«Es wird noch Turbulenzen geben»

Interview Skoda-Deutschland-Chef Rieck

«Es wird noch Turbulenzen geben»
Alfred E. Rieck © Foto: Skoda

Skoda setzt auf dem deutschen Markt auf weiteres Wachstum. In diesem Jahr peilt der tschechische Autobauer einen Marktanteil von 3,8 Prozent an, wie Deutschland-Chef Alfred E. Rieck der Autogazette sagte.

Trotz eines schwierigen Gesamtmarkts hat sich Skoda in diesem Jahr für Deutschland einiges vorgenommen. Nachdem das Unternehmen nach den ersten vier Monaten mit über 40.000 verkauften Fahrzeugen auf einen Marktanteil von 3,8 Prozent kommt, will man dieses Ergebnis auch am Jahresende erreichen.

«Einen guten Job gemacht»

«Wenn wir den Marktanteil von 3,8 Prozent stabilisieren, dann können wir Ende des Jahres sagen, dass wir in dem zurückliegenden Jahr unseren Marktanteil wieder erhöht haben und einen guten Job gemacht haben», sagte Skoda-Deutschland-Chef Alfred E. Rieck im Interview mit der Autogazette.

Zur Wachstumsstrategie von Skoda gehört dabei auch die Ausweitung des Händlernetzes von derzeit 540 Partnern. So sollen es Ende des Jahres 565 Händler sein. «Bei diesen Planungen ist es jedoch wichtig, dass sich der Markt positiv entwickelt. Denn wenn er es nicht tut und wir erhöhen unsere Händlerbetriebe, sinkt das Volumen und die Rendite für unsere Partner. Doch das wollen wir nicht.»

«Volumen schwierig einzuschätzen»

Der Skoda Roomster Foto: Skoda

Autogazette: Herr Rieck, sind Sie ein Visionär?

Alfred E. Rieck: Nein, ich sehe mich als Realist, der aber auch Zukunftsvorstellungen hat.

Autogazette: Und wie sehen Ihre Zukunftswünsche für das Unternehmen in drei oder vier Jahren aus?

Rieck: Ich hoffe, dass das Unternehmen dann in einer noch besseren Verfassung ist als zu dem Zeitpunkt, als ich es übernommen habe.

Autogazette: In 2007 konnte Skoda in Deutschland etwas mehr als 118.000 Autos verkaufen. Wie viele Autos sollen es in vier Jahren sein?

Rieck: Das Volumen ist vor dem Hintergrund eines fragilen Gesamtmarktes schwierig einzuschätzen. Es gibt Prognosen von anerkannten Instituten, die nicht ausschließen, dass der Gesamtmarkt dauerhaft unter drei Millionen Fahrzeuge fällt.

«In naher Zukunft vier Prozent Marktanteil»

Autogazette: Bislang konnte Skoda aber auch trotz eines schwierigen Marktumfeldes stetig wachsen.

Rieck: Ja, das zeigt der Blick auf den Verlauf der Marktanteile: So sind wir von drei Prozent in 2005 auf 3,77 Prozent im Jahr 2007 gewachsen. Diesen Weg wollen wir fortsetzen. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass wir in naher Zukunft einen Marktanteil von vier Prozent erreichen können.

Autogazette: Ist das nicht auch schon in diesem Jahr zu schaffen?

Rieck: Nein, das ist noch zu früh, um es jetzt schon mit hoher Sicherheit behaupten zu können.

Autogazette: Wieso? Nach den ersten vier Monaten liegt Skoda bereits bei 3,8 Prozent.

Rieck: Ich gehe davon aus, dass es auf dem Markt durchaus noch Turbulenzen geben wird. Von daher erwarte ich einige kurzfristige Aktionen, an denen wir uns aber nicht beteiligen wollen und werden.

«Tageszulassungen kein nachhaltiger Weg»

Der Skoda Fabia Foto: Skoda

Autogazette: Sie zielen auf Tageszulassungen und andere Rabattaktionen ab...

Rieck: ...ja. Dies ist aus meiner Sicht nicht der nachhaltige Weg für eine gesunde Markenentwicklung. Wenn wir den Marktanteil von 3,8 Prozent stabilisieren, dann können wir Ende des Jahres sagen, dass wir in dem zurückliegenden Jahr unseren Marktanteil wieder erhöht haben und einen guten Job gemacht haben.

Autogazette: Sind es ausschließlich die Tageszulassungen, die dazu geführt haben, dass Toyota und Renault in 2007 in der Importeurswertung vor Ihnen gelegen haben?

Rieck: Aber nein, die Kollegen haben einen guten Job gemacht. Es gibt noch andere Gründe, warum wir im vergangenen Jahr nicht stärker gewachsen sind. Wir selbst hatten im zurückliegenden Jahr mit der Verfügbarkeit des Fabia Combi zu kämpfen. Das Auto war bereits im Sommer ausverkauft, sodass wir nicht noch weiter nach vorne gekommen sind. Darüber hinaus haben wir noch einige weiße Flecken auf der Landkarte, wo wir noch keinen Händler haben. Sie sehen, es gibt auch einige interne Gründe, warum unsere Kollegen vor uns lagen

«4300 Autos Abstand zu Renault»

Der Octavia Scout von Skoda Foto: Skoda

Autogazette: Der Abstand zur Konkurrenz ist im zurückliegenden Jahr aber deutlich geschrumpft...

Rieck:...in der Tat. Am Ende waren es nur rund 4300 Autos, die uns von Renault auf dem zweiten Platz getrennt haben.

Autogazette: Der VDA zeigt sich mit Blick auf die Gesamtmarktentwicklung verhalten optimistisch. Gehen auch Sie von einer leichten Erholung mit rund 3,2 Millionen verkauften Autos aus?

