Magna nimmt wichtige Hürde

Opel-Übernahme

Noch an diesem Freitag will der chinesische Autobauer BAIC ein nachgebessertes Angebot zur Übernahme von Opel vorlegen. GM scheint unterdessen auf eine Rückkaufoption zu verzichten.

Im Bieterrennen um die Übernahme von Opel hat der Favorit Magna eine weitere wichtige Hürde genommen. Der US-Autokonzern General Motors (GM) verzichtet nach Angaben aus Verhandlungskreisen auf eine Rückkaufoption für seine frühere Tochter. Damit sei ein weiterer Stolperstein aus dem Weg geräumt, sagte ein Insider am Freitag. Unterdessen legte der chinesische Autobauer BAIC eine nachgebesserte Offerte für Opel präsentieren. Ein verbindliches Angebot solle bis Mitte Juli vorgelegt werden, hieß in Finanzkreisen.

Der kanadisch-österreichische Zulieferer sieht sich in den Verhandlungen auf einem guten Weg. Auch bei der Forderung Magnas, von GM das Exklusivrecht für das Russland-Geschäft mit der Marke Chevrolet zu übernehmen, gebe es Fortschritte, hieß es in den Kreisen. Ein Ergebnis sei aber noch nicht erzielt worden.

Vorvertrag bis Mitte Juli angestrebt

Das Unternehmen hält an dem für einen Vorvertrag angestrebten Datum 15. Juli fest. Ein mögliches neues Angebot aus China treibe den Verantwortlichen von Magna keine Schweißperlen auf die Stirn, sagte der Insider. Manager von BAIC hatten in den vergangenen Wochen die Bücher von Opel geprüft und sich am Rüsselsheimer Stammsitz des Unternehmens umgeschaut. Angeblich verlangen die Chinesen nur 4 Milliarden Euro staatliche Kreditbürgschaften - und damit etwas weniger als ihre Bieterrivalen, das Konsortium um Magna und die Investmentgesellschaft RHJ International.

Noch am Mittwoch hatte der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz das Thema «Rückkaufoption» als eine der schwierigsten Punkte in den Verhandlungen zwischen Magna und GM bezeichnet. Magna- Vorstandschef Siegfried Wolf hatte betont, sein Unternehmen werde dieser Forderung sicher nicht zustimmen.

Nach den bisherigen Plänen des Zulieferers bleibt GM mit 35 Prozent an Opel beteiligt, Magna strebt eine Beteiligung von 20 Prozent an, weitere 35 Prozent sind für den Partner Magnas, die russische Sberbank, vorgesehen. Allerdings wird die Sberbank nach Angaben des Opel-Betriebsrats seine Stimmrechte an Magna übertragen.

«Ripplewood kein ernsthafter Bieter»

Nach Einschätzung von Betriebsratschef Franz sind allerdings weder RHJ International noch BAIC ernsthafte Bieter. Aus den Umfeld von General Motors in den USA verlautete indes, dass die frühere Opel- Mutter General Motors (GM) weiter Gespräche auch mit BAIC und RHJ führt.

Auch der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums, Jochen Homann, betonte am Freitag auf einer Auto-Konferenz in München, dass noch immer mehrere Interessenten im Rennen seien: «Vorfestlegungen gleich welcher Art verändern die Verhandlungsposition zum Vorteil eines Bieters und zum Nachteil des Steuerzahlers.» Im Moment seien die Verhandlungen mit Magna am weitesten fortgeschritten und am aussichtsreichsten, aber man wisse nicht, wie sie sich weiter entwickelten.

Homann verwies darauf, dass die Verhandlungen vom bisherigen Mutterkonzern General Motors (GM) geführt würden. Die Politik habe im Anschluss die Aufgabe, das Ergebnis zu beurteilen. Das vorgelegte Konzept müsse staatliche Bürgschaften und Kredite rechtfertigen sowie mit den Beihilferegeln der EU zusammenpassen.

Außenhandelskammer mit Bedenken

Der Präsident der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer (AHK), Heinrich Weiss, äußerte Bedenken an einer Übernahme von Opel durch Magna und seine russischen Partner. «Die Bemühungen um eine Überlebensstrategie für Opel sind dilettantisch. Es ist verantwortungslos dem Steuerzahler gegenüber, diese maroden Strukturen am Leben halten zu wollen», sagte Weiss am Freitag in Moskau. Neben Magna seien die russische Sberbank und der Autobauer GAZ in der derzeitigen Krise nicht die «allerkräftigsten Partner».

Magna und Partner wollen als Mehrheitseigner mit Hilfe von Opel- Technologie auf dem als aussichtsreich geltenden russischen Automobilmarkt expandieren. Experten in Moskau bezweifeln allerdings, dass der von russischer Seite einkalkulierte Technologietransfer zum Nutzen des hoch verschuldeten und abgewirtschafteten GAZ-Konzerns funktioniert. Nach Ansicht des AHK-Präsidenten ist ein natürlicher Strukturwandel im Automobilsektor unausweichlich: «Bei Überkapazitäten müssen eben die schwächsten Strukturen ausscheiden.» (dpa)

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