«Es gibt eine Notwendigkeit zu Kooperationen»

Interview Mercedes-Vertriebschef Klaus Maier

In der Autoindustrie führt kein Weg an Kooperationen vorbei. «Allein sind die notwendigen Investitionen für Zukunftstechnologien kaum zu stemmen», sagte Mercedes-Vertriebschef Klaus Maier im Interview mit der Autogazette.

Der Autobauer Daimler kooperiert bereits beim Einkauf mit dem Konkurrenten BMW. Derzeit befinden sich beide Unternehmen in Gesprächen über eine weitergehende Zusammenarbeit. «Wir äußern uns zu Kooperationen dann, wenn wir auch etwas zu berichten haben. Als Markenverantwortlicher für Mercedes kann ich aber soviel sagen: Kooperationen sind und bleiben ein probates Mittel, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen», sagte der Vertriebs- und Marketingchef von Mercedes-Benz Cars, Klaus Maier, im Interview mit der Autogazette.

«Markenbildende Elemente erhalten»

Wie Maier hinzufügte, müsse bei einer Kooperation aber klar sein, dass die markenbildenden Elemente eines Fahrzeuges erhalten blieben. «Doch dies kann auch bei einer weitergehenden Kooperation erreicht werden.»

«Befinden uns in Gesprächen»

Die neu S-Klasse von Mercedes Foto: Daimler

Autogazette: Herr Maier, baut BMW eigentlich bessere Motoren als Daimler?

Klaus Maier: Nein, das finde ich nicht.

Autogazette: Doch gerade an der Frage der Motoren scheint eine weitergehende Kooperation zwischen Daimler und BMW zu scheitern. BMW sieht in diesem Bereich offensichtlich einen Wettbewerbsvorteil.

Maier: Sie beziehen sich auf Medienberichte, die ich so nicht nachvollziehen kann. Wir befinden uns weiter im Gespräch mit BMW.

Autogazette: Was bleibt übrig von einer weitergehenden Kooperation, wenn auch die geplante Verflechtung der Finanztöchter nicht zustande kommt? Nur die bestehende Einkaufskooperation?

Maier: Im Moment stehen nur Spekulationen im Raum. Wir äußern uns zu Kooperationen dann, wenn wir auch etwas zu berichten haben. Als Markenverantwortlicher für Mercedes kann ich aber soviel sagen: Kooperationen sind und bleiben ein probates Mittel, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Dabei muss jedoch klar sein, dass die markenbildenden Elemente eines Fahrzeuges erhalten bleiben. Doch dies kann auch bei einer weitergehenden Kooperation erreicht werden.

«Warten wir Fortgang der Gespräche ab»

Der Mercedes S400 Hybrid Foto: Daimler

Autogazette: Aber gerade Motoren sind ein ausgesprochen markenprägendes Element.

Maier: Im Angebot von Mercedes gibt es Motoren, die über viele Baureihen verbaut werden. Dennoch kommt bei jeder Baureihe ein vollkommen anderes Fahrzeug mit unterschiedlichen Fahreigenschaften heraus. Das zeigt, dass man verschiedenartige Komponenten in unterschiedlichen Fahrzeugen integrieren kann und dennoch markentypische Fahrzeuge anbieten kann.

Autogazette: Daimler musste im ersten Quartal einen Milliardenverlust verkünden. Was würde ein Scheitern der angedachten Kooperation für die Konsolidierung des Unternehmens bedeuten?

Maier: Wie gesagt: derzeit reden wir miteinander in guter Atmosphäre. Warten wir doch einfach den Fortgang der Gespräche ab.

«Gibt Notwendigkeit zu Kooperationen»

Autogazette: Sie sind also weiter zuversichtlich, dass es auch eine weitergehende Kooperation als beim Einkauf geben wird?

Maier: In der Industrie gibt es eine Notwendigkeit zu solchen Kooperationen. Allein sind die notwendigen Investitionen für Zukunftstechnologien kaum zu stemmen.

