Rundenrekorde für den Showroom

Rennserien als Imageträger

Welcher Autohersteller wünscht sich nicht etwas mehr Sportlichkeit in der Modellreihe? Potente Sportversionen sind das eine, doch viele Hersteller setzen bei der Imagebildung auf eigene Rennserien.

Von Stefan Grundhoff

Keine andere Marke hat sich in den vergangenen Jahren derart über ihr Image positioniert, wie Mini. Der kleinwüchsige BMW-Ableger hat sich zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelt. In Europa, Asien und den USA gilt der kleine Bayer mit Produktionsstandort im britischen Oxford als wahre Gelddruckmaschine. Die kaufkräftigen Kunden schauen nicht auf Euro, Yen oder Dollar. Das Image ist glänzend.

Wertvoller Baustein

Dabei ist die Tradition des alten Mini weitaus weniger wichtig, als das neue Markenimage. Wer einen Mini kauft, ist trendig und sportlich - so die einfache These. Einen nicht unwesentlichen Beitrag hieran scheint die Mini Challenge zu haben. Denn seit Jahren sind die Mini-Fans an den Sommerwochenenden auf deutschen und europäischen Rennstrecken unterwegs.

«Die Mini Challenge ist ein wertvoller Baustein im Kommunikationsmix rund um die Marke Mini», so Mini-Sprecher Cypselus von Frankenberg, «sie stellt ein exzellentes Instrument dar, um Menschen für Mini zu begeistern. Dabei transportieren wir natürlich auch bestimmte Inhalte - zum Beispiel, dass der Mini weit mehr ist als ein angesagtes Fahrzeug.»

Zusätzliche Werbung

Zwischen Straßenzulassung und Rennstreckentauglichkeit Foto: Seat

Das ist bei Seat, der sportlichsten Marke im Hause Volkswagen, nicht anders. Auch hier bemüht man sich seit Jahren um eine Präsenz im Motorsport. Eine eigene Rennserie mit dem Namen Seat Leon Super Copa startet im Rahmen der DTM. Das sichert durch das breit gefächerte Rennwochenende Zuschauer und die finanzstarke Medienpräsenz. «Für uns ist die Copa-Rennserie die ideale Plattform, um die Sportlichkeit der Marke zu zeigen», so Rolf Dielenschneider, Geschäftsführer von Seat Deutschland, «der Seat Leon ist in seinem Segment eindeutig unterrepräsentiert. Mit den Rennversionen versuchen wir hier zusätzliche Werbung zu machen.»

Acht Rennen sollen dazu verhelfen. «Bei bestimmten Fahrzeugen mit sportlichem Image muss die Praxis schon herhalten, was die Leistungsdaten versprechen», berichtet Nick Margetts vom Branchenexperten Jato Dynamics, «der Rennsportbeleg dient als wichtige Bestätigung dafür, dass ein Fahrzeugmodell nicht nur sportlich aussieht, sondern im Ernstfall auch sportlich kann.»

Vorreiter Renault

14.800 Euro für die Rennstrecke Foto: Renault

Die Beispiele Renault Clio Cup, Seat Leon Super Copa und besonders die Mini Challenge zeigen, wie groß der Aufwand ist, eine werbewirksame Rennserie auf die Räder zu stellen. Renault war einer der ersten Hersteller, der mit dem Renault 8 Gordini bereits Mitte der 60er Jahre auf einen Markenpokal setzte.

Seit 1974, der Geburtsstunde des Renault 5 Pokals, rennen die flinken Franzosen auch auf deutschen Rennkursen. Doch der Imagetransfer ist gerade in den vergangenen Jahren ins Stocken geraten. Mit sportlichen Serienmodellen wie dem gerade einmal 14.800 Euro teuren Renault Twingo RS Cup will Renault mehr die Sportlichkeit aus Rennserie und Formel-1 in die Produktpalette spiegeln.

Teure Freizeitgestaltung

Mini on the road Foto: Mini

Rennserie für Rennserie das gleiche Bild: Woche für Woche zieht der Tross von Strecke zu Strecke, Land zu Land. Die Ergebnisse der einzelnen Rennen sind für die Hersteller weit weniger wichtig als der Werbewert an sich. Im Gegensatz zum Formelsport versuchen sich aufstrebende Piloten in diesen Rennserien auch nur selten, sich in höhere Klassen zu fahren.

Für die meisten Piloten ist es eine teure Freizeitgestaltung, die es über Kontakte zu oftmals lokalen Sponsoren zu finanzieren gilt. Wer eine Jahr in der Mini Challenge starten möchte, sollte mit mindestens 120.000 bis 150.000 Euro kalkulieren. Nick Margetts: «Hier geht es nicht so genau um das Rennen selber, sondern um die Lifestyle-Bestätigung, die man beim Mitmachen oder Zuschauen mitgeliefert bekommt. Der Abstand vom Serienfahrzeug ist generell angenehm unweit.»

Von Händlerteams betreut

Fiat feierte mit Abarth ein Comeback Foto: Abarth

Oftmals hängt das Engagement in Clubsport und Rennserie auch an besonders markenaffinen Händlern. «Nahezu alle Fahrzeuge der Mini Challenge werden von Händlerteams betreut, die wiederum ihre Kunden zu den Rennen einladen und die Serie für sich als Plattform zur Werbung und Kundenbindung nutzen», bestätigt Mini-Sprecher von Frankenberg.

Bei Seat gibt es in Sachen sportliche Händlerschaft Licht und Schatten. «Einige unserer Händler engagieren sich im Rahmen der Rennserie sehr stark, andere leben diese Sportlichkeit noch nicht aus», so Dielenschneider. Der ein oder andere Hersteller versucht das Netz zwischen Motorsport und Serienmodellen besonders eng zu spinnen und bringt Cup-Modelle auf den Markt. Bei Fahrzeugen wie dem VW Polo GTI CUP, einem Porsche 911 GT3 oder selbst dem kleinen Renault Twingo RS Cup hat man ein Fahrzeug mit Straßenzulassung, das bereits rennstreckentauglich ist.

Wahre Wirkung in Verkaufsräumen

Suzuki zieht es eher abseits der Straßen Foto: Suzuki

Andere Hersteller bringen Sonderserien heraus, die sich durch Optik und Technik an Sportversionen orientieren. Doch nicht nur die kleinen Hersteller wollen sich mit eigenen Rennserien mehr Konturschärfe verpassen. Porsche betreibt seit Jahr und Tag den Porsche-Cup. International geht es mit dem Aushängeschild 911 und renommierten Fahrern über die Rennstrecken dieser Welt. Auch Lamborghini, eine der sportlichsten Edelmarken weltweit, arbeitet mit Hochdruck an einer kleinen und exklusiven Rennserie.

Bei dem norditalienischen Nachbarn Ferrari gibt es das unter dem Namen Challenge Trofeo seit Jahren - mit Erfolg. Branchenexperte Margetts: «Die Rennserie für sich muss für die Marke keinen Gewinn aufzeigen, denn die wahre Wirkung zeigt sich hinterher in den Verkaufsräumen der Markenhändler.»

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