiterzuentwickeln. Die Diskussion spiegelt die Sorge des Verbrauchers wider.

Netzeitung: Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Reinhard Loske macht die Autoindustrie und die Länder für die Feinstaubbelastung verantwortlich. Teilen Sie diese Auffassung?

Veyrier: Man sollte nicht behaupten, dass die Autos allein dafür verantwortlich sind. Aber es gibt keine einheitliche Lösung. Deshalb muss auch die Autoindustrie dazu beitragen, dass die Umwelt besser wird. Das Auto allein kann aber nicht der Angeklagte sein.

Netzeitung: Als Chef von Peugeot Deutschland müssen Sie sich doch angesichts der Vernachlässigung deutscher Hersteller bei der Filtertechnologie die Hände reiben ...

Veyrier: ... ich kann natürlich nicht für andere Hersteller antworten. Wir waren schon immer Spezialisten im Dieselbereich und wussten, dass ein Nachteil der Ausstoß von Rußpartikeln war. Dieses Problem wollten wir lösen, weil Dieselmotoren langfristig eine echte Zukunft besitzen. Deshalb kann ich nicht für VW antworten. Aber der Kunde in Deutschland hat heute die Möglichkeit, über umweltfreundliche Autos zu verfügen und wird bei Peugeot systematisch ein Angebot in jeder Baureihe erhalten.

Auswirkungen auf Absatz

Netzeitung: Haben Sie aufgrund der Feinstaub-Diskussion in den letzten Wochen eine erhöhte Nachfrage für Dieselfahrzeuge mit Partikelfilter festgestellt?

Veyrier: Wir haben in den ersten zwei Monaten dieses Jahres deutlich mehr Dieselfahrzeuge abgesetzt als im vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr. Damals lag der Prozentsatz bei fast 29 Prozent, in diesem Jahr bei fast 43 Prozent.

Netzeitung: Machen Sie auch die Politik dafür verantwortlich, dass die Partikelfilter in Deutschland nicht eher gekommen sind. Erst sollten Filter mit 600 Euro gefördert werden, jetzt nur noch mit einer Summe zwischen 250 und 350 Euro. Stellt Sie das zufrieden?

Veyrier: Damit sind wir nicht zufrieden. Wir sind der Meinung, dass diese Themen nicht auf nationaler, sondern auf europäischer Ebene behandelt werden sollten. Ein Alleingang könnte zu Verfälschungen der Konkurrenz führen. Zudem halte ich es für falsch, dass eine Person, die Förderungsmaßnahmen ankündigt, die sie selber nicht bezahlt, bei den Kunden für Unsicherheit sorgt. Die Spielregeln sollten klar sein. Wenn man etwas verspricht, was nicht umsetzbar ist, kommen wir nicht weiter.

Keine Lieferschwierigkeiten

Netzeitung: Es ist immer wieder davon zu hören, dass es Lieferschwierigkeiten bei den Filter gäbe, sodass die deutschen Hersteller nicht eher die Technologie einsetzen können. Ein Sprecher der Zulieferer-Firma «Twin Tec» kann diese Schwierigkeiten aber nicht erkennen ...

Veyrier: ... wir selbst haben keine Schwierigkeiten. Wir haben aber festgestellt, dass viele Mitbewerber eher den Partikelfilter auf den Preislisten hatten als in den Autos.

Netzeitung: Sehen Sie das Sonntagsfahrverbot als probates Mittel zur Senkung der Feinstaublastung an?

Veyrier: Ich glaube nicht, dass durch das Fahrverbot das Problem gelöst wird, sondern es wird nur geographisch verschoben.

Netzeitung: Was halten Sie von der Aussage von Volker Lange, dem Präsidenten des Verbandes der Importeure von Kraftfahrzeugen, dass die Feinstaubdiskussion eine «Osterloch-Hysterie» sei?

Veyrier: Die Diskussion zeigt, dass das Thema Umwelt immer sensibler behandelt wird. Man kann sagen, dass manchen Reaktionen schon übertrieben sind, aber die Empfindlichkeiten sind durchaus gegeben.

Netzeitung: Peugeot bietet ein geschlossenes System beim Rußpartikelfilter an. Die Deutschen wollen ein offenes System anbieten. Schlagen die deutschen Hersteller damit von vorn herein einen falschen Weg ein?

Veyrier: Ich bin kein Techniker. Aber wir haben eine sechs Jahre lange Erfahrung und haben keine Probleme. Wir können nur sagen: Was wir anbieten, ist eine zuverlässige Lösung.

Das Interview mit Oliver Veyrier führten Frank Mertens und Thomas Flehmer

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