Aktionärsschützer kritisieren Piech

Martin Winterkorn hat die Zielsetzungen für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Der Absatz solle leicht wachsen, sagte der VW-Chef auf der von Protesten begleiteten Hauptversammlung in Hamburg.

VW-Chef Martin Winterkorn hat auf der Hauptversammlung seines Unternehmens das Porsche-Engagement bei Volkswagen begrüßt und den eigenen Ausblick bestätigt. «Wir freuen uns über das Engagement von Porsche und sind uns sicher, dass wir die langjährige Zusammenarbeit unserer Unternehmen bei der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugen erfolgreich fortsetzen werden», sagte Winterkorn am Donnerstag vor seinen Aktionären in Hamburg.

Porsche hält 30,9 Prozent

Porsche hatte seinen Anteil an dem Wolfsburger Autobauer Ende März auf 30,9 Prozent erhöht und bereitet nun ein Pflichtangebot an alle Aktionäre vor. Sobald die Angebotsunterlagen vorlägen, werde der VW-Vorstand eine Stellungnahme an seine Aktionäre abgeben, kündigte Winterkorn an.

Zugleich bekräftigte Winterkorn das Interesse der Wolfsburger an einer Lkw-Allianz mit MAN und Scania . «Zusammen mit dem brasilianischen Nutzfahrzeuggeschäft von Volkswagen ergeben sich hohe Synergiepotenziale, die wir zukünftig nutzen wollen.» VW ist größter Einzelaktionär beider Lkw-Bauer. Erst am Vortag hatten die Wolfsburger bekannt gegeben, ihren Anteil an Scania auf 36,4 Prozent erhöht zu haben. Winterkorn soll im Mai an die Spitze des Scania-Aufsichtsrats gewählt werden, VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech soll dann das Amt bei MAN übernehmen.

Ziele bekräftigt

Für das eigene Unternehmen bekräftigte Winterkorn die Ziele für 2007 und 2008. Im laufenden Jahr soll der Absatz leicht steigen, Umsatz und operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen über den Vorjahreswerten liegen. Für 2008 peilt VW weiter einen Vorsteuergewinn von mindestens 5,1 Milliarden Euro an.

Zu weiterem Wachstum beitragen solle auch die von ihm eingeführte neue Konzernstruktur. «Ich bin überzeugt, dass jede Marke noch leistungsfähiger sein und sich noch erfolgreicher entwickeln kann, wenn sie unabhängiger und dadurch zielorientierter agieren kann», sagte Winterkorn. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Januar hatte er die bisherigen Markengruppen VW und Audi aufgelöst. Künftig werden die Marken VW, Audi, Skoda, Seat, Bentley, Lamborghini und Bugatti unabhängig nebeneinander stehen. «Mit unseren unabhängigen, starken Marken erhält auch der Konzern eine neue Identität.»

Das nach dem Abzug der Golf-Produktion nicht mehr ausgelastete Brüsseler VW-Werk werde Ende Mai komplett in die operative Verantwortung der Tochter Audi übergeben, kündigte Winterkorn an. Audi hatte bereits im März die Übernahme des Werkes bis Mitte des Jahres angekündigt und will hier zunächst neben dem weiter produzierten VW Polo den Audi A3 fertigen. Ab 2009 wollen die Ingolstädter in Brüssel dann ihren neuen Kleinwagen, in den Medien A1 genannt, vom Band laufen lassen.

Kritik an Piech

Aktionärsschützer übten am Donnerstag scharfe Kritik an dem zur Wiederwahl stehenden Aufsichtsratschef Ferdinand Piech. Sie warfen Piech Interessenkonflikte vor, weil der 70-jährige zugleich Porsche-Miteigentümer sei und auch bei dem Sportwagenbauer im Aufsichtsrat säße. «Hier liegt es im Argen. Nach wie vor liegen hier unüberbrückbare Interessenkonflikte vor», sagte Ulrich Hocker, Chef der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Regeln der guten Unternehmensführung würden dabei erheblich verletzt. Bei VW gebe es eine «anerkannt grottenschlechte Corporate Governance».

Scharfe Kritik äußerten die Kleinaktionäre auch an der Ablösung des früheren Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder. Hocker sagte, die «Entlassung» Pischetsrieders sei «katastrophal» gewesen. Pischetsrieder war im Herbst auf Betreiben vor allem Piëchs abgelöst und durch Audi-Chef Martin Winterkorn ersetzt worden - obwohl Pischetsrieders Vertrag erst einige Monate zuvor verlängert worden war. «Ich frage mich, warum schließt man überhaupt einen Fünfjahresvertrag», sagte Hocker. «Nun haben wir wieder einen Wechsel im Management, und wieder werden neue Modelle entwickelt. Ich befürchte nur, dass diese Modelle sicher schön werden, aber auch teurer und den Aktionären dann weniger Rendite bringen.»

Proteste von Umweltschützern

Im Vorfeld der Hauptversammlung war es zu Protesten von Umweltschützern gekommen, die eine umweltverträglichere Konzernstrategie forderten. Die Aktion richte sich gegen den gestiegenen Kohlendioxid-Ausstoß der neuen Volkswagenmodelle, teilte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit. Gemeinsam mit dem Dachverband für kritische VW-Aktionäre fordert der BUND, dass VW umweltverträgliche und zugleich massenfähige Autos entwickelt. Der CO2-Ausstoß stieg bei VW-Modellen nach Angaben des BUND in den letzten fünf Jahren durchschnittlich um sechs Gramm pro Kilometer.(dpa)

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