Piechs Lkw-Allianz steht faktisch

Der Weg für die Übernahme des Nutzfahrzeugherstellers MAN durch den Konkurrenten Scania ist frei. Jetzt warten alle Beteiligten nur noch darauf, dass das VW-Gesetz gekippt wird.

Volkswagen und die schwedische Finanzgruppe Wallenberg haben sich nach Zeitungsangaben hinter den Kulissen auf die Übernahme des Münchner Nutzfahrzeugherstellers MAN durch seinen Konkurrenten Scania geeinigt. Wie die Stockholmer Wirtschaftstageszeitung «Dagens Industri» am Donnerstag unter Berufung auf «mehrere voneinander unabhängige Quellen» weiter berichtete, soll die Wallenberg-Finanzholding Investor nach der geplanten Übernahme von MAN ihre kompletten Scania-Anteile veräußern. Die Unternehmen lehnten einen Kommentar zu dem Bericht ab.

Verkaufsbereitschaft signalisiert

Mit diesem letzten Schritt wäre endgültig der Weg frei für die von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch betriebene Vereinigung von MAN und Scania mit der eigenen Lkw-Sparte in Brasilien oder möglicherweise der kompletten VW-Nutzfahrzeugsparte unter eigenem Dach. Piëch werden enge persönliche Kontakte mit Peter Wallenberg, dem Nestor von Schwedens mächtigster Industriellenfamilie nachgesagt.

Investor-Sprecher Fredrik Lindgren wollte den Bericht nicht kommentieren, signalisierte aber erstmals schwedische Bereitschaft zur Veräußerung des Scania-Anteile: «Wir sind dazu da, den Ertrag für unsere Aktionäre zu maximieren.» Lindgren verwies darauf, dass Investor auf ähnlichem Hintergrund unlängst alle Anteile am Börsenbetreiber OMX an NASDAQ und die Dubai-Börse verkauft habe. Der Marktwert der eigenen Scania-Anteile hat sich für Investor seit dem Übernahmekampf mit MAN innerhalb von zwölf Monaten um 41 Prozent auf 14,5 Milliarden Kronen (1,6 Milliarden Euro) erhöht.

Keine Dementis

In Wolfsburg wollten VW-Sprecher zu dem Bericht nicht Stellung nehmen. Im letzten Jahr war der Übernahmeversuch von MAN-Konzernchef Håkan Samuelsson bei seinem früheren Arbeitgeber Scania mit zeitweiliger Unterstützung von VW am Widerstand der schwedischen Großaktionäre gescheitert. Volkswagen ist schon jetzt mit 36,4 Prozent der Stimmrechtsanteile bei Scania und 30 Prozent bei MAN jeweils größter Anteilseigner. Die Wallenberg-Gruppe hält bei Scania über Investor 20 Prozent zuzüglich kleinerer Anteile über Stiftungen.

Der MAN-Konzern schwieg zu den neuen Spekulationen. «Es gibt inzwischen jeden Tag ein neues Gerücht. Auch dieses kommentieren wir nicht», sagte ein Sprecher in München. Die Spekulationen trieb den Kurs der MAN-Aktie zwischenzeitlich um gut sechs Prozent auf rund 126 Euro in die Höhe. Scania-Sprecherin Cecilia Edström sagte: «Spekulationen kommentieren wir nicht.»

Warten auf Gerichtsentscheid

Als entscheidende Voraussetzung für eine MAN-Übernahme durch Scania mit anschließendem Ausstieg der Wallenberg-Gruppe nannte «Dagens Industri» das nächste Woche erwartete Kippen des VW-Gesetzes durch den EU-Gerichtshof in Luxemburg. Nach dem Fall des Gesetzes, das die Stimmrechte bei VW unabhängig vom Kapitalanteil auf 20 Prozent beschränkt, will Porsche seine Volkswagen-Beteiligung weiter ausbauen. In deutschen Unternehmenskreisen hieß es, dass der Porsche-Enkel Piëch wohl kaum im Frühjahr den MAN- Aufsichtsratsvorsitz übernommen hätte, um das Unternehmen ins Ausland zu verkaufen. (dpa)

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