Hängepartie um Opel geht weiter

GM vertagt Entscheidung

Der GM-Verwaltungsrat hat am Freitag immer noch keine Festlegung auf einen Bieter für den Autobauer Opel getroffen. Es seien noch weiter viele Fragen offen, hieß es. Dabei liegen zwei unterschriftsreife Verträge vor.

Die Zukunft von Opel bleibt ungewiss. In der monatelangen Hängepartie um den Verkauf des Autobauers hat der Ex-Mutterkonzern General Motors (GM) seine Entscheidung erneut vertagt. Der GM-Verwaltungsrat legte sich am Freitagabend in seiner Sitzung nicht auf einen Bieter fest. «Der Verwaltungsrat war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu fällen», sagte ein Sprecher von GM am Abend der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Es sind einfach noch zu viele Fragen offen.» Der Bieterkampf zwischen dem österreichisch- kanadischen Autozulieferer Magna und dem belgischen Finanzinvestor RHJI geht somit in die nächste Runde.

Enttäuschung bei Opelanern

Die Enttäuschung bei den 25 000 deutschen Opel-Arbeitern und der Regierung ist groß. Obwohl die Bundesregierung Druck gemacht hatte und beide Interessenten unterschriftsreife Verträge vorgelegt haben, ist der GM-Vewaltungsrat zerstritten und spielt auf Zeit. Die erneute Verzögerung sei «bedauerlich», hieß es in Regierungskreisen in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken hatten sich massiv für Magna eingesetzt. Magna will gemeinsam mit russischen Partnern 55 Prozent der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen. 35 Prozent der Anteile würden im Besitz von GM bleiben, 10 Prozent würden die Beschäftigten übernehmen.

Wie aus Konzernkreisen verlautete, sind noch zu viele Fragen bezüglich der Finanzierung offen. GM werde von der Bundesregierung weitere Details über die staatlichen Hilfe anfordern. Anfang kommender Woche werden die Gespräche mit GM fortgesetzt, erfuhr die dpa. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen hat GM weiterhin Bedenken gegen Magna, weil man den Verlust von Know-How an die russischen Partner von Magna und zu geringe Zugriffsmöglichkeiten auf das neue Opel-Unternehmen («New Opel») fürchtet. Bei einer Entscheidung für RHJI würden dagegen voraussichtlich keine staatlichen Hilfen fließen.

Insolvenz kommt ins Spiel

Wegen der monatelangen Hinhaltetaktik kommt als dritte Lösung auch wieder eine Insolvenz ins Spiel. Dann wäre GM alle Verbindlichkeiten von Opel los und müsste sich nicht mit der Bundesregierung einigen. Allerdings müsste der Konzern den Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen.

Unter Autoexperten sind die beiden Angebote im Übernahmepoker um Opel umstritten. «Es ist nicht entscheidend, ob Magna oder RHJ International den Zuschlag bekommt», sagte Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der «Berliner Zeitung». Entscheidend für Opel werde sein, ob man weiter technologisch mit GM zusammenarbeiten könne. «Denn Opel ist alleine zu klein, um zu überleben, egal, ob mit Magna oder RHJ International - beides wird nicht gut gehen.» Der Autoexperte Stefan Bratzel sagte der Zeitung, er halte beide Kandidaten langfristig nur für Übergangslösungen. Am Ende müsse ein größerer Autohersteller eng mit Opel kooperieren oder gar einsteigen.

Die Bundesregierung hatte vor der Sitzung des Verwaltungsrats den Weg für Magna geebnet. Sie hatte GM die geforderten zusätzlichen Informationen geschickt und darin erläutert, zu welchen Bedingungen beim Magna-Angebot die staatlichen Kredite fließen können. Bund und Länder hatten GM angeboten, dass Deutschland den staatlichen Kredit von 4,5 Milliarden Euro zunächst allein vorstreckt, falls Magna zum Zuge kommt. Später will die Regierung dann mit den anderen europäischen Ländern mit Opel-Standorten über die Lastenverteilung verhandeln.

Mitsprache der Opel-Treuhand

Der angeschlagene Autoriese aus Detroit hat aber nicht das letzte Wort beim Opel-Verkauf. Ein von GM bevorzugter Bieter muss von der Opel-Treuhand bestätigt werden, in der Bund, Länder und GM sitzen. Die Treuhand bereitet sich nach dpa-Informationen auf eine Sitzung in der kommenden Woche vor.
Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wies unabhängig von einem GM-Votum auf die schwierige Zukunft eines neuen Opel-Unternehmens hin. Mit einer Loslösung von GM sei Opel längst nicht gerettet. «Ob man dauerhaft von Rettung sprechen kann, wird sich erst in Wochen und Monaten erweisen», sagte Guttenberg.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat sich enttäuscht über die Vertagung der Entscheidung zur Opel-Zukunft geäußert. «Dieses Hinhalten ist eine unerträgliche Belastung für die Beschäftigten von Opel, für Gewerkschaften und die Politik, aber auch für die Steuerzahler», sagte Rüttgers am Samstag in Düsseldorf nach Angaben seines Sprechers. «Die amerikanische Regierung ist jetzt in der Verantwortung, die Führungsschwäche von GM zu überwinden und endlich auf eine tragfähige Entscheidung hinzuwirken.»

Warnung von Westerwelle

FDP-Parteichef Guido Westerwelle hat die Bundesregierung vor einer einseitigen Bevorzugung von Magna bei der Opel-Übernahme gewarnt. «Die nahende Bundestagswahl darf bei der Bundesregierung nicht den wirtschaftlichen Sachverstand ausschalten. Die einseitige Bevorzugung eines Investors mit russischer Interessenlage nutzt weder den deutschen Steuerzahlern noch den Opel- Mitarbeitern», sagte Westerwelle der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Werken hatten sich massiv für Magna eingesetzt. Magna will gemeinsam mit russischen Partnern 55 Prozent der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen. (dpa)

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