Rieck: Es könnte durchaus sein, dass wir die 3,2 Millionen in diesem Jahr erreichen. Die große Frage wird indes sein, wie Sie zustande kommen. Wie gesund ist das Geschäft?

Autogazette: Rechnet man die Verkaufszahlen von 40.293 Fahrzeugen bis April hoch, werden Sie Ende des Jahres 120.000 Autos verkauft haben. Rechnen Sie auch so?

Rieck: Wenn der Gesamtmarkt auf 3,2 Millionen Fahrzeuge kommt, dann wäre das ein denkbares Ziel.

«In Skoda steckt Potenzial»

Der Fabia Combi Foto: Skoda

Autogazette: Was fehlt Skoda noch, um etwa Toyota einzuholen, die 2007 Nummer eins unter den Importeuren waren?

Rieck: Nach vier Monaten dieses Jahres liegen wir fast 6000 Einheiten vor Toyota. Insofern kann man stolz auf unsere Marke und unsere Händler sein, dass wir trotz einer gegenüber Renault und Toyota doch kleineren Modellpalette so gut dastehen. Es zeigt jedoch auch, welches Potenzial noch in Skoda steckt.

Autogazette: Ihre Aussage überrascht. Denn die überschaubare Modellpalette mit den vier Baureihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb hatten Sie bislang als große Stärke bezeichnet.

Rieck: Klar, bei dieser Aussage bleibt es auch, weil es dadurch zu keiner kostenzehrenden Komplexität in den Werkstätten und Händlerbetrieben kommt. Doch während z.B. Renault rund 700 Partner hat, haben wir nur 540. Also hier gibt es noch Potenzial.

Autogazette: Mit wie vielen Händlern wollen Sie Ende dieses Jahres zusammen arbeiten?

Rieck: Wir planen für dieses Jahr mit 565 Partnern. Bei diesen Planungen ist es jedoch wichtig, dass sich der Markt positiv entwickelt. Denn wenn er es nicht tut und wir erhöhen unsere Händlerbetriebe, sinkt das Volumen und die Rendite für unsere Partner. Doch das wollen wir nicht.

Autogazette: Der Bekanntheitsgrad von Skoda lag Ende 2006 bei 29 Prozent, der Ihrer Mitbewerber bei fast 45 Prozent. Wann wollen Sie aufschließen?

Rieck: Wir lagen Ende 2005 bei 29 Prozent, ein Jahr später bei 36 Prozent. Ich erwarte im Sommer die Zahlen für 2007. Ich gehe davon aus, dass wir einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben - ich rechne mit 39 bis 40 Prozent.

Autogazette: Anfang Juli kommt der neue Superb als Limousine auf den deutschen Markt. Ist das die letzte Chance für dieses Auto, Fuß zu fassen?

Rieck: Es ist nicht die letzte Chance. Es braucht Zeit, eine Marke oder ein Modell auf dem Markt zu etablieren. Die Etablierung eines Fahrzeuges auf einem heißumkämpften Wettbewerbsumfeld funktioniert nicht in sechs Jahren oder innerhalb einer Fahrzeuggeneration, dafür braucht man zwei, drei Fahrzeuggenerationen. Wir werden deswegen nicht nervös werden, sondern den Weg konsequent weitergehen.

Autogazette: Doch die Verkaufszahl von 3400 für den Superb in Deutschland im Jahr 2007 kann Sie nicht wirklich zufrieden stellen?

«Superb kundenfreundlich eingepreist»

Der neue Superb Foto: Skoda

Rieck: Sie kennen unsere Zielstellungen und Planungen für den Superb nicht...

Autogazette:...bitte, verraten Sie sie uns. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass Sie den Superb mit knapp unter 23.000 Euro aggressiv eingepreist haben?

Rieck: Wir wollten das Auto nicht aggressiv einpreisen. Wir wollten es kundenfreundlich einpreisen. So, wie man es auch von allen anderen Skoda-Modellen kennt. Wir gehen davon aus, dass der Superb es in einem normalen Jahr auf 6000 bis 6500 Einheiten bringen wird.

Autogazette: Zählen Sie da schon den Kombi mit, der in 2009 kommen wird?

Rieck: Nein. Entsprechend wird die Absatzsituation sich noch deutlich besser darstellen, wenn erst einmal der Kombi auf dem Markt ist.

Autogazette: 2009 kommt der Mini-SUV Skoda Yeti auf den Markt. Das wird neben Fabia, Octavia, Roomster und Superb die fünfte Modellreihe sein. Reicht das, um auch zukünftig in der Erfolgsspur zu bleiben?

Rieck: Der Yeti ist die Ausweitung, die zur Marke passt. Entsprechend ist es für uns ein wichtiges Modell.

«Andere Zielgruppen ansprechen»

Autogazette: Sie haben meine Frage nicht beantwortet - braucht es nicht noch dringlichst eines Kleinwagens unterhalb des Fabia?

Rieck: Ja, für die Zukunftsentwicklung der Marke ist es wünschenswert, dass wir unterhalb des Fabia noch ein Fahrzeug haben. Dadurch können wir andere Zielgruppen ansprechen, also deutlich jüngere Kunden.

Autogazette: Kann es ein Fahrzeug wie der VW Space Up sein?

Rieck: Es ist hier von den Kollegen in Wolfsburg noch keine Entscheidung getroffen worden, ob dieses Auto gebaut wird. Sollte es gebaut werden, stellt sich natürlich zuerst die Frage, ob ein davon abgeleitetes Auto auch in unsere Preisstruktur passen würde.

Das Interview mit Alfred E. Rieck führte Frank Mertens

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