«Die Abwrackprämie sichert Arbeitsplätze»

Interview VW-Markenchef Christian Klingler

Christian Klingler sieht in der Abwrackprämie die richtige Entscheidung, den Konsum zu stimulieren. «Von daher hoffen wir, dass unsere Kunden und wir als Autoindustrie noch länger davon profitieren», sagte der VW-Markenchef der Autogazette.

Kurz vor der Entscheidung der Bundesregierung am Mittwoch zur endgültigen Regelung der Abwrackprämie hofft Volkswagen-Markenchef Christian Klingler auf einen Beschluss, der die positiven Aspekte der Prämie fortführt. «Die derzeitige Regelung mit den 2.500 Euro hat sich bewährt und funktioniert sehr gut, wie man an den deutlich über eine Million Antragseingängen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sieht», sagte Klingler im Interview mit der Autogazette.

«Prämie hat allen genutzt

Wie der VW-Markenchef hinzufügte, habe die Prämie bislang allen genutzt, »nicht nur der Autoindustrie, sondern auch dem Handel. Die Abwrackprämie trägt dazu bei, die Arbeitsplätze zu sichern und hilft der Umwelt sowie der Sicherheit im Straßenverkehr. Von daher wäre jede Entscheidung, die diese positiven Aspekte weiter unterstützt, zu begrüßen«, sagte Klingler.

»Die Abwrackprämie war richtige Entscheidung«

Autogazette: Herr Klingler, erst verkündet die Bundesregierung eine Aufstockung der Abwrackprämie, nun könnte es am Mittwoch zu einer Halbierung der Fördersumme von 2500 Euro kommen. Befürchten Sie ein plötzliches Ende des Auftragsbooms?

Christian Klingler: Wir warten jetzt erst einmal ab, was die Bundesregierung am Mittwoch entscheiden wird. Fest steht jedoch, dass die Abwrackprämie die richtige Entscheidung war, den Konsum zu stimulieren. Wir sehen an den Auftragseingängen, dass das hervorragend funktioniert. Von daher hoffen wir, dass unsere Kunden und wir als Autoindustrie noch länger davon profitieren.

Autogazette: Sie sagen, dass Sie jetzt erst einmal den Mittwoch abwarten wollen. Eine Entscheidung, die die Kauflust des Kunden bremst, dürfte Sie aber wenig erfreuen.

Klingler: Die derzeitige Regelung mit den 2.500 Euro hat sich bewährt und funktioniert sehr gut, wie man an den deutlich über eine Million Antragseingängen beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sieht. Darüber hinaus ist der Absatz gegenüber den Prognosen deutlich gestiegen. Die Prämie hat bislang allen genutzt - nicht nur der Autoindustrie, sondern auch dem Handel. Die Abwrackprämie trägt dazu bei, die Arbeitsplätze zu sichern und hilft der Umwelt sowie der Sicherheit im Straßenverkehr. Von daher wäre jede Entscheidung, die diese positiven Aspekte weiter unterstützt, zu begrüßen..

»Ist wahrscheinlich, dass Gesamtmarkt nachgibt«

Autogazette: Rechnen Sie nach dem Auslaufen der Abwrackprämie mit einem drastischen Einbruch der Absätze?

Klingler: Was dann passiert, können wir noch nicht sagen. Doch es ist wahrscheinlich, dass der Gesamtmarkt, der durch die Abwrackprämie deutlich nach oben gegangen ist, dann erst einmal nachgeben wird.

Autogazette: Ebenso wahrscheinlich dürfte sein, dass es nach dem Auslaufen der Abwrackprämie zu einer Rabattschlacht zwischen den Herstellern kommt. Welcher Kunde wird schon bereit sein, ohne satten Preisnachlass ein Auto zu kaufen

Klingler: Wir setzen uns natürlich mit einer Zeit nach der Abwrackprämie auseinander. Wir bei Volkswagen werden uns sehr diszipliniert verhalten und uns jedenfalls nicht an einer möglichen Rabattschlacht beteiligen.

»Trendwende nicht auszumachen«

Autogazette: Selbst der zum Pessimismus neigende VDA hat seine Absatzprognose für 2009 nach oben korrigiert und erwartet einen Absatz von über 3,1 Millionen Fahrzeugen. Was erwarten Sie?

Klingler: Wir geben keine Prognosen ab, doch die 3,1 Millionen Fahrzeuge scheinen uns doch eher verhalten zu sein.

Autogazette: VW hat nach dem ersten Quartal in Deutschland einen Marktanteil von 19 Prozent. Was erwarten Sie 2009 nach den 19,9 Prozent im Vorjahr?

Klingler: Wir gehen davon aus, dass wir den Marktanteil von derzeit 19 Prozent noch bis zum Ende des Jahres steigern können. Dies hängt aber nicht nur allein von uns ab, sondern auch von unseren Mitbewerbern.

Autogazette: Wie schätzen Sie die Situation auf dem US-Markt ein, dort gab es für VW im März ein Minus von 20 Prozent?

Klingler: Wir können die Prognosen der amerikanischen Hersteller nicht ganz nachvollziehen, die aktuell schon von einer Besserung der Absatzsituation ausgehen. Wir sehen zwar bei den Verkäufen und Auftragseingängen eine leichte Verbesserung der Situation im März, doch eine Trendwende können wir noch längst nicht ausmachen.

»Rechnen weiter mit Wachstum in China«

Autogazette: Zwar brummt das Geschäft im Inland, doch die Hersteller leiden weltweit unter einer Exportschwäche. Sehen Sie da eine Änderung?

Klingler: Der Gesamtmarkt schrumpft allgemein. Während 2007 noch 62 Millionen Fahrzeuge für möglich gehalten wurden, wird er in diesem Jahr wohl eher bei 47 bis 48 Millionen Fahrzeugen liegen, womöglich sogar darunter. Entsprechend werden auch wir davon betroffen sein. Es gibt aber auch Märkte, die glänzend laufen wie China und Brasilien.

Autogazette: Doch mittelfristig müssen Sie selbst in einem Wachstumsmarkt wie China mit einer Sättigung der Nachfrage rechnen.

Klingler: Ich glaube, dass die chinesische Wirtschaftssituation sich weiter dynamisch entwickeln wird. Dort rechnet die Regierung mit einem Wirtschaftswachstum von sechs bis acht Prozent, davon können wir nur träumen. Von daher rechnen wir mittelfristig weiter mit guten Wachstumsraten in China.

»Muss ein klares Konzept geben«

Autogazette: Die Zukunft von Opel ist weiter ungewiss. Können Sie die zögerliche Haltung der Regierung nachvollziehen, dem Unternehmen zu helfen?

Klingler: Ich glaube, dass die Regierung genau weiß, was sie tut. Wenn Steuergelder zur Rettung eines Unternehmens verwandt werden sollen, muss es dafür ein klares Konzept geben.

Autogazette: Was spricht gegen eine Staatsbeteiligung. VW macht mit dem Land Niedersachsen als Anteilseigner doch keine schlechte Erfahrungen?

Klingler: Da müssen Sie die Bundesregierung fragen. Ich habe mich um die VW-Aktivitäten zu kümmern.

Das Interview mit Christian Klingler führte Frank Mertens

Keine Beiträge vorhanden