Attacken auf Stammtisch-Niveau

Mitbestimmungsstreit bei VW und Porsche

Ein Ende des Mitbestimmungsstreit zwischen Porsche und VW ist nicht in Sicht. Ein «Friedensgipfel» soll nun die Probleme lösen. Sein Erfolg ist jedoch fraglich.

Die gegenseitigen Beschimpfungen und Attacken von Porsche und dem VW-Betriebsrat sind inzwischen nahe am Stammtisch-Niveau. In der Sache weiter sind die Kontrahenten aber nicht - in dem seit Monaten andauernden Mitbestimmungsstreit ist ein Frieden kurz vor der geplanten Übernahme von VW durch Porsche nicht in Sicht. Auf einem «Friedensgipfel» am 10. September soll nun ein Durchbruch erzielt werden - ob dies gelingt, scheint mehr als fraglich.

Rechte der Beschäftigten

Inhaltlich geht es in dem Konflikt um die Rechte der Beschäftigten beider Unternehmen, wenn VW in der Porsche Holding als Konzerntochter geführt wird. Mittlerweile werfen sich aber beide Seiten in regelmäßigen Abständen vor, nur wegen des Machterhalts immer neue Fronten aufzumachen und damit eine Einigung zu verhindern. Porsche- Betriebsratschef Uwe Hück und sein VW-Amtskollege Bernd Osterloh sprechen inzwischen fast wortgleich von einer feindlichen Übernahme, die sie verhindern wollen. Osterloh wetterte zuletzt gar, bei Porsche säßen «Dilettanten» und «arrogante Neureiche».

Aus Sicht des VW-Betriebsrats geht die Mitbestimmungsvereinbarung deutlich zu Lasten der VW-Belegschaft. Streit gibt es etwa über die Frage, ob und wann die Vereinbarung gekündigt werden kann. Porsche- Betriebsratschef Hück will an einem Vetorecht der Porsche- Arbeitnehmervertreter festhalten. «VW könnte die Mitbestimmungsvereinbarung kündigen und bei allem durch seine pure Größe die Belegschaft von Porsche überstimmen, VW hat schließlich 28 mal so viele Mitarbeiter wie Porsche», sagte Hück - und fügte in markigen Worten hinzu: «Da müsste man mich schon erschießen.»

Laufzeit der Vereinbarung

Zu den Knackpunkten gehört zudem die Laufzeit der Vereinbarung über zehn Jahre. Der VW-Betriebsrat monierte: «Niemand kann in eine Glaskugel schauen und sagen, wie der Konzern in fünf Jahren dasteht.» Wegen der sich weiter verhärtenden Fronten sind die Hoffnungen auch verhalten, dass auf dem von der IG Metall initiierten «Friedensgipfel» am 10. September in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale ein Durchbruch erzielt werden kann.

VW-Betriebsratschef Osterloh nämlich hat klare Bedingungen für eine Teilnahme an dem «Gipfel» gestellt: Der Sportwagenbauer müsse sich bewegen. «Porsche blockiert eine Einigung seit zwölf Monaten.» Wenn Porsche-Chef Wendelin Wiedeking seine «Blockadepolitik» nicht aufgebe, gäbe es auch keine Gespräche mehr, sagte Osterloh und wetterte: «Es ist ja fast schon pathologisch, dass Brandstifter den eigens gelegten Brand auch löschen wollen.»

Die Stuttgarter müssten Änderungen bei den «völlig undemokratischen Kündigungsbedingungen» der Mitbestimmungsvereinbarung und der Laufzeit des Vertrages vornehmen, fordert der Betriebsratschef. Ex-Thai-Box-Europameister Hück hält dagegen: «Wir von der Porsche-Belegschaft haben wirklich alle Wünsche der VW-Arbeitnehmer erfüllt. Aber aus Wolfsburg kommen immer wieder neue Forderungen.» Sollte sich Porsche indes nicht bewegen, will Osterloh eine Lösung vor Gericht suchen.

Hoffnungsträger Wolfgang Porsche

Als Variante zur Schlichtung des Streits forderte er nun, dass die bei Porsche dominierenden Familien Piëch und Porsche an dem Spitzentreffen teilnehmen sollen. Vor allem auf Wolfgang Porsche sollen wegen seiner ausgleichenden Art dabei die Hoffnungen ruhen. Der 65-Jährige soll sowohl zu seinem Cousin, dem mächtigen VW- Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, als auch zu Wiedeking einen guten Draht haben. Zudem ist der Sohn von Porsche-Gründer Ferry Porsche der erste Mann im Aufsichtsrat der Porsche Holding und damit auch für Personalfragen zuständig.

Unterdessen könnte eine Personalie Bewegung in den Konflikt bringen. VW-Chef Martin Winterkorn könnte nach der für den Herbst erwarteten Mehrheitsübernahme durch Porsche zusätzlich einen Posten im Vorstand der Porsche Automobil Holding SE erhalten. Damit würde der Manager neben Wiedeking und Porsche-Finanzchef Holger Härter sitzen. Das Modell wird zwar in Stuttgart und Wolfsburg als pure Spekulation bezeichnet, in Unternehmenskreisen aber als nicht unwahrscheinlich betrachtet. Mit dem Einzug Winterkorns wäre die Position der Wolfsburger bei Porsche gestärkt.

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