Opel-Fans zwischen Trotz und Trauer

«Opel ist und bleibt Kult»

Die Opel-Krise treibt die Fans ins Internet. Auf einer neu eingerichteten Seite erzählen sie von ihren Sorgen, diskutieren aber auch über den ein oder anderen Investor, der die Marke retten könnte.

Von Harald Blum

Opel-Fahrer haben auch schon mal bessere Zeiten erlebt. Ihre Freundschaft zu dem Unternehmen muss derzeit angesichts der Existenzsorgen des Autobauers harte Prüfungen bestehen. Von Spott bis Mitleid reichen die Reaktionen der Fahrer anderer Marken. Und mancher bislang trotzige Freund des Hauses wird schon wankelmütig: «Selbst ich als Opel-Fan würde aktuell keinen neuen Opel kaufen. Was ist mit Garantie und Ersatzteilversorgung, wenn Opel wirklich pleitegeht?» lautet die bange Frage, die sich ein Fahrer aus dem nordrhein-westfälischen Hemer im Internet- Diskussionskreis Opel-Problemforum stellt.

«Einmal Opel - immer Opel»

Redeten sie sich einst mit Lust die Köpfe über ihre Autos heiß, müssen sich die Opel-Freunde heute an Stammtischen und im Internet mit komplizierten Fragen der Betriebs- und Volkswirtschaft auseinandersetzen. Wie viel Geld ist nötig, um Opel von der ungeliebten Mutter Generals-Motors loszukaufen, wie steht es um die Rechtsfähigkeit einer deutschen GmbH in ausländischem Besitz, wäre Gazprom ein möglicher Investor bei Opel, wie werden eigentlich konzerninterne Dienstleistungen untereinander verrechnet oder darf Opel überhaupt mit dem Geld der Steuerzahler gerettet werden?

Bei all den Diskussionen ist immer noch eine große Verbundenheit mit der traditionsreichen Marke zu spüren. «Ich mag Opel einfach. Ich mag die Geschichte von Opel. Und Opel ist und bleibt Kult», schreibt unbeirrt Astra-Fahrer «Angeleyes» aus Geldern im Forum und ist damit nicht allein. «Einmal Opel - immer Opel», assistiert Uwe Wilhelm, und Marcus Ihlenfeld beteuert auf seinem Hochzeitsfoto vor einem weinroten Nachkriegskapitän: «Opel gehört schon unser Leben lang zur Familie.»

Bindungen über Jahrzehnte

Ein Opel Kadett B Foto: Opel

Ihlenfeld ist einer von mehreren hundert Fans, die mittlerweile über 1000 Bilder von ihren Opel-Schätzen mit und ohne Kommentar für das Internet-Portal «rettetOPEL.de» zur Verfügung gestellt haben. Natürlich wissen die Rüsselsheimer «rettetOPEL»-Initiatoren Fritz Schmidt jr. und Stefan Götz, dass Opel nicht mit einem Internet- Auftritt zu retten ist, aber sie bieten Fans eine Möglichkeit, Gefühle und Erinnerungen zum Ausdruck zu bringen.

Entstanden sind diese emotionalen Bindungen über Jahrzehnte durch Autos, über die auch die Kundschaft anderer Marken redete: Schon vor dem Krieg machten die experimentierfreudigen Opel-Nachfahren Schlagzeilen mit Fahrzeugen wie dem Raketen-Rennwagen RAK oder den Wegbereitern der Massenmotorisierung: Puppchen, Laubfrosch und Doktorwagen. Auch nach dem Krieg konnte sich das Unternehmen wieder mit unverwechselbaren Produkten profilieren. Etwa mit dem Rekord mit dem Beinamen der Zuverlässige, dem Kapitän, den auch mal ein Verkehrsminister als Dienstwagen fuhr, dem GT, dessen Fahrgefühl angeblich nur vom Fliegen übertroffen wurde, dem Ascona, der Opel zur Rallye-Weltmeisterschaft trug oder auch dem Manta, der es mit seinem kultigen Prolo-Image zum Filmstar brachte.

Absturz des Marktanteils

Es ist für Opel schon später als Fünf vor Zwölf Foto: dpa

Nachdem sich Opel Anfang der 90er Jahre dann noch einmal als Speerspitze bei der Katalysatoreinführung hervorgetan hatte, ging es mit der Originalität aber bald zu Ende. Qualitätsprobleme häuften sich, und im Unternehmen machte sich eine «me-too-Mentalität» breit, wie ein ehemaliger Manager beklagt. Er will damit sagen, dass Opel nicht mehr als Vorreiter bei technischen Entwicklungen oder beim Design in Erscheinung trat, sondern sich mit Angeboten begnügte, die von der Konkurrenz auch zu haben waren.

In der Folge stürzte unter der Führung der amerikanischen Opel-Chefs David Herman, Gary Cowger und Robert Hendry der einst bei knapp 20 Prozent angesiedelte Marktanteil auf zunächst 14 und nunmehr auf etwa sieben Prozent ab - und liegt damit unter dem Anteil des Erzrivalen Ford, was die echten Fans besonders wurmt. Auch der von BMW geholte neue Opel- und aktuelle GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster hat es seit 2001 nicht geschafft, der Marke ein klares Image zu geben. «Niemand weiß mehr, wofür die Marke Opel steht», kritisierte Autoexperte Christoph Stürmer vom Marktforscher Global Insight schon bevor die akuten Finanzprobleme im vergangenen Jahr sichtbar wurden.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Der Insignia Sports Tourer ist einer der Hoffnungsträger auf bessere Zeiten Foto: Opel

Dabei hat Opel durchaus Pfunde, mit denen der Autobauer wuchern könnte. Anders als bei den Wettbewerbern im VW-Konzern sind die Autos mit dem Blitz nach Angaben von Greenpeace in den Jahren seit 2002 im Durchschnitt sparsamer geworden. Doch wie schon bei der Katalysator- Einführung ist der Umweltschutz kaum ein zugkräftiges Kaufargument.

Noch immer schwärmen viele professionelle Autotester lieber von Straßenlage, Beschleunigung, Slalomzeiten und Qualitätsanmutung. Doch auch hier hat Opel aufgeholt und beispielsweise im Qualitätsreport einer Autozeitschrift 2008 den Spitzenplatz belegt. Keine schlechte Ausgangslage für einen Neuanfang, wie mancher Rüsselsheimer Autowerker nun hofft. (dpa)

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