Autobauer bei CO2-Flottengrenzwerten auf Kurs

Durchschnittlicher Ausstoß 109 g/km

Autobauer bei CO2-Flottengrenzwerten auf Kurs
Die CO2-Belastung ist ein Gesundheitsrisiko. © dpa

Vor allem dank der Elektrifizierung befinden sich die Autobauer bei den CO2-Flottengrenzwerten in Europa auf Kurs. Strafzahlungen kommen wohl nicht auf sie zu.

Im ersten Halbjahr unterboten alle Hersteller und Herstellergruppen in Europa ihre individuellen Flotten-Emissionsziele, wie die Umweltorganisation ICCT berechnet beziehungsweise geschätzt hat.

Der Durchschnittsausstoß von Neuwagen in der EU liegt über die gesamte Branche bei 109 Gramm CO2 pro Kilometer (WLTP) und damit um 12 Gramm unter dem 2023er-Zielwert.

Autobauer mit Pool vorn

Besser als der Branchenschnitt lag vor allem der gemeinsam veranlagte Emissions-Pool aus dem Volumenanbieter Tesla, dem Luxusautobauer Jaguar Land Rover und dem in Europa kleinen Hersteller Honda. Die Gruppe übertraf ihren Zielwert dank der als emissionsfrei definierten Tesla-Modelle um 108 Gramm. Ebenfalls über dem Mittelwert schnitten Volvo (-71), BMW (-20) und Stellantis (-12) ab. Mit einer besonders knappen Differenz erreichten Renault-Nissan-Mitsubishi (-1), Volkswagen (-1) und Ford (-3) das Zwischenziel.

Für die Autohersteller bedeutet die Erfüllung der Zielwerte zum Halbjahr erst einmal nichts. Abgerechnet wird erst Ende Dezember. Wer dann zu viele CO2-intensive Fahrzeuge verkauft hat, zahlt hohe Strafen. Nach der erneuten Kürzung der E-Auto-Prämie im größten EU-Einzelmarkt Deutschland könnte es für einige Hersteller mit knappem Emissions-Vorsprung kompliziert werden, die geforderten Werte zu erreichen.

Punktlandung erwartet

Andere Unternehmen mit größerem Polster könnten in der zweiten Jahreshälfte versuchen, wieder mehr von ihren margenstarken Verbrenner-Fahrzeugen auf die Straße zu bringen, bevor das in den kommenden Jahren zunehmend schwieriger werden dürfte. Ob das wirklich passiert, wird sich Ende 2023 zeigen. Skeptiker rechnen jedenfalls mit einer Punktlandung, bei der viele Hersteller grad so knapp unter dem Limit bleiben wie nötig.

Grundlage für die CO2-Flottenwerte sind die durchschnittlichen Emissions-Normwerte aller in Europa neu zugelassener Fahrzeuge eines Herstellers. Für jeden Anbieter gilt ein individueller Wert, der sich am Gewicht der verkauften Pkw bemisst. Somit darf Mercedes etwa mehr CO2 ausstoßen als etwa Smart. Diese Regelung sollte ursprünglich sicherstellen, dass die – vornehmlich deutschen – Hersteller großer Autos gegenüber Kleinwagenmarken nicht im Nachteil sind.

Um die Ziele zu erreichen und Strafzahlungen zu vermeiden, dürfen sich einzelne Hersteller mit anderen zusammenschließen. Ein gefragter Partner in den vergangenen Jahren war etwa Tesla, die per Definition 0 Gramm CO2 ausstoßen. Zudem gibt es Boni für den Einsatz bestimmter Spritspar-Technologien, deren Effekt sich nicht direkt im formelhaft ermittelten Normverbrauch niederschlägt. Für 2035 setzt die EU für den CO2-Ausstoß aller Hersteller einen Maximalwert von 0 Gramm – eine Vorgabe, die öffentlich als „Verbrenner-Verbot“ bekannt ist.

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