Ehe Wolfsburg die Hüllen fallen lässt

Ausblick auf den VW Roadster

Um seine neue Roadster-Studie betreibt VW im Vorfeld der Automesse in Detroit die übliche Geheimniskrämerei. Aber ein paar Dinge kann man aus der dürren Faktenlage im Vorfeld doch schon herauslesen.

Von Martin Woldt

«Wir können doch dem Vorstandsvorsitzenden nicht die Schau stehlen», lautete die bedauernde Antwort auf unsere Anfrage in Wolfsburg. Nein, die Bilder der neuen VW Roadster Studie enthüllt Martin Winterkorn Sonntagabend (Ortszeit) höchstselbst in Detroit. Und sähe er sie zuvor im Internet, dann hätte er bei der Präsentation wohl in der einen Hand die Baumwollhülle der Studie und in der anderen die Reste des Untersee-Datenkabels aus dem Atlantik.

Quadratur des Kreises

Also machen wir uns selbst ein Bild, in das Winterkorns Sensibilität durchaus passt. Denn abgesehen davon, dass das Konzeptauto eine von wenigen echten Weltpremieren auf der Automesse ist, versucht sich der VW-Chef mit der Studie wiedermal an der Quadratur des Kreises: an der Versöhnung von Kosten, Fahrspaß und Kraftstoffverbrauch. Wie die Branche munkelt, wird die Präsentation in Detroit dem für 2011 avisierten Serienmodell schon sehr nahe kommen. Sie wäre damit nun wohl der dritte und endgültige Akt, einen sportlichen Flitzer aus Wolfsburg auf der Straße zu etablieren.

Optisches Vorbild: der concept R

Die Studie concept R von 2003 Foto: Volkswagen

Optisch dürfte er nahe bei dem bereits 2003 vorgestellten concept R-Konzeptauto liegen, an dem unter anderem noch Kias heutiger Chef-Designer Peter Schreyer mitgewerkelt hat. Technisch hingegen wird er wohl eher auf den Spuren des 2005 präsentierten EcoRacer wandeln, der wie sein Vorgänger aufgrund der Kosten in kein VW-Kundenraster passte. Der 4,16 Meter lange concept R war noch mit einem 265 PS starken V6-Benziner ausgestattet, der den Zweisitzer in 5,3 Sekunden von null auf hundert katapultierte und statt der denkbaren 270 km/h aber bei Tempo 250 eingefangen wurde. Er fuhr in einer Liga, die heute Audi vorbehalten ist und zur Spielwiese des TT gehört; mithin so um die 40.000 Euro an Barschaft verlangt, aber auch gut und gerne etwa im Allrad Quattro 3.2 10,3 Liter Super Plus auf 100 Kilometern pulverisiert durch die Endrohre schickt.

Antriebskonzept des EcoRacers

Der EcoRacer von 2005 Foto: Volkswagen

In zumindest diesem Punkt setzte der Racer doch ganz andere Akzente. Von der schärfer gewordenen Verbrauchsdebatte inspiriert, war sein 136 PS starker 1,5 Liter TDI mit 3,4 Litern pro 100 Kilometer zufrieden. Den Standardsprint erledigte er in 6,3 Sekunden und war bei 230 km/h in der Spitze angekommen. Die Zurückhaltung in seinen Brennkammern fiel ihm bei 850 Kilogramm Lebendgewicht vergleichsweise leicht. Hatte man ihm doch über seine Länge von 3,77 Meter eine ultra leichte und vermutlich sündhaft teure Karosse aus Kohlefasern und Aluminium gezimmert.

Mittelmotor-Konzept

Der EcoRacer von 2005 Foto: Volkswagen

So wird es nicht kommen. Aber manches andere aus dem EcoRacer wird sich wohl im neuen Konzeptauto, das wie Autobild wissen will, «BlueSport» heißen soll, wiederfinden. Der Diesel-Mittelmotor etwa (laut Autobild auch ein 1,4 TSI Benziner). Wie man hört, soll der Selbstzünder zwischen 150 und 170 PS auf die Kurbelwelle stemmen und sich dabei im Mittel mit etwa fünf Liter auf 100 Kilometern begnügen. Dabei dürfte es sich um den im November mit dem neuen Golf etablierten 2.0 TDI mit Euro5 handeln, der auch schon im Scirocco unterwegs ist. Bei hier 140 PS ist er mit 5,1 Litern zufrieden. Der Kostenpunkt beträgt 25.375 Euro. Und in dieser Zone etwa dürfte auch das Zielgebiet des Stoffdach-Roadsters liegen. Sein Preis könnte unter Umständen noch dadurch gedrückt werden, indem er Komponenten aus dem neuen Polo erhalten und wohl auch dessen Plattform nutzen wird.

Keine Konkurrenz für den Audi TT

Der EcorRacer von 2005 Foto: Volkswagen

Demnach dürfte wohl auch das endgültige Auto so ungefähr vier Meter zwischen den Puffern ausweisen. „Wir haben nicht vor“, sagt VW-Sprecher Christian Buhlmann, „mit dem Auto dem Audi TT Konkurrenz zu machen, sondern wollen vielmehr unsere Angebotslücken unterhalb des EOS schließen.“ Was das für den Preis bedeutet, ist auf der Basis der dünnen Fakten schwer vorauszusagen. Denn die Preisliste des EOS beginnt bei 27.100 Euro, die des im Frühjahr startenden neuen Polos so knapp oberhalb von 12.000 Euro. Dazwischen ist viel Luft. Dr. Winterkorn, Sie haben das Wort!

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