«Opel GT ist Markenkampagne auf Rädern»

Alain Visser im Interview

Opel wird den Astra defintiv nicht vor 2009 auf den Markt bringen. Schließlich befinde sich das Auto weiter auf Wachstumskurs, wie Opel-Vorstandsmitglied Alain Visser im Interview sagte.

Von Frank Mertens

Der Rüsselsheimer Autobauer Opel wird den neuen Astra nicht vor 2009 auf den Markt bringen. «Wenn Volkswagen ein Jahr vor uns kommt, zeigt uns das nur, dass da der Druck bei VW besonders groß sein muss. Wir sehen, dass der Astra sehr gut läuft, sich weiter auf Wachstumskurs befindet. Wir sehen überhaupt keine Begründung, unser Timing zu ändern», sagte Opel-Marketingvorstand Alain Visser im Interview. Der VW-Konzern hatte angekündigt, den Golf VI bereits 2008 einzuführen.

«Fragwürdige Strategie»

Visser, der bei Opel die gesamten europäischen Marketingaktivitäten verantwortet, glaubt nicht daran, dass durch die spätere Einführung des Astra dem Unternehmen Kunden verloren gehen. Vielmehr erachtet es der 42 Jahre alte Manager mit Blick auf den Konkurrenten aus Wolfsburg als «fragwürdige Strategie, die Neueinführung eines Fahrzeuges so früh anzukündigen. Wenn ich ein Astra-Kunde wäre und weiß, dass das Auto in zwei Jahren neu aufgelegt wird, warte ich mit meiner Kaufentscheidung. Das ist ein strategisches Risiko».

Nachdem GM Europa von Opel für 2006 Gewinn erwartet, ist Visser dabei, dass Flottengeschäft neu auszurichten. «Das Flottengeschäft wird weiter an Bedeutung zunehmen. Eine Strategie ohne Flottengeschäft funktioniert nicht», sagte Visser. Doch Volumen um jeden Preis könne hier nicht das Ziel sein, «Wir konzentrieren uns vielmehr mit einer Mittelstandsoffensive stärker auf das Geschäft mit kleineren Flotten.»

«Langfristig das schlechtere Geschäft»

Wie der gebürtige Belgier hinzufügte, versuche sich die Marke deshalb im Retail-Markt zu profilieren und im Flottengeschäft gezielter vorzugehen. «Sicherlich ist es viel einfacher, zu einem Autovermieter zu gehen, um dort ein paar tausend Autos abzusetzen. Doch langfristig ist es das schlechtere Geschäft.»

Dass Opel den Geländewagen Antara erst Ende des Jahres auf den Markt bringt, ist für Visser unbefriedigend. «Wir haben in der Tat eine Lücke zwischen dem Frontera und dem Antara gehabt. Das Auto hätten wir sicherlich gern zwei Jahre eher gebracht.» Diese Lücke, so räumte Visser ein, habe das Unternehmen ohne Frage Absatz gekostet.

«Einige unserer ehemaligen Frontera-Kunden haben der Marke aus Mangel an Alternativen den Rücken gekehrt. Es ist natürlich schwierig, sie zurück zu gewinnen. Andererseits glauben wir, dass wir mit dem Antara auch neue Kunden gewinnen können. Wir sind spät, doch wir sind der erste europäische Volumenhersteller, der in diesem Segment einen Crossover mit Allradantrieb bietet», so Visser. Auf europäischer Ebene erwartet Visser vom Antara einen Absatz von 30 bis 40.000 Einheiten.

Marktanteil von 10 Prozent

Mit Blick auf den Absatz peilt Opel für Deutschland in 2006 einen Marktanteil von zehn Prozent an. «Das wäre ein Niveau, das angesichts des schwierigen Marktumfeldes realistisch scheint.» Mit Blick auf die Ausrichtung der Marke will Opel zukünftig «noch witzigere, noch auffälligere Werbung machen. Wir versuchen mit unserem Marketing immer auch etwas auf Risiko zu gehen, selbst wenn die Leute vielleicht mal fragen: Ja, spinnen die bei Opel? Wir machen es bewusst, damit man sieht, dass wir in Bewegung sind.»

Wie Visser hinzufügte, entscheide sich der durchschnittliche Kunde derzeit überwiegend aus rationalen Gründen für einen Opel. «Das ist gut. Doch eine Komponente fehlt: die Emotion.» Deshalb erachtet es Visser als wichtig, dass Opel sich mit Modellen wie dem Opel GT auch in Nischensegmente bewegt. «Ich bin gerade einen neuen GT gefahren. Für mich ist dieses Auto eine Markenkampagne auf vier Rädern.»

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