Tesla lehnt für Mitarbeiter in Grünheide Tarifbindung ab

Tesla lehnt für Mitarbeiter in Grünheide Tarifbindung ab
E-Modelle der Marke Tesla vor der neuen Fabrik in Grünheide. © Tesla

Für die Mitarbeiter der Tesla-Fabrik in Grünheide fordert die Gewerkschaft eine Tarifbindung. Der US-Elektroautobauer lehnt dies ab – und verweist auf eine Vielzahl anderer Vorteile. Und auch der Betriebsrat ist dagegen.

Die Forderung nach einer Tarifbindung für die Beschäftigten der Fabrik in Grünheide lehnt der US-Elektroautobauer Tesla kategorisch ab. „Wir konzentrieren uns auf uns selbst, um schnell und ohne unnötige Eskalation zu Lösungen für unsere Mitarbeiter zu kommen und damit deutlich schnellere Anpassungen zu realisieren“, sagte Werksleiter André Thierig der Nachrichtenagentur dpa. Dies werde regelmäßig überprüft.

Das Unternehmen verwies auf eine Benefit-Struktur. Sie sei ohne Tarifbindung umgesetzt worden und ermögliche der Belegschaft eine Vielzahl von Vorteilen, die in der Region und in der Branche so nicht zu finden seien. Dazu zählt Tesla das kostenlose Laden von Elektrofahrzeugen, kostenlose Bus- und Zugshuttles, ein subventioniertes Deutschlandticket und das Leasen von Fahrrädern.

Wirtschaftsminister wirbt für Tarifgebundenheit

In Tarifverträgen einigen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften unter anderem auf Bezahlung und Arbeitszeiten. Die Tarifbindung nimmt in Deutschland nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ab.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) will weiter für eine Tarifgebundenheit von Tesla in Grünheide werben. „Natürlich wäre es gut, wenn sich die IG Metall und Tesla auf einen Tarifvertrag verständigen könnten oder zumindest mal darüber reden würden“, sagte Steinbach der dpa. „Das wäre, wie die Sozialpartnerschaft insgesamt, mit vielen Vorteilen für beide Seiten verbunden.“ Er verwies aber auf die Autonomie der Sozialpartner, die darüber verhandeln müssen.

Betriebsrat unterstützt Unternehmensleitung

Tesla-Betriebsratschefin Michaela Schmitz wendet sich ebenfalls gegen eine Tarifgebundenheit. „Wir sind nah an der Belegschaft dran“, sagte Schmitz. „Unsere Geschwindigkeit geht verloren, wenn wir von außen beeinflusst werden.“ Sie sieht unabhängig von einem Tarifvertrag Erfolge: „Wir haben in eineinhalb Jahren Gehaltserhöhungen von bis zu 18 Prozent im Produktionsbereich erzielt.“ Die Entgelte würden regelmäßig überprüft und verhandelt.

Tesla hatte im vergangenen Jahr eine Lohnerhöhung für die Beschäftigten im Werk in Grünheide bei Berlin angekündigt. Dazu zählen ein Plus von 4 Prozent im vergangenen Jahr und eine Erhöhung der Jahresgehälter der Produktionsmitarbeiter ab Februar dieses Jahres um 2500 Euro.

Die IG Metall ist zuversichtlich, dass es bei Tesla einen Tarifvertrag geben wird: „Wie schnell das gehen wird, entscheiden allein die Kolleginnen und Kollegen im Betrieb.“ Die Gewerkschaft sieht große Vorteile: „Tarifverträge sichern nicht nur höhere Entgelte, sie schützen auch die Gesundheit der Beschäftigten, indem sie Erholzeiten garantieren, besondere Belastungen ausgleichen, Arbeitszeiten reduzieren und Überlastungen verhindern.“

Angespannte Beziehung mit IG Metall

Die Beziehung zwischen dem Autobauer und der IG Metall gilt als angespannt. Die Gewerkschaft reklamierte die Lohnerhöhung für sich, was Tesla zurückwies. IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze warf Tesla im Oktober vor, die Sicherheit und den Schutz der Gesundheit der Beschäftigten nicht an die erste Stelle zu setzen. Das Unternehmen wies auch dies zurück.

Tesla stellt in Grünheide nach eigenen Angaben derzeit mit rund 11 500 Beschäftigten mehr als 250 000 Elektrofahrzeuge im Jahr her. Das Werk soll noch ausgebaut werden. Die Gemeinde Grünheide will zur geplanten Tesla-Erweiterung und der Rodung von Wald nun die Bürger befragen. Ein Bebauungsplan ist noch nicht beschlossen.

Im Februar soll die Bürger-Befragung stattfinden, die jedoch nicht bindend ist. Es geht dabei um die Frage, ob weitere 100 Hektar Wald in eine Industriefläche umgewandelt werden sollen. Das machte die Gemeinde auf ihrer Internetseite bekannt. Die Bürger sollen schriftliche Abstimmungsunterlagen erhalten. Zuvor berichtete der RBB darüber. Der US-Elektroautobauer warb in der vergangenen Woche in der Region für die geplante Erweiterung. Auf einer Fläche neben dem Werksgelände sollen ein Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Kita entstehen. Es gibt Protest etwa wegen der vorgesehenen Rodung von Bäumen. (dpa)

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