Autogazette: Sie mussten im April mit der Kernmarke Mercedes weltweit ein Minus von 23 Prozent hinnehmen. Der Rückgang von Audi lag nur bei 5,6 Prozent. Was machen die Ingolstädter besser als die Stuttgarter?

Maier: Wir haben 2008 das beste Halbjahr aller Zeiten gehabt, der April war ein Rekordmonat. Entsprechend müssen wir uns an unseren eigenen Zahlen messen lassen. Sie müssen bedenken, dass wir uns mit der E-Klasse, dem größten Volumenträger unseres Geschäfts, noch mitten im Modellwechsel befinden. Insofern sind wir gut unterwegs.

Autogazette: Sie bezeichnen die E-Klasse als das Herzstück des Unternehmens, mit dessen Verkauf Sie sich zufrieden zeigen. Wie viele Auftragseingänge liegen denn vor?

Maier: Wir sind beim Auftragseingang mit der E-Klasse genau dort, wo wir sie haben wollten.

«50.000 Bestellungen zum Marktstart»

Mercedes E-Klasse Foto: Mercedes

Autogazette: Wo wollten Sie sie denn haben?

Maier: Zum Marktstart im März lagen 50.000 Bestellungen vor. In einem schwierigen Marktumfeld bin ich mit den Auftragseingängen bereits sehr zufrieden, obwohl wir die E-Klasse noch nicht in den USA und den Rechtslenkermärkten eingeführt haben.

Autogazette: Wann rechnen Sie mit einem Ende der Absatzkrise, noch in diesem Jahr?

Maier: Wir erleben eine Krise, die die Volkswirtschaft in dieser Dramatik seit Jahrzehnten nicht gehabt hat. Ich denke, dass wir bis Anfang des kommenden Jahres warten müssen, bevor wir auf einigen Märkten ein deutliches Anziehen des Absatzes erleben werden.

«Sehe keine Trendwende in USA»

Autogazette: Einige Ihrer Kollegen in den USA sehen trotz schwacher Verkaufszahlen positive Signale. Sind Sie angesichts eines Absatzrückgangs von 31 Prozent auch so zuversichtlich?

Maier: Nein, bin ich nicht. Wir reden von Einbrüchen auf dem Gesamtmarkt in den USA von 35 bis 40 Prozent.Der März war zwar besser als der Februar, der April aber schlechter als der März. Insofern kann ich noch keine nachhaltige Trendwende erkennen.

Autogazette: Sie bringen mit dem S400 erstmals serienmäßig ein Hybridmodell mit Lithium-Ionen-Batterie im Luxussegment auf den Markt. Welchen Anteil an den Verkäufen erwarten Sie?

Maier: Wo er genau liegen wird, kann ich Ihnen nicht sagen. Wir denken, dass diese Technologie für die Marke Mercedes-Benz auf jeden Fall einen Impuls als Innovationsträger setzen wird.

«China bleibt Wachstumsmarkt»

Klaus Maier bei der Vorstellung des Smart auf der Autoshow in Shanghai Foto: Daimler

Autogazette: China und die USA sind die wichtigsten Märkte für die S-Klasse. Wie groß ist die Nachfrage nach alternativen Antrieben auf dem chinesischen Markt?

Maier: Der chinesische Markt hat eine große Affinität zu elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Von daher werden wir alle Anstrengungen darauf verwenden, mit solchen Fahrzeugen in China ganz vorn mit dabei zu sein.

Autogazette: Sie sprechen immer wieder vom Boommarkt China, doch auch dort verlangsamt sich das Wachstum. Rechnen Sie mittelfristig mit einer Abkühlung des Marktes.

Maier: Nein. China bleibt ein Wachstumsmarkt - zumindest für Mercedes und das Luxussegment. In den vergangenen Monaten hatten wir dort Zuwachsraten zwischen 50 und 70 Prozent. Das ist phänomenal.

Das Interview mit Klaus Maier führte Frank Mertens

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