Daimler interessiert Fiats Industriesparte

Neun Milliarden Euro

Daimler liebäugelt Medienberichten zufolge mit der Industriesparte von Fiat, zu der auch der Lastwagenbauer Iveco gehört. Experten sind skeptisch. Die Stuttgarter sagen, es gibt keine Gespräche mit den Italienern zu dem Thema.

Der Autobauer Daimler führt derzeit mit Fiat keine Verhandlungen über den Kauf der Industriesparte der Italiener, zu der auch die Lastwagenmarke Iveco gehört. «Es finden dazu keine Gespräche mit Fiat statt», sagte ein Daimler-Sprecher am Mittwoch in Stuttgart. Zuvor hatten Medien ohne Quellenangaben berichtet, die Schwaben seien an Fiat Industrial interessiert. Dort sind die Lastwagenmarke Iveco sowie der Land- und Baumaschinenhersteller Case New Holland (CNH) gebündelt.

Diskrepanz beim Preis

Nach Informationen der römischen Tageszeitung «La Repubblica» soll Daimler indes bereits ein Vorangebot über neun Milliarden Euro abgegeben haben. Fiat verlange aber 10,5 Milliarden Euro für die Sparte. Die Verkaufsgespräche seien aber bis zum geplanten Börsengang von Fiat Industrial aber auf Eis gelegt worden. Der Turiner Konzern spaltet den Autobereich vom Industriegeschäft ab. Von Januar 2011 an sollen beide Unternehmen als eigenständige Gesellschaften an der Mailänder Börse gelistet werden.

Das «Manager Magazin» berichtet, Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Andreas Renschler sei bereits zu Verhandlungen über Iveco in Italien gewesen. Neben Daimler ist demnach auch der indische Autobauer Tata an den Italienern interessiert.

Kooperationen im Trend

Der Daimler-Sprecher wollte sich nicht weiter zu Fiat äußern. Zu Kooperationsgesprächen sagte er: «In unserer Branche spricht derzeit jeder mit jedem über Kooperationen. So auch wir.» Zu den Inhalten äußere sich Daimler aber nicht.

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer fährt Daimler ohne die Lastwagenmarke Iveco besser. «Ich glaube, Daimler ist ohne Iveco besser aufgestellt», sagte der Experte vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen der Nachrichtenagentur dpa. Die Turiner seien zwar in Südeuropa und Südamerika stark, global spielten sie aber keine entscheidende Rolle.

Kartellrechtliche Probleme erwartet

Der weltweit zweitgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler habe mit beispielsweise Kamaz in Russland und Foton in China aber bereits gute Partner an seiner Seite, sagte der Experte. «Für Daimler wäre es vermutlich sinnvoller, im preisgünstigen Segment mit einem von seinen bisherigen Partnern verstärkt in Südosteuropa tätig zu werden.» Wegen Daimlers führender Marktposition in Europa könnte nach Ansicht des Experten ein Zusammenschluss beider Marken auch auf kartellrechtliche Probleme stoßen.

In dem italienischen Zeitungsbericht heißt es, Fiat könnte mit einem Verkauf die Schulden konsolidieren und auf die Suche nach neuen Erwerbungen und Allianzen für den Konzern gehen. In diesem Herbst sei das Augenmerk von Fiat-Chef Sergio Marchionne aber zunächst auf den geplanten Börsengang von Fiat Industrial gerichtet.

Zum Automobilgeschäft der Italiener gehören die Marken Fiat, Lancia und Alfa Romeo sowie die Sportwagenhersteller Ferrari und Maserati. Hinzu kommen die Beteiligung am US-Autobauer Chrysler sowie einige Komponentenhersteller wie Magneti Marelli. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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