Autohersteller entdecken «Second Life»

Mercedes und Mazda sind schon da, andere werden sicher folgen. Die Internet-Plattform «Second Life» fasziniert User und Marketing-Strategen gleichermaßen. Autohersteller gehen in den virtuellen Welten auf Kundenfang.

Von Susanne Kilimann

Viele Europäer und noch mehr US-Amerikaner zieht es in die bunten Online-Universen. Vor allem «Second Life», eine konsum-orientierte Spiel-Plattform, wird von Millionen Menschen frequentiert. In den virtuellen Weiten des Cyberspace ist fast alles möglich, was auch im echten Leben geht. Der User erstellt sich ein zweites «Ich» und navigiert das sorgsam konfigurierte Idealwesen durch den künstlichen Raum - wo es Artgenossen treffen, Geld verdienen und konsumieren kann.

Auch die Automobilhersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt - und sind mitgezogen in die schöne neue Onlinewelt. Mazda hat den Anfang gemacht. Die Japaner haben sich eine virtuelle Insel gekauft und sie „Nagare-Island“ genannt. Nagare - das erfährt der Besucher ganz nebenbei - heißt soviel wie «Fluss» oder «Bewegung» und bezeichnet Mazdas neue Formensprache. Natürlich ist es nicht nur die schöne Landschaft, die das Cyber-Volk nach Nagare locken soll. Autogeneigte Bewohner von «Second Life» sind eingeladen, den neuen Mazda Hakaze kennen zu lernen und eine Probefahrt zu machen. Im wirklichen Leben ist das Auto noch ein Konzeptfahrzeug, das erstmals auf dem Automobilsalon in Genf gezeigt werden soll. Ob das futuristische Vehikel, ein Crossover mit Roadsterfeeling und SUV-Funktionalität, jemals in Serie gehen wird, steht noch in den Sternen. Möglich, dass die Resonanz der User darüber mitentscheidet.

Testfahrt im Cyberspace

Mazda Hakaze in "Second Life" Foto: Mazda

Die Cyberpiloten in Second Life müssen sich um solche Spekulationen nicht kümmern und können schon jetzt einsteigen in in die goldgelbe Flunder mit dem Haifischmaul. Sie aktivieren den Motor per Knopfdruck und brausen über den Mazda-Parcours, der rund um die firmeneigene Insel führt. Geschickte Fahrer werden belohnt: Wer den Sprung über die Rampe schafft, darf den Testwagen behalten und zur Spritztour starten. Die führt wahrscheinlich zum Kite-Surfen an einen goldgelben Strand. Denn der Cyber-Hakaze hat ein Kite-Board im Kofferraum.

Mercedes-Benz in "Second Life" Foto: Mercedes-Benz

Ganz so weit ist man bei Mercedes-Benz noch nicht. Auf Testfahrten mit verschiedenen Stern-Modellen müssen die Autofreaks von «Second Life» noch warten. Doch die virtuelle Mercedes-Benz Second Niederlassung hat ihre Tore schon eöffnet: Die Mercedes-Insel liegt im edlen „District“ South West und hat die Koordinaten 128.128.11.

Über mangelndes Interesse der «Second Life» Community können sich die deutschen Autobauer dabei nicht beklagen: Die Einweihungsparty der Cyber-Dependance sei ein großer Erfolg gewesen, teilt der Hersteller mit. Bereits eine Stunde vor Beginn der großen Show war die maximale Aufnahmekapazität der Insel erreicht. Tausende virtuelle Wesen tummelten sich unter dem Mercedes-Stern.

Heiße Partynacht bei Mercedes-Benz

Mercedes-Benz in "Second Life" Foto: Mercedes-Benz

Wer einen Platz ergattert hatte, erlebte einen tollen Abend. Moderator Julian Smith - ein smarter Cyber-Wicht - heizte den «virtuellen Autofans mit einem DJ-Set so richtig ein. Virtuelle Popstars gaben Live-Songs zum Besten - und das Cyber-Volk feierte seine Stars frenetisch. Auch nach dem Live-Konzert wurde es noch lange nicht still auf der Mercedes-Insel. Die virtuellen Gäste hätten sich bis in die frühen Morgenstunden amüsiert, vermeldete der Hersteller. Erst in den frühen Morgenstunden mitteleuropäischer Zeit endete die Party. Aber was macht das schom - virtuelle Drinks verursachen keinen echten Kater.

Für die Verkaufs-Strategen im echten Leben ist das bunte Treiben im Online-Universum dabei alles andere als lustvolle Freizeit-Aktivität. Die Cyberwelten sind ein Marketing-Segment, das im knallharten Wettbewerb immer wichtiger wird, haben die Automobilbauer erkannt: «Mit 'Second Life' nutzen wir eine neue Kommunikationsplattform, um weiterhin konsequent auf unsere bestehenden und potentiellen Kunden zuzugehen», sagt Olaf Göttgens, der für die Markenkommunikation bei Mercedes-Benz Pkw zuständig ist.

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