Deutsche Autobauer legen auf US-Markt zu

Ende des Booms

Die deutschen Autobauer können in den USA entgegen dem Trend deutlich zulegen. Während die einheimischen Hersteller verlieren, brillieren BMW, VW, Audi und Mercedes mit hohen Zuwachsraten.

Die deutschen Autobauer stemmen sich erfolgreich gegen die eingetrübte Stimmung am US-Automarkt. Während die Platzhirsche wie General Motors und Ford weniger Wagen verkauften, legten VW, BMW, Daimler & Co. zu. Vor allem die spritschluckenden Pick-up-Trucks und schweren Geländewagen ließen die US-Kunden in Zeiten hoher Benzinpreise links liegen. Dagegen legten die sparsameren Personenwagen zu.

Marktführer General Motors (GM) sowie Ford dagegen mussten einen Dämpfer hinnehmen, ihre Verkaufszahlen gingen nach zuletzt kräftigen Zuwächsen zurück. Die Rettung der Autoriesen GM und Chrysler während der Finanz- und Wirtschaftskrise kostet den US-Steuerzahler eine Milliardensumme - allerdings weniger als zunächst gedacht.

VW mit Plus von 28 Prozent

Die US-Regierung teilte am Mittwoch mit, die Rettung werde Amerikas Steuerzahler um die 14 Milliarden Dollar (9,7 Mrd Euro) kosten. Während man ursprünglich mit einem Verlust von 60 Prozent der 80 Milliarden Dollar (55,5 Mrd Euro) an Hilfen rechnete, dürfte das Minus nun weniger als 20 Prozent betragen, heißt es in einem vom Weißen Haus vorgelegten Bericht. Bislang sei etwa die Hälfte der Gesamtsumme zurückgezahlt worden.

«Wir denken, dass die Schritte, die wir und sie (die Firmen) unternommen haben, die Unternehmen auf einen Pfad zum Erfolg gebracht haben», sagte Ron Bloom, Wirtschaftsberater von US-Präsident Barack Obama. Zwar freue sich niemand über die Verluste. Doch hätten die Hilfen Jobs gerettet und schwereren Schaden für die gesamte Autoindustrie abgewendet. Ein Zusammenbruch der Autobauer hätte den Staat direkt oder indirekt mehrere zehn Milliarden Dollar etwa durch höhere Ausgaben für Arbeitslose und Steuerausfälle gekostet.

Auf dem US-Automarkt legte im Mai vor allem VW zu. Die Kernmarke VW verkaufte 30 100 Neuwagen - das sind 28 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Vor allem der Jetta verkauft sich dank seines Kampfpreises von knapp 16 500 Dollar plus Steuern (11 400 Euro) weiter blendend. «Für uns war es der beste Monat seit mehr als sieben Jahren», sagte VW-Landeschef Jonathan Browning am Mittwoch.

Die Hoffnungen von VW ruhen vor allem auf dem neuen US-Passat und dem Beetle, die beide im Herbst auf den nordamerikanischen Markt kommen. Den Beetle fertigt VW in Mexiko, für den Passat hat der Konzern eigens eine Fabrik in Tennessee gebaut, die vor kurzem eröffnet wurde. Der VW-Konzern will bis 2018 zum Weltmarktführer aufsteigen und muss sich dafür auf dem US-Markt verbessern, wo die Wolfsburger derzeit noch ein kleines Licht sind.

Auch die anderen deutschen Autobauer legten im Mai in den USA zu. Die VW-Tochter Audi steigerte ihren Absatz um 13,6 Prozent auf 10 457 Wagen. Daimler legte bei der Marke Mercedes-Benz um 5,9 Prozent auf 20 306 Fahrzeuge zu, BMW verkaufte insgesamt 26 452 Autos - ein Plus von 19,7 Prozent. Vor allem beim Kleinwagen Mini gab es Zuwächse. Porsche setzte 2817 Wagen ab - 50,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Ein Prozent Rückgang bei GM

Beim Marktführer General Motors dagegen gingen die Verkäufe nach zuletzt prozentual zweistelligen Zuwächsen nun um 1 Prozent auf 221 200 zurück. Kaum besser erging es der Nummer zwei im Markt, Ford. Hier fielen die Verkäufe - wenn auch nur um wenige Autos - auf 192 100. Vor allem die spritschluckenden Pick-up-Trucks und schweren Geländewagen verkauften sich wegen der hohen Benzinpreise schlechter.

Die Gallone Benzin kostet in den USA je nach Region um die 4 Dollar - das sind rund 70 Eurocent den Liter. Was für Europäer wie ein Schnäppchen klingt, ist für Amerikaner viel Geld. Vor einem Jahr war die Gallone noch für 3 Dollar zu haben, vor zwei Jahren während der Wirtschaftskrise waren es 2 Dollar. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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