Für Wiedeking wird die Luft dünner

Machtkampf Porsche-VW

Ferdinand Piech hat mal wieder für Aufsehen gesorgt. Am Montag blieb er der Porsche-Aufsichtsratssitzung fern. Für Wendelin Wiedeking wird die Luft im Machtkampf unterdessen immer dünner.

Die Luft wird immer dünner für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Seit Wochen wird der Lenker der Sportwagenschmiede vom mächtigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch offen attackiert. Setzte Piëch zuletzt gezielt öffentlich Nadelstiche gegen den Westfalen, demonstrierte der 72-Jährige VW-Patriarch am Montag Macht durch Schweigen. Alle wichtigen Mitglieder des Familienclans Porsche/Piëch kamen zu der Porsche-Aufsichtsratssitzung in Weissach, bei der es um die Zukunft des hoch verschuldeten Sportwagenbauers ging. Nur der VW-Patriarch blieb der Sitzung demonstrativ fern.

Wiederholte Taktik

Es ist nicht das erste Mal, dass der VW-Aufsichtsratschef diese Taktik anwendet. Bereits im Herbst vergangenen Jahres ließ er Wiedeking und seinen Cousin, den Porsche-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Porsche, im Regen stehen, als er eine Sitzung des VW- Kontrollgremiums schwänzte und damit bei einem für Porsche wichtigen Antrag durch seine Enthaltung nicht die erforderliche Mehrheit verschaffte. Im Rennen um den Chefposten in einem neuen Großkonzern VW/Porsche scheint Volkswagen-Boss Martin Winterkorn damit immer mehr die Nase vorne zu haben.

Bei dem anvisierten Zusammengehen von Porsche und Volkswagen scheint der künftige Job von Wiedeking nicht mehr die wichtigste Komponente zu sein. Porsche hat sich bei der versuchten VW-Übernahme deutlich verhoben und ist mit neun Milliarden Euro hoch verschuldet. Die Zeiten, in denen die Manager aus Zuffenhausen den Banken ihre Konditionen diktierten, sind lange vorbei.

Umgekehrt hat sich mittlerweile auch die Situation der Beschäftigten. Versammelten sich noch vor Wochen tausende VW- Mitarbeiter vor der Werkstoren in Niedersachsen und wehrten sich gegen Übernahmepläne aus Stuttgart, waren es am Montag die Porsche- Beschäftigten, die für Eigenständigkeit demonstrierten. Rund 6500 Mitarbeiter gingen in Weissach, am Stammsitz in Stuttgart- Zuffenhausen sowie in Ludwigsburg auf die Straße.

Porsche in der Defensive

Und auch am Verhandlungstisch mit Volkswagen ist Porsche offenbar in der Defensive. Bei Porsche herrsche «Chaos», heißt es im VW- Umfeld. Bei den bisherigen Gesprächen über ein mögliches Zusammengehen der beiden Autobauer habe die Porsche-Seite «gemauert» und keinen Einblick in die wirkliche Situation gewährt. Diese Einschätzung teilt auch der Autoexperte der Nord/LB, Frank Schwope: «Porsche muss erst einmal im eigenen Haus kehren.» Die Familie Porsche scheine sich über den weiteren Kurs nicht einig zu sein.

Eine Insolvenz von Porsche hält Schwope jedoch für ausgeschlossen. Über eine Milliarde-Kapitalerhöhung könne frisches Geld kommen und damit Schulden abgebaut werden. Zum anderen könne sich Porsche von einem Teil der VW-Beteiligung trennen, auch dies würde Milliarden einbringen. Als ein Kernpunkt bei den Verhandlungen gilt die Frage, was mit den Milliarden-Schulden von Porsche passiert. In Wolfsburg wird befürchtet, Porsche könne versuchen, die Schulden auf VW abzuwälzen - mit negativen Folgen für VW.

Wie es mit der geplanten Auto-Allianz weitergeht, ist auch nach der Aufsichtsratssitzung am Montag völlig offen. Zwar verkündet der wortgewaltige Betriebsratschef Uwe Hück, Porsche werde eigenständig bleiben. Ob es dabei um die Eigenständigkeit der Marke Porsche in einem Großkonzern VW/Porsche geht oder die Sportwagenschmiede als Unternehmen eigenständig bleibt, war unklar. Ebenso offen ist, ob die Gesprächsatmosphäre zwischen Wolfsburg und Stuttgart nach dem erneuten Eklat so vergiftet ist, dass eine gemeinsame Zukunft undenkbar wird. Ein für Mittwoch geplantes Gespräch der Spitzenmanager wurde bereits abgesagt. (dpa)

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