Der ADAC rauscht in eine schwere Vertrauenskrise. Bei der Verleihung des «Gelben Engel» wurden Manipulationen zugegeben, die eine erste Konsequenz nach sich zogen.
Eklat beim ADAC: Der ADAC hat Manipulationen beim Autopreis «Gelber Engel» eingeräumt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in der Preiskategorie Lieblingsauto der Deutschen, zu dem der VW Golf gewählt wurde, «geschönt» und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub am Sonntag in München mit. Michael Ramstetter (60), ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift «Motorwelt», habe am vergangenen Freitag eingeräumt, die Zahl der Stimmen bei diesem Preis manipuliert zu haben. Ramstetter übernehme dafür «die alleinige persönliche Verantwortung» und habe sämtliche Funktionen beim ADAC niedergelegt.
Gefälschte Stimmenzahlen
Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es weiter in der Pressemitteilung des Vereins. Der 60-Jährige habe bedauert, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Die «Bild am Sonntag» hatte schon vor der Veröffentlichung des Autoclubs von Ramstetters Konsequenzen berichtet. Die «Süddeutsche Zeitung» hatte vor wenigen Tagen als erstes Blatt über Mauscheleien beim ADAC-Preis «Gelber Engel» berichtet.
Die ADAC-Spitze hat dem Bericht zufolge eine interne Prüfung der Preisvergabe auch für die vergangenen Jahre angeordnet. Im kommenden Jahr solle der Leserpreis in einem notariell beaufsichtigten Verfahren vergeben werden, wie auch die Zeitung «Euro am Sonntag» in einem Medien-Info vorab berichtet hatte.
ADAC droht Vertrauenskrise
Dem ADAC - mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und größter Verein in Deutschland - droht nun eine massive Vertrauenskrise. Denn nach dem ersten Bericht zu möglichen Manipulationen hatte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair am vergangenen Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem «Gelben Engel» vor den geladenen Gästen noch von «Unterstellungen und Unwahrheiten» gesprochen. Obermair hatte sogar gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Offen ist, ob nun auch Obermair seinen Hut nehmen muss.
Nun erklärte der ADAC dagegen, unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe gegen Ramstetter hätten Geschäftsführung und Präsidium eine lückenlose interne Prüfung angeordnet und entsprechende Schritte initiiert. Noch vor Abschluss dieser Untersuchung habe Ramstetter am vergangenen Freitag seinen Fehler eingeräumt. Weder die Geschäftsführung noch Präsidium seien zu irgendeinem Zeitpunkt zuvor «über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl» unterrichtet gewesen. (dpa)