Neues Auto zum Preis eines Gebrauchten

Chinesische Autos in Deutschland

Die Autos aus China hatten in Deutschland bisher keinen guten Start. Verheerende Crashtests und laienhafte Plagiate waren jedoch nur der Anfang – so langsam machen die Asiaten ernst. Die ersten Modelle kommen jetzt in den Handel.

Von Stefan Grundhoff

China Automobile steuert seine Geschicke seit Februar 2008 aus dem Münchner Nordwesten. In Wurfweite zum BMW-Vierzylinder hat man sich an der Dachauer Straße in einem modernen Bürohaus niedergelassen. Die ersten Modelle stehen unscheinbar vor der Tür - Invasion oder Infiltration? Besonders der viel diskutierte CEO und der kleinere Mittelklasse-SUV UFO fallen Passanten und vorbeifahrenden Münchnern auf. Besonders am Styling des CEO hatte sich Nachbar BMW aufgrund der Ähnlichkeit zum alten X5 mächtig gestoßen. Optische Ähnlichkeiten an Heck, der Dachlinie und dem Innenraum sind unübersehbar. Doch welcher X5-Kunde würde schon zwischen einem gebrauchten Nobel-X5 und einem China-CEO schwanken? Abgesehen von genannten Ähnlichkeiten haben beide nicht viel miteinander zu tun. Nicht zuletzt auch wegen unterschiedlicher Positionierung, Verarbeitung und Motorleistung.

Benziner und Sechszylinder kommen

Derzeit ist der fast zwei Tonnen schwere CEO nur mit einem müden 2,4 Liter großen Vierzylinderbenziner mit 95 kW/125 PS und 190 Nm maximalem Drehmoment zu bekommen. Doch China-Automobil-Geschäftsführer Karl Schlössl verspricht mehr: «Wir werden in den nächsten Monaten einen weiteren Benziner mit 165 PS und einen neuen Sechszylinder-Diesel mit Partikelfilter von VM anbieten. Der leistet dann 195 PS.» Derzeit startet der CEO bei 25.990 Euro - günstig, aber kein Schnapper. Bis der Diesel kommt soll ein Autogasantrieb die Käufer locken.

Doch der Fokus von China Automobile dürfte - auch nach Aussagen von Schlössl - kaum in teuren Fahrzeugsegmenten liegen. Schon gefährlicher dürfte Kia, Toyota, Hyundai und Co der UFO von Jonway werden, der optisch an den alten Toyota RAV4 erinnert. Mit einer Länge von 3,85 Metern bietet der gerade einmal 15.990 Euro teure Klein-SUV einiges für das Geld und lässt so die Idee vom alten Suzuki SJ 40 wieder aufleben. «Wir werden zeitnah ebenfalls einen Fünftürer und ein Cabriolet auf den Markt bringen», so Karl Schlössl, «zum gleichen Preis. Ähnlich wie früher die Koreaner und ganz früher die Japaner bieten wir damit ein neues Auto zum Preis eines Gebrauchten an.»

Verbesserungen beim Crashverhalten

Der Jonway UFO Foto: Press-Inform

Angetrieben wird der 1,4 Tonnen schwere Jonway UFO vom bekannten Mitsubishi-Welt-Motor, der Modelle von verschiedensten Herstellern antreibt. Zwei Liter Hubraum, 95 kW/129 PS und 175 km/h Spitze reichen allemal aus, um im Verkehr mitzuschwimmen. Der Verbrauch soll bei gerade einmal 7,4 Litern Benzin auf 100 Kilometern liegen. Der wenig anheimelnde Innenraum mit Plastikabdeckungen im bunten Holzlook lässt ebenso wie der raue Vierzylinder, die indirekte Lenkung und die hakelige Schaltung noch einige Wünsche offen.

«Das ist alles noch aus der Vor-Vorserie», räumt Pressesprecherin Tatjana Podkatilow ein, «die Serienmodelle sind aus einem Guss. Die Sitze sind besser bezogen und statt Holz gibt es im Innenraum Alu.» Wichtiger dürften für die meisten Kunden die Verbesserungen beim Crashverhalten sein. Nach den schlechten Testergebnissen von Landwind und Brilliance wurde bei den Modellen von China Automobile noch einmal nachjustiert. Karl Schlössl: «Die A- und B-Säulen sind verstärkt, es wurden schnellere Airbags eingebaut und der Seitenaufprallschutz ist jetzt stabiler.» Auch ESP soll bald flächendeckend Einzug halten. Muss auch geschehen. Denn derzeit gibt es bei China-Automobile allenfalls automobile Hausmannskost zum Sparpreis.

Kleinwagen in Paris

Innenraumdesign auf Chinesisch Foto: press-inform

Neben dem UFO erfreut sich bei den rund 80 deutschen Händlern der neue Gonow GX6 großer Erstnachfrage. Der kostet, knapp fünf Meter lang und absolut geländetauglich, nicht einmal 23.000 Euro und basiert auf der Plattform des alten Mitsubishi Pajero. Optisch macht er dagegen auf Toyotas Land Cruiser. Das ganze dürfte noch viel interessanter werden, wenn die neuen Kleinwagen- und Mittelklassemodelle von China Automobil auf den Markt kommen.

Auf dem Pariser Salon wird erstmals der neue Kleinwagen vorgestellt, dessen Produktname noch nicht feststeht. Auf dem viel diskutierten Smart-Plagiat basierend soll er keinerlei Ähnlichkeiten mehr mit dem feschen Mercedes-Winzling haben. Fast vier Meter lang soll er mit Platz für vier Personen gerade einmal 6.990 Euro kosten und damit sogar den Dacia Logan unterbieten. Damit wäre der Einstiegs-Chinese einer der wenigen Neuwagen, die sich auch ein Hartz-IV-Empfänger bestellen dürfte. Hier liegt der Maximalpreis bei 7.500 Euro.

150 Händler gesucht

So sahen auch früher die Motoren aus Foto: press-inform

Ebenfalls im Vorlauf ist ein Mittelklassemodell, das als Limousine und Kombi ebenfalls noch 2008 kommen soll. Besonders der 4,75 Meter lange Kombi macht auf ersten Bildern keinen schlechten Eindruck und erinnert an dynamische Tourer. Voll ausgestattet sollen die beiden Modelle unter 17.000 Euro kosten. Auch die Gewerbetreibenden werden ins Visier genommen. Noch im Herbst soll in der Ducato-Klasse ein Transporter für unter 20.000 Euro kommen; mit einem 2,2 Liter großen Commonrail-Diesel und 136 PS. Bis Ende 2008 will China-Automobile in Deutschland 150 Händler unter Vertrag haben.



